Sollte Respekt Älteren gegenüber auf Gegenseitigkeit beruhen?
Ich stamme aus einer russischen Familie in der es üblich war/ist, "Respekt" (oder eher Angst) vor älteren zu haben. Soweit so gut, habe ich auch. Ich würde meine Eltern niemals beleidigen, beschimpfen oder ähnliches. Ich begrüße immer ältere Personen, wenn sie an mir vorbei gehen und bin immer Nett zu allgemein älteren Männern. Doch frage ich mich folgendes. Wenn meine Mutter schlecht gelaunt ist... hat sie das Recht (und damit meine ich nicht juristisch, sondern moralisch) mich anzuschreien wegen Kleinigkeiten oder sogar über Sachen, die nicht einmal stimmen!! und wenn ich mich darüber aufrege und selber laut werde ohne aber beleidigend zu werden , dass sie dann sagt, dass ich Respektlos wäre und ich misserzogen wäre? Oder ist es moralisch vertretbar, dass Eltern meinen in jeder Sache immer Recht zu haben? Ich und meine Mutter hatten mal eine Diskusion über einen juristischen Fall, über den ich mich vorher gründlich erkundigt hatte. Und egal wieviele Beweise und Argumentationen ich gebracht habe (und ich hab sogar darauf geachtet, dies alles nett und in angemessener Stimmlage zu sagen), sie hat nicht nachgegeben .. und noch besser! sie meinte sogar ich wäre frech! und sie hätte ja 18 jahre mehr lebenserfahrung als ich und ich hätte keine ahnung. (dabei hatte ich recherchiert und sie ist nicht gerade juristin)
Und nun meine Hauptfrage: Warum meinen Eltern, dass wir Kinder immer so Respektlos wären, dass wir kein benehmen hätten, obwohl sie 1. selber nicht besser waren (meine mutter hat mir ihre jugendgeschichten erzählt) 2. und selber auch selten Respekt entgegenbringen. Muss Respekt nicht auf Gegenseitigkeit beruhen? Oder gillt das Prinzip "Ich bin älter, du hast mir Respekt entgegenzubringen und ich kann mir dir machen, was ich will, solange es juristisch nicht verboten ist" ? Was haltet ihr davon? Wie sehr ihr das? Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht?
9 Antworten
Ich denke, dass deine Mutter in diesem Fall "Respekt" mit "Unterordnung" verwechselt. Auch in Deutschland war diese Form der Erziehung bis vor nicht allzu langer Zeit üblich. Ich selbst bin in meiner Jugend noch in den Genuss dieser Erziehung gekommen.
Wenn Kinder ihren Eltern widerspruchslos gehorchen, erleichtert das den elterlichen Umgang ungemein. Damit das so funktioniert hat, wurden entsprechende Strafen eingesetzt, die dazu beitrugen, dass Kinder sich fügten.
Eltern müssen in diesem Fall nicht überzeugen, sie müssen nur Macht ausüben. "Respekt" steckt nach meiner Erfahrung aber weniger dahinter. Stattdessen jede Menge Angst.
Eine vertrauens- und respektvolle Beziehung sieht völlig anders aus.
Was deine Mutter einfordert, ist kein Respekt. Damit umschreibt sie etwas ganz anderes. Sie erwartet, dass du ihr widerspruchslos gehorchst. Und weil sie diejenige ist, die Macht hat, darf sie sich in ihrer Vorstellung auch dir gegenüber so verhalten, wie sie es tut.
In einer Eltern- Kind-Beziehung, die von Respekt geprägt ist, sieht dieser Umgang anders aus - auch wenn Eltern sich sicher immer wieder in der Versuchung finden, ihre Macht gegenüber ihren Kindern auszuspielen.
Meist verhalten sich Menschen so, die selbst so erzogen wurden. Sie haben nur dieses Modell von Erziehung gelernt und können nichts anderes. Sie genießen aber sicher auch ein Stück weit die Macht, die nun ihnen zur Verfügung steht.
Ich bin in Deutschland aufgewachsen und wohne seit 3 Jahren in Kanada. Respekt kenne ich aus Deutschland eher als Unterordnung - wie schon geschrieben wurde. Den Satz "Paul respektiert Peter." habe ich in Deutschland so verstanden, dass Paul genau das tut (und denkt?), was Peter von ihm erwartet. Damit ist Respekt wohl eher einseitig gemeint.
