Wie ist das bei Twitch mit Urheberrechtsverletzungen?

• Rein urheberrechtlich sieht es bei einem Buch so aus:

Ein Autor schreibt einen Text. Der ist meist geschützt durch UrhG § 2. Ein Verlag kauft dem Autor die Nutzungsrechte an dem Text.

• Praktisch sieht es dann so aus:

Der Verlag verspricht dem Autor dafür 10 Prozent oder so des Buchhandelsumsatzes von zum Beispiel 20,- Euro pro Exemplar, von dem der Verlag wiederum so um die 60 Prozent erhält.

Wenn ich nun 100 Bücher selbst herstelle, also als Raubdruck, und verkaufe, hat der reguläre Buchhandel bis zu 100 Bücher weniger Umsatz, also bis zu 2.000,- € weniger. Das macht bis zu 1.200,- weniger für den Verlag und bis zu 200,- weniger für den Urheber, den Autor.

So war das früher mit dem Verkauf von Raubkopien beliebter Bücher in Kneipen.

Und wenn ich heute das gesamte Werk kopiere und ins Internet stelle - was bei mir nur ein paar Klicks erforderte -, müsste Keiner mehr das Buch käuflich erwerben.

• Und rein urheberrechtlich sieht es bei einem Videospiel so aus:

Ein Autor der Story schreibt einen Text und der Grafiker zeichnet Bilder dazu. Beide sind meist geschützt durch UrhG § 2. Ein Verlag kauft beiden die Nutzungsrechte an dem Spiel ab.

• Praktisch sieht es dann so aus:

Der Verlag verspricht den Urhebern dafür X Prozent oder so des Videohandelsumsatzes (oder zahlt eine feste Summe), von dem der Verlag wiederum Y Prozent erhält.

Wenn ich nun 100 Videospiele selbst herstelle, also als Raubkopie, und verkaufe, hat der reguläre Videohandel bis zu 100 Spiele weniger Umsatz. Das macht weniger Umsatz für den Verlag und weniger Honorar für die Urheber, also für den Autor und den Grafiker.

Und wenn ich das gesamte Werk kopiere und ins Internet stellte, müsste Keiner mehr das Spiel käuflich erwerben.

• Wenn ich aber Ausschnitte aus einem Videospiel ins Intenet stelle, kann ja keiner das Spiel spielen! Er kann es sich nur ansehen! Das genügt ihm bei einem Buch. Aber nicht bei einem Spiel.

Bei einem Spiel wird der Reiz, es auch zu kaufen, hingegen viel größer, wenn man bei anderen sieht, wie es geht und wie toll es aussieht.

Außer, man möchte nur Monster, Möpse, Blut und Action sehen. Dann reicht es vielleicht schon, anderen beim Spielen zuzusehen ;-)

Gruß aus Berlin, Gerd

Warum sollten die Urheber der Spiele etwas dagegen haben?
Das ist gratis Werbung für ihr Produkt.

Das ist genau der Sinn von Urheberrechten, dass die künstlerischen Erzeugnisse nicht einfach von Dritten gegen Geld verwertet werden dürfen.

Wieso ist es in Ordnung Spiele zu streamen?

Urheberrechtlich ist es das nicht, aber die Entwickler/Publisher als Rechteinhaber tolerieren das.

Was ist das System, das Streamer schützt?

Große Streamer die ihre Spiele gesponsert kriegen haben durch dieses Sponsoring auch das Einverständnis.

Und wenn man beispielsweise ein Buch in einem Stream vorliest, also quasi den Inhalt des Buches veröffentlicht, verletzt das dann nicht auch Urheberrechte

Klar, und der Autor des Buches findet es vermutlich weniger witzig als ein Spieleentwickler.

Ich könnte mir vorstellen, dass es bei Spielen eine andere Rechtslage ist, als bei geschriebenen Veröffentlichungen.

Nein, das Urheberrecht gilt für Spiele genauso wie für Bücher, Bilder, Musik, Filme, ...