Muss mein Vermieter Dämmung nachrüsten?

8 Antworten

Hallo,

mit eurem Problem seid ihr nicht allein. Ich bin seit 25 Jahren Gutachter in diesem Bereich und weiß wovon ich spreche. Jedes Jahr im Frühjahr werde ich verstärkt zu Schimmelschäden gerufen. Davon sind 80% in Schlafzimmern. Das hängt hauptsächlich damit zusammen, dass ein Mensch im Laufe einer Nacht ca. 0,5 Liter Wasser nur aus seiner Atemluft produziert. Dieser Wasserdampf verteilt sich im Raum und setzt sich in den Wänden fest. Selbst wenn die Wände von außen gedämmt sind, passiert das. 

Vermieter verweisen fast immer auf das richtige Lüftungsverhalten und sind dann erst mal fein raus. Man kann es meist nicht nachweisen, wie man gelüftet hat. 

Wenn an bestimmten Stellen immer wieder Schimmel auftritt , kann es sich auch um einen Baumangel handeln. Wenn du vermutest , dass es sich um einen Baumangel handelt, solltest du dringend mit deinem Vermieter sprechen. Beachte aber, dass ein Baumangel immer auch bewiesen werden muss. Du solltest also erst mal das Problem über längere Zeit dokumentieren und gegebenenfalls einige Tests selbst durchführen. 

Wenn du gleich ohne Beweis zum Vermieter gehst, wird er dich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf falsches Lüftungsverhalten verweisen. Du musst also beweisen, dass du richtig lüftest und alles getan hast, um das Problem zu vermeiden.  Hinweis ! Seit 2004 muss bei der Planung eines Gebäudes und bei großflächiger Sanierung vom Planer immer auch ein Lüftungskonzept erstellt werden. (DIN 1946-6). Es genügt nicht auf Stoßlüften zu verweisen. 

Mein Tipp. Kauf dir einen Luftentfeuchter und stelle ihn tagsüber im Schlfzimmer auf. Damit sind die Wände innerhalb von 2-3 Wochen trocken zu bekommen. Du wirst staunen wie viel Wasser sich da im Luftentfeuchter sammelt. Hilfreich ist auch ein Hygrometer. Kostet nicht viel und zeigt dir die genaue Luftfeuchtigkeit an. Die sollte zwischen 40-60% rel. Luftfeuchte liegen. 

Hervorragende Antwort, der ich nur noch hinzufügen möchte, dass wohl ein elektrischer Luftentfeuchter, wie zum Preis von ca. 100 bis 120 € zu haben sind, gemeint sein dürfte. Nutze auch so ein Gerät und das arbeitet wirklich hervorragend. Auch ich habe gestaunt, wieviel Wasser sich darin sammelt.

Statt Hygrometer empfehle ich immer und nutze es auch mehrfach selbst: Schimmelradar (gibt's unter dieser Bezeichnung z. B. bei voelkner.de).

Es zeigt nicht nur die aktuelle Luftfeuchtigkeit, sondern auch den Verlauf z. B. während der Nacht und es warnt, wenn die Feuchtigkeit zu  hoch ansteigt und man nun dringend lüften muss.

Am besten natürlich in der Nähe der gefährlichen Stelle aufstellen oder aufhängen.

Wenn ihr 2 mal pro Tag 15 minuten Stoß lüftet, lüftet ihr genug. Ihr habt eine Schimmelfreie Wohnung gemietet und habt auch ein Recht darauf. Setzt eine Frist zur Beseitigung und kündigt an, nach dieser schriftlich angekündigten, angemessenen Frist die Miete um einen angemessenen Prozensatz zu mindern. 

Das der SChimmel genau an der Stelle auftritt wo der Wasserrohrbruch war, lässt nichts gutes Erahnen. Entweder ist die Dämmung zu gering, oder es ist wieder gebrochen. Bei alten Rohren kann so was passieren. 

Auf welcher Temperatur habt ihr das Schlafzimmer? 

Die Temperatur vom Schlafzimmer liegt bei ungf. 10 Grad ungeheizt und wenn ich heize 17-19 Grad. Ich lüfte drei mal täglich ungf 10 - 15 Minuten. Muss ich denn jetzt noch heizen??

@Marrylu92

10 Grad könnte vielleicht zu wenig sein, so dass er vielleicht verlangen kann, dass du die Zimmertemperatur erhöhst. 

Daran schließt sich die Frage an, ob er dich bei der Unterschrift des Mietvertrags über die nicht vorhandene Dämmung informiert hat.

Fest steht, dass er den Schimmel beseitigen muss, da dir ein leben in einer Schimmelbefallenen Wohnung nicht zuzumuten ist. 

Lüften tust du genug. 

ach ja und eine Dämmung an der Außenwand ist nicht vorhanden.

@Marrylu92

Seit wann ist denn die Dämmung einer Außenwand für den Vermieter verpflichtend??? Und weiter: Der Mieter hat keine Recht auf Information hinsichtlich nicht vorhandener Dämmung - Dein Kommentar ist pure Schaumschlägerei.

@Gerhart

Du kannst offensichtlich nicht lesen. 

Von einer Dämmpflicht hat der Kommentar nicht gesprochen.  

