Warum brauchen Fahrräder zwingend eine Klingel?
„Fahrräder und Schlitten müssen mit mindestens einer helltönenden Glocke ausgerüstet sein; ausgenommen sind Handschlitten.“ (§ 64a StVZO)
Man kann sich doch auch mit seiner Stimme bemerkbar machen. Warum ist eine Klingel am Fahrrad Pflicht?
6 Antworten
Eine Stimme wird nicht automatisch mit einem Fahrrad in Verbindung gebracht, außerdem wird sie im Verkehrslärm leichter überhört.
Eine Klingel signalisiert dagegen im Straßenverkehr fast immer "Fahrrad" (von Straßenbahnen einmal abgesehen) und wird auch in geräuschvoller Umgebung eher wahrgenommen.
Weil Radfahrer sehr oft mit Fußgängern auf einen (viel zu) engen Weg gezwungen werden; auf der Fahrbahn habe ich die letzten Jahrzehnte nie eine benötigt (das Pingeln würde ein Autofahrer auch nicht hören).
Servus.
Wo fährst du denn mit dem Rad?
Zum einen musst du die Antwort "Weil es in der StVZO so steht" schon gelten lassen, denn sonst könnten wir hier ja die Sinnhaftigkeit sämtlicher Gesetze hinterfragen. Bis hin zu Dingen wie Mord.
Antwort: Weil es klare Richtlinien für jeden Bürger braucht, damit ein Zusammenleben in dieser hochkomplexen Welt möglich ist.
Wie dem auch sei. Wenn es dir darum geht, warum der Gesetzgeber eine Klingel als das effektivste Mittel zur Bemerkbarkeit erachtet, dann muss ich mich einerseits den Vorrednern anschließen:
Eine Klingel wird sofort mit einem Fahrrad in Verbindung gebracht. Das Geräusch lernen wir schon als Kinder kennen und können wir im Bruchteil einer Sekunde zuordnen.
Den Beweis habe ich vor einiger Zeit selbst angetreten, als ich meine Klingel am Rennrad (zum Spaß) gegen einen elektrischen Signalgeber ersetzt habe. Das schrille Geräusch dieses Teils hatte einen Pegel jenseits der 120Db und musste ja wohl jedem Fußgänger und teilweise auch Autofahrer sofort die Seele aus dem Leib schrecken. Soweit die Theorie. Die Praxis sah anders aus. Fußgänger auf dem Radweg konnten das Ding anfangs gar nicht zuordnen und blieben beim zweiten Signalton wie angewurzelt stehen, weil sie nicht wussten, was da grad auf sie zukommt. Teilweise wurde das schrille Geräusch gänzlich überhört und ich musste mich erst recht mit meiner Stimme bemerkbar machen. Mit Radfahrern verlief es ähnlich.
Kommen wir also zur Stimme. Und das ist eine heikle Sache. Weil viele Personen das sofort persönlich nehmen und zurückmaulen. Auch wenn du noch so freundlich "tschuldigung bitte" rufst. Außerdem bist du irgendwann heiser. Des weiteren muss dir klar sein, dass es Fahrräder in allen Ausführungen und für die verschiedensten Einsatzgebiete gibt. Die Regel also Rennräder, MTBs, Citybikes etc. betrifft.
Ergo: Eine Klingel ist ein neutrales, gedanklich abgespeichertes Geräusch, das von Jedem und Jeder sofort zugeordnet und verarbeitet werden kann und mehr Zeit zur Reaktion lässt. Der Angeklingelte muss nicht lange überlegen, was er da gehört hat, wie das gemeint war und was er jetzt tun sollte. Der ganze Ablauf funktioniert beinahe automatisch.
Im Zweifelsfall kannst du ja den Unterschied selbst testen.
LG
Sturköpfigkeit und simple Kopflosigkeit sind natürlich auch Faktoren, ganz klar.
Der Punkt ist: Von einer superlauten Klingel und einem superlauten elektrischen Signalgeber und einem superlauten (ja, ich weiß) Ruf wird eher die Klingel erkannt und einem Fahhrad zugeordnet.