Ich habe gemerkt, dass Respekt hier in Kanada etwas ganz anderes bedeutet. Obiger Satz würde hier bedeuten, dass Paul wertschätzt, was Peter tut und denkt. Paul muss nicht immer damit einverstanden sein, doch er würde Peter nicht zwingen, etwas anderes zu tun als er (Peter) für richtig hält. Auch in dieser Bedeutung könnte Respekt einseitig sein. Das ist, denke ich, aber eher unwahrscheinlich. In meiner Erfahrung. Denn, gehe ich respektvoll (auf kanadisch) mit dem anderen um und versuche, sein Verhalten und seine Ansichten zu verstehen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass auch der andere mich respektiert.
Noch etwas entspricht meiner Erfahrung. Zu allererst muss ich mit mir selbst respektvoll umgehen, dass heißt, meine eigenen Handlungen und Ansichten schätzen und verstehen lernen. Dann kann ich es auch mit anderen.
Das, was Du beschreibst und beantwortet haben möchtest, bezieht sich in der Tat auf Einzelfälle und kann nicht verallgemeinert werden. Das Eltern oder auch ältere Personen mal ausrasten, ist genauso üblich, wie dies bei jüngeren Menschen der Fall ist.
Wenn Du auf der sicheren Seite sein möchtest, dann lerne etwas auch mal wegzustecken, als darauf mit dem gleichen Tonfall zu reagieren. Das beeindruckt andere, auch ältere Menschen ganz sicher und führt zu einem guten Miteinander. Wer anderen mal vergibt, dem wird auch vergeben.
Wenn sie sag. du wärst misserzogen, dann frag sie ganz provokativ "Wer hat mich denn erzogen?". Dann muss sie sich an die eigene Nase fassen. Eltern sind nun mal oft rechthaberisch, sie wollen einfach der "Überlegene" sein, das hängt vor allem an ihrem Schutzinstinkt. Sie wollen dich schützen, indem sie dir Tipps geben und dafür erwarten sie von die, dass du ihnen zustimmst und auf sie heraufschaust. Aber du musst auch deine eigene Meinung behaupten können und so machen, wie du es beschrieben hast. Freundlich deine Meinung sagen, nicht beleidigend werden und auch andere Meinungen akzeptieren.
Nein, dass ist etwas, was ich auch an der heranwachsenden Jugend nicht ausstehen kann. Ich bin selbst noch nichtmal über 20 und mich kotzt diese Respektlosigkeit an. Man sollte immer Respekt vor Älteren haben. Sie haben mehr Erfahrung, mehr Wissen und mehr Ehre. Ich kann es nicht ab, wenn mir ein paar 12 jahrige auf den Keks gehen!
Immer?
Auch wenn dich ältere Menschen ungerechtfertigter Weise anmaulen? Dich anrempeln ohne "entschuldigung" zu sagen?
Mehr Wissen und mehr Erfahrung ist noch kein Freifahrtschein für ungehobeltes Benehmen. Mit meinen gut 50 Jahren habe ich auf beiden Seiten schon Menschen unterschiedlichen Alters mit absolut ätzendem Verhalten erlebt.
Was die 12jährigen - die du kennst - anbelangt: da würde ich mal anfangen über meine eigene Einstellung ihnen gegenüber nachzudenken. Versuche es das nächste Mal mit etwas, was sie total überraschen wird: sei mal freundlich zu ihnen. Auch wenn es dir schwer fallen mag.
Definiere "auf den keks gehen" bitte. Was habe ich denn getan, um ihr auf den Keks zu gehen (mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht 12 sondern 16 bin), wenn ich das Wohnzimmer aufgeräumt habe, ausversehen ein Spielzeug meines Bruders vergessen habe und ich dafür ärger kriege und zuhören bekomme, dass ich nichts ordentlich machen kann? Was habe ich falsch gemacht, wenn ich darauf festhalte, dass ich zu 100% Recht habe und meine Mutter eben nicht ? Du, als nichtmal 20 Jähriger solltest mal an deine eigene Kindheit zurückdenken. Du warst sicherlich auch nicht der fromme Junge von nebenan, der jeder oma über die straße geholfen hat und seiner mutter jeden wunsch von den lippen abgelesen hat, um sie sofort perfekt umzusetzen ..
und nochwas.. zum thema "ehre" .. du bist nichtmal 20 .. was hast du getan, um "ehre" zu erlangen? .. was ist für dich ehre? ich find es schlimm, sowas von einem nichtmal 20 jährigen zu hören. Wir die achso schlimme heranwachsende Jugend. Aber was ist denn mit der Discogänger generation, die sich ja nur besäuft und prügelt und jede nacht mit nem neuen one-night stand verbringt? gehörst du, als nichtmal 20 jähriger da nicht dazu? Hör bitte auf zu verallgemeinern. Nicht jeder der 12 ist, ist sofort ein ungezogener respektloser kleinkrimineller, wie das die älteren denken.