polizei - gehobener dienst - berufsalltag

4 Antworten

Hallo,

ich musste schon etwas schmunzeln als ich Deinen Satz gelesen habe:

... dinge zu machen, die man sich unter spannender polizeiarbeit vorstellt, die da z.b. wären: in zivil ("undercover") beweismaterial gegen z.b. extremistische, rauschgifthandelnde, oder organisierte kriminalorganisationen sammeln; wirtschaftskriminalität, terrorismusbekämpfung >

Aus diesem Satz ist schon ersichtlich, dass Dein Berufsbild der Polizei sehr durch Fernsehfilme und weniger durch Sachbeiträge entstanden ist.

Gerade die Bekämpfung von Schwerkriminalität und Terrorismus ist anders als im Fernsehen da gestellt alles andere als Spannend. Die Ermittlungsarbeit und auch die Observation ist meist eine zeitaufwendige, aber langweilige Ermittlungsarbeit in der es weit weniger Action gibt als es die meisten Polizeibeamten im normalen Streifendienst erleben. Die meiste Zeit verbringst Du am Computer, fertigst Deine Berichte oder bist als Zeuge vor Gericht tätig, was auch alles andere als spannend ist.

Oft hängt man in irgendwelchen Fahrzeugen oder Wohnungen und beobachtet einfach nur. Minutenlang, Stundenlang, Tagelang ohne das irgendetwas passiert.

Da finde ich persönlich schon die Hausdurchsuchungen interessanter, aber auch hier fehlt jede Art von Spannung. Man klingelt in der Regel um 06.00 Uhr morgens oder verschafft sich mit der Ramme oder unter Zuziehung des Sondereinsatzkommandos zutritt zur Wohnung, was auch die einzigen 5 Minuten an Spannung mit sich bringt. Die Durchsuchung einer Wohnung oder eines Hauses zieht sich nicht selten den halben bis ganzen Tag hin.

Im übrigen bringt die Arbeit in Undercover ja mit sich, dass man eben keine spannenden Tätigkeiten durchführt, sondern sich so verhält, dass man nicht sofort als Polizeibeamter zu erkennen ist.

Wenn Du Spannung willst, musst nicht zur Kriminalpolizei gehen, sondern in eine der Sonderheiten wie MEK/SEK/GSG9. Hier kann man wirklich was erleben, aber der Alltag ist von vielen Trainingseinheiten und Unterrichten geprägt. Die Einsätze selbst sind oft mit längeren Anfahrten verbunden, vor Ort gibt's dann eine Einweisung von den Beamten vor Ort und der Zugriff selbst ist zwar spannend, aber meist innerhalb von 5 - 10 Minuten erledigt.

Am spannendsten ist meiner Meinung nach noch der normale Streifendienst. Du hast den ganzen Tag mit den völlig unterschiedlichsten Menschen zu tun, Du weist nie, was Dich auf Streife oder bei Einsätzen erwartet. Oft werden aus den einfachsten Fällen die Actionsreichsten Einsätze.

Aber egal wo Du auch immer bei der Polizei Deinen Dienst versiehst, so spannungsgeladen wie im Fernsehen ist kein Einsatz.

Zusammengefast:

Die Realität im Fernsehen a´la "Alarm für Copra 11" & Co ist nicht mit der wirklichen Realität zu vergleichen.

Zu Deiner Frage:

haben der großteil der guten absolventen die chance, dinge zu machen, die ...>

Was Du später bei der Polizei machen kannst hängt weniger von den Zeugnissen ab oder wie gut Du Dein Polizeistudium abgeschlossen hast, sondern ob in den entsprechenden Bereichen wo Du hinwillst was frei ist.

Ist was frei, kannst Du Dich auf das Tätigkeitsfeld bewerben. Oft musst Du nur einfache Bedingungen erfüllen wie z.B.

  • Dienstgrad mindestens Polizeioberkommissar
  • nicht älter als
  • überdurchschnittlich Sportlich
  • Gute Englischkenntnisse
  • Gute PC Kenntnisse
  • mehr als 3 Jahre nach der Ausbildung im XXX - Tätigkeitsbereich

Das waren jetzt aber nur ein paar Beispiele, die von Stelle zu Stelle ganz anders aussehen können.