Du hast das doch schön beschrieben, es geht nicht um die Lautstärke sondern um die Art des Geräuschs. Und da sind die Klingeln, die heute in der Mehrheit verkauft werden, eben nicht so gut geeignet, da sie das typische Fahrradklingeln gar nicht können. Sie heißen zwar Klingeln, pingen aber, und sind daher nicht besonders wirksam.
Ich bin ein Freak, was solche Details angeht, habe mir gerade erst eine hochglanzpolierte Edelstahl-Rennklingel (über 10 Euro) gekauft, schön laut ist sie auch, aber leider wird sie nicht erkannt, genauso wenig wie meine Taj Mahal-Klingel am Mountainbike,
https://www.vittistore.com/images/taijmahal_640.jpg
oder die DD-M03 am Trekkingrad
Auf meinen Wegen liegt fast täglich eine Strecke, die auch von Spaziergängern und besonders von Hundeleuten benutzt wird. Es ist ärgerlich immer dieses Dicht-Auffahren und Erschrecken, für die Fußgänger noch mehr als für mich (ich fahre ja nicht auf Zeit). Daher liebäugele ich jetzt mit dieser hier:
http://velo-classic.de/oxid2/Fahrrad-oxid/Glocken/Glocke-ROTOR-verchromt-Import-65mm.html
Velo classic bietet noch ein paar mehr traditionelle Klingeln an, die einen ganz soliden Eindruck machen.
Ok jetzt? Nicht behandelt hätten wir die Ding-Dong-Klingeln, die mehr an eine Haustürglocke erinnern. Glaube nicht, dass die besonders gut erkannt werden, wäre aber bereit, für dich ein paar Tests durchzuführen (gegen die Klingel natürlich ;-)
Eins noch, die Radlaufglocke:
Habich. Ist bestimmt superwirksam, aber lässt sich an meinen Rädern nicht montieren. Außerdem ist sie verboten.
Hier in Österreich nennen wir die Radlaufglocken "Sturmklingeln". Sind bei uns prinzipiell erlaubt, haben aber Antiquitätenwert (preislich und was die Verfügbarkeit betrifft) und sind bei den Critical Masses immer ein Hinhörer. :)
90% meiner bisherigen Klingeln (fürs RR) waren die 08/15 BBBs.
https://www.bikester.at/bbb-minibell-bbb-16-klingel-schwarzrot-554577.html?gclid=CjwKEAjwqZ7GBRC1srKSv9TV\_iwSJADKTjaDwOgIR5vaPGbVha8qsXreFeF4qUY77HMGgo6vv8AdHxoCxVTw\_wcB&\_cid=21\_1\_-1\_9\_82\_554577\_58411249117\_pla&ef\_id=V@E73QAABVD4@6Yb:20170314132958:s
Mit DD-M03-artigen Klingeln hab ich aber auch gute Erfahrungen am Puch Clubman gemacht.
Die Chinaglocke ist aber ganz sicher das Nonplusultra (Weil ähnlich laut wie ne Sturmklingel und auch in Germanien erlaubt).
Und gäbs nicht geschätzte 35 Gesetze, die tangiert werden, würd ich ja gleich sowas verwenden:
https://www.youtube.com/watch?v=cnr6uGIV8no
LG
Nochmal zur Sturmklingel. Alle Angebote, die ich bis jetzt gesehen habe, bieten das gleiche Ding wie in meinem Link an. Es ist von der Ausführung richtig mies, eine wackelige Konstruktion aus dünnem Blech.
So - habe tatsächlich eben ein paar Klingeln hin und her geschraubt, bleibe beim Rennrad erst einmal bei dieser hier:
Passt keine andere. Habe sie aber so montiert, dass ich hektisch werden und so mehr Stress erzeugen kann. Ein einzelnes Ping jedenfalls kannst du vergessen.
Ohne das Thema jetzt künstlich verlängern zu wollen:
Wenn ich klingel, dann prinzipiell 2,3mal hintereinander. Weil mans dann eher hört und es - wie du gesagt hast - Stress erzeugt.