Der Vermieter muss nur vorher angeben, "Die Wand ist soundso gedämmt oder eben nicht gedämmt". Wenn der Vermieter Lust hat jedesmal den Schimmel zu beseitigen und eventuell eine Mietminderung in Kauf zu nehmen, kann er das machen. Niemand sagt, dass er dämmen muss. 

Er muss halt nur den Schimmel beseitigen, solange der Mieter den nicht nachweislich verursacht hat. 

Anders ist der Fall gelagert, wenn dem Mieter Fehlverhalten nachgewiesen werden kann. Das kann schwierig werden.

Die beste Antwort bisher ist die von SVBGert. Ich habe noch was drunter gesetzt.

Meine Vermutung: Der Rohrbruch wurde beseitigt, die Wände aber anschließend nicht mit einem Bautrockner getrocknet. Somit ist die Wand an dieser Stelle immer noch durchfeuchtet und somit ist dort auch die kälteste Stelle und Schimmel vorprogrammiert. Wurde also nicht fachgerecht getrocknet, ist das jetzt Euer Argument.

Falls doch und ganz allgemein:

Dein Empfinden von Wärme ist rein persönlicher Natur. Für Schimmelbildung gibt es schlicht und einfach physikalische Voraussetzungen. Was Du jetzt als "warm" empfindest, kommt Dir bei gleichen Temperaturen im Herbst als "kalt" vor. So ist es nun mal.

Die Temperatur der inneren Wandoberfläche einer Außenwand muss über dem Taupunkt liegen. Dieser variiert etwas, man kann aber grundsätzlich davon ausgehen, je höher die Luftfeuchtigkeit, umso höher der Taupunkt. Wenn man regelmäßig ausreichend lüftet, darf man davon ausgehen, dass der Taupunkt bei etwa 17 °C liegt. Eine relativ feuchte Außenwand muss mehr beheizt werden, als eine relativ trockene.

Hast Du das Gefühl, dass das Zimmer mit 19°C ausreichend warm ist, kann es dennoch sein, dass die Oberflächentemperatur der Wand deutlich unter 17 °C liegt. Das Zimmer wäre also erst dann ausreichend beheizt, wenn dadurch auch diese Temperatur in den Bereich oberhalb von 17 °C dauerhaft ansteigt.

Du schreibst

da es ein enormer Kostenfaktor ist.

Sollte es dem Vermieter tatsächlich gelingen, Euch die Schimmelsanierung aufs Auge zu drücken, weil ihr nicht dem Haus entsprechend gelüftet und geheizt habt, wären das aber die höheren Kosten.

Wenn man in eine Wohnung zieht, sollte man sich darüber im Klaren sein, in welchem Zustand ein Gebäude ist und dass vor allem die Höhe der Heizkosten sehr davon abhängen. Was nützt es, eine vergleichsweise günstige Miete zu haben, wenn man dann Unsummen für das Heizen aufwenden muss.

In den wenigsten Fällen ist ein Haus vom Bauzustand so mangelhaft, dass man den Vermieter zu Reparaturen oder zu nachträglichem Dämmen zwingen kann. Man mietet den Zustand, in dem ein Haus sich befindet und muss sich ggf. auf erhöhte Kosten einstellen, die man nachträglich dann nicht mehr auf den Vermieter abschieben kann.

Muss mein Vermieter Dämmung nachrüsten?

Nein.

Und selbst wenn er dies täte, zahlst du die Kosten über eine Modernisierungserhöhung selbst. Ab dem 10 Jahr wäre das sogar eine zusätzliche Erhöhung deiner Mietzahlung, da 11% der für deine Wohnung aufgewendeten Kosten der Dämmmaßnahmen dauerhaft als Modernisierungskosten berechnet werden dürften :-O

Wenn ausreichendes Lüften und zusätzliches Heizen (es kommt nicht auf die Außentemperatur, sondern den Unterscheid Innen- und Außentmeperatur der Wand an, die Kondeswasser als Frischhaltefolieneffekt erzeugt!) keine Besserung der rel. Luftfeuchte im Schlafzimmer ergäbe, kann man mit elektr. Luftentfeuchtern das Problem der Übersättigung, die ursächlich für die Schimmelbildung ist, in den Griff bekommen.

Vlt, beteiligt sich der VM an dem Leih- und Stromkosten, wenn du auf eine gemutmaßt durchnässte Wand infolge des Rohrbruch verweist?

Oder setzt im Kellerbereich darunter zusätzlich Bautrockner ein, wenn man ihn darum bittet?

G imager761

Der Vermieter ist nicht verpflichtet, sein ungedämmtes Haus im Nachhinein zu dämmen. Es sei denn, er führt an der Aussenseite An-, Umbau-, oder Ausbauarbeiten durch - dann schon.

Zum regelmäßigen Lüften (3x täg lich für 5 Minuten mit Fenster GANZ auf, nicht auf Kipp) gehört auch immer das Heizen auf Raumtemperatur, da nur warme Luft genügend Feuchtigkeit aufnehmen kann.

Der Schimmel kann allerdings auch von dem Wasserrohrbruch her stammen, wenn der nicht professionell getrocknet wurde.

Ich schätze mal, hier ist es eine Kombination von beidem, also auch Lüftungsmängel.