Gibt auch noch Tätigkeitsfelder auf die Du Dich bewirbst, wo Du zu den erfüllen der Voraussetzungen auch noch ein sogenanntes Eignungs.- und Auswahlverfahren (kurz EAV) hinter Dich bringen musst, wo Du richtig was zeigen musst. Beispiel MEK, da fallen gut 85 % der Bewerber bei dem EAV durch.

Aber bei einem kannst Du Dir sicher sein. 99 Prozent der Schüler träumen von soviel Action im Beruf mit sich bringt, wie das im Fernsehen gezeigt wird, aber später ist man dann doch froh, wenn man nicht jeden Tag an seine Leistungsgrenzen gebracht wird und wo Frau und Kinder nicht jeden Tag fürchten müssen Witwe oder Waise zu werden.

Schöne Grüße
TheGrow

Mach am besten einmal ein Praktikum.

Ansonsten ist es wie in jedem Job: Du kannst Glück haben und hast tolle Aufgaben und ein gutes Team, oder nur Mist. Es liegt aber auch an Dir, das durch Leistung und Engagement zu beeinflussen. Die Möglichkeiten sind defnitiv vorhanden - es ist aber auch klar: Nicht alle werden Chef, sonst ist ja keiner mehr da, der arbeitet ;-) - Ist woanders aber auch so.

Im Übrigen: Natürlich ist die Arbeit weniger spannend als im Krimi oder in der Actionserie dargestellt, bietet aber trotzdem große Entwicklungs- und Veränderungsmöglichkeiten (in gewissen Lebensphasen hat der planbare Bürojob auch seine Vorteile).

Man hat auf alle Fälle die Gelegenheit mit sehr unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu kommen - und wenn man's richtig macht, kann man auch ab und zu zwischendurch mal eine Frage auf gutefrage.net beantworten ;-)

du kannst aufsteigen, wenn du gut bist, mehr geld verdienen und dich spezialisieren. ein verwandter kann das mit den fingerabdrücken.

WOW - SEK, wa?

das mit den Fingerabdrücken können schon Anwärter ...

Gruß S.

Hallo schwabinggirl,

ich weiß zwar nicht, was Dein Verwandter so erzählt hat, aber mit mehr Geld bekommen, weil Du gut bist kann man bei der Polizei vergessen.

Polizisten werden nicht danach bezahlt was sie tun. Die Bezahlung bei der Polizei richtet sich nach nur zwei Sachen:

  1. Der Besoldungsstufe die sich nach dem Dienstgrad richtet. So hat ein Polizeikommissar / Kriminalkommissar die Besoldungsstufe A9

  2. Der Altersstufe bzw. nennt sich jetzt Erfahrungsstufe

Dazu gibt es die Zulagen, die aber jeder Polizeibeamte bekommt, wie Polizeizulage von 133,75 Euro, die Wechselschichtzulage, die Zulage für Nacht, Wochenend und Feiertagszuschläge und Spezialeinheiten wie MEK bekommen noch knapp 100 - 150 Euro Gefahrenzulage, die man aber dafür aufwenden muss, weil Versicherungen wie Lebensversicherungen wesentlich teurer sind.

Du wirst aber nicht unbedingt schneller befördert, weil Du Dich jetzt spezialisiert hast. Ein Hauptkommissar der Dienstgruppenleiter ist und 100 Leute unter sich hat verdient nicht einen Cent mehr als ein Hauptkommissar im normalen Streifendienst.

Und im übrigen spezialisiert sich jeder Polizeibeamte durch irgendwelche Lehrgänge irgendwo. Der eine ist z.B. Fachkraft für Urkundefälschung, der Andere vielleicht Spezialist für LKW und Gefahrgutkontrollen und der nächste Spezialisiert sich vielleicht auf Spurensicherung. Mehr Geld bekommt er aber durch die Spezialisierung nicht.

Schöne Grüße
TheGrow