Da die letzte und aktuelle Generation mit dem "Ping" aufgewachsen ist, ist auch eben jenes gedanklich abgespeichert bzw. sind die Probanden darauf konditioniert. (Was mich gerade an pawlowsche Experimente zum Wohle der Allgemeinheit denken lässt...).
Für mich stellt sich dann eigentlich nur die Frage, ob das Ping laut genug ist. Und da unterscheiden sich die "neuen" Klingeln schon untereinander. Ich persönlich bin mit der BBB sehr zufrieden, da ich eh kein Einping-Wunder erwarte.
Fürs Rennrad sind diese großen Glockenschalen einfach zu unpraktisch.
(und Aero und so. ;-) )
Ok, danke, habe mir mal die BBBs angeguckt und muss zugeben, dass es Unterschiede bei Klingeln dieser Bauform gibt. War mir noch nicht klar. Die einfachen bekommst du fast geschenkt, die Halterung des Klöppels bricht bei Kälte ab. Deshalb nehme ich die kleinen Dinger nicht mehr.
Die BBBs scheinen so eine Art Luxusausführung zu sein. Überstehen sie denn den Winter? Die Rezensionen bestätigen allerdings meine Zweifel, egal bei welchem Modell:
https://www.bike-components.de/de/BBB/Loud-Clear-BBB-11-Fahrradklingel-p5047/
Ja, die Generationen. Das ist es ja. Ich bezweifele sehr, dass die Leute, die mich nicht hören, überhaupt mal auf einem Rad gesessen haben während der letzten 50 Jahre. Hören die überhaupt noch irgendetwas? Aber ok, ich muss da lang, wenn ich hoch in den Wald will. Im Wald dann werde ich deutlich besser gehört, weil es stiller ist und weil die Etagenrentner dort nicht vorkommen. Die brauchen es flach.
Meine neue Edelstahl-Rennradklingel ist in der Tat größer, als ich nach den Bildern angenommen hatte, 5 cm Durchmesser. Sieht aber fast senkrecht angebracht auf dem flachen Lenker nach vorn ganz gut aus, eher wie ein Bug-Spoiler :-), sehr aerodynamisch.
Ich verwende nur die BBBs auf dem Rennrad und dem Citybike und hatte bisher keine Ausfälle zu vermelden...
Es steht zwar in der StVZO aber ich selber halte mich nicht daran. Muss im Endeffekt e jeder selber wissen und ich glaube nicht, dass dich so schnell jemand aufhalten wird und du eine Strafe bezahlen musst.
Es ist vielleicht auch für einen bequemer, wenn man nur eine Klingel betätigen muss anstatt das man laut schreien muss.
Hm Vorschrift ist Vorschrift. Bei Meinem Rad kann ich es mir aussuchen ob ich Bremse oder klingel. Besser bremsen.
Aber ohne Klingel zahlst Strafe.
Da ich heute Morgen mal wieder nichts anderes zu tun habe, als an meinen eigenen Rädern herum zu optimieren, frage ich mich, ob meine drei schon ausgesucht schönen und guten Klingeln wirklich dieses abgespeicherte Geräusch treffen oder ob ich sie nicht vielleicht noch tauschen sollte. Besonders wirksam scheinen sie nämlich nicht zu sein.
Alle drei erzeugen ein einfaches Ping. Klingele ich nun aus 30 oder 40 Metern Entfernung, reagiert niemand darauf. Nein, ich muss dicht an die Fußgänger heran fahren bis auf drei Meter, voll abbremsen natürlich, und dann noch einmal mehrmals hintereinander pingen. Jetzt erst reagieren die Leute, erschreckt, aber immerhin bleiben sie freundlich und gehen zur Seite.
Eine klassische Klingel, die klingelt und nicht pingt, also so ein Ding, bei dem sich der innere Drehmechanismus entweder verhakt oder gleich ganz kaputt geht, dürfte wirksamer funktionieren.