Muss man als Jurist Angst vor Angriffen haben?
Hallo allerseits,
seit vielen Jahren wollte ich Richter oder Rechtsanwalt werden. Nun hatte ich vor etwa einem Jahr eine etwas schwierigere Zeit, in welcher ich vor allem Möglichen Angst hatte.
Damals habe ich auch den langjährigen Wunsch, Jura zu studieren, verworfen. Ich habe Gründe gesucht, um mir das aus dem Kopf zu schlagen. Nun merke ich aber immer mehr, wie sehr mich der Beruf eines Rechtsanwalts interessiert und überlege vorsichtig, wieder in diese Richtung zu blicken.
Jetzt ist mir aber noch etwas aus der Zeit vor einem Jahr geblieben, weshalb ich nachfragen wollte, ob man sich als Rechtsanwalt auf Angriffe oder einen allgemein gestörten Lebensfrieden einstellen muss. Zwar verteidigt man vor allem, kann jedoch in der Nebenklage auch zu hohen Strafen bei Personen wie z. B. "Mafiabossen" führen.
Hält man allgemein den Wohnort eher geheim, oder muss man sich da vor nichts Gedanken machen?
Genauso frage ich mich, ob ich mir als Praktikant in einer Kanzlei vor etwas Sorgen machen muss.
Viele Grüße
Thorsten
6 Antworten
Zunächst mal: ich bin kein Jurist. Aber ich denke, es hängt ein wenig davon ab, in welchem Juristenberuf Du arbeitest und in welcher Position. Ein hausinterner Anwalt bei einem Finanzdienstleister, oder bei einem Anwalt, der auf Markenrecht spezialisiert ist, sehe ich keinen Grund, sich zu verstecken. Schon heikler sind vermutlich Anwälte, die sich mit Scheidungen befassen, Mietstreitigkeiten und dergleichen. Ich denke, da ist das Risiko aber nicht viel höher, als etwa wenn es in einer Beziehung Streit gibt. Als Anwalt fällst Du ja nicht ein Urteil. Das andere Extrem wären dann Richter und Staatsanwälte, vor allem wenn es um die Bekämpfung des organisierten Verbrechens geht. Da kann es schon sein, dass man sehr versteckt und mit Einschränkungen leben muss - andererseits hat man in solchen Funktionen vermutlich ein derart hohes Gehalt, dass dieses die Einschränkungen im Leben wieder teilweise kompensiert. So oder so denke ich, dass in diesen Funktionen viel Überzeit geleistet wird, und das nicht einfach so 9:00 - 17:00 Uhr Jobs sind.
Du musst ja später nicht im Bereich des Strafrechts arbeiten. Da gibt es noch massig andere Bereiche (Mietrecht, Arbeitsrecht, Verkehrsrecht, etc.).
Bis Du irgendwann in der Situation bist, Mafia-Bosse zu verurteilen, gehen Jahre. In der Regel beschäftigst Du dich da mit Kleinkriminellen, die dir sicher nix tun. Klar, die Gefahr besteht, aber das hast Du auch in anderen Berufen.
Also wenn es dich beruhigt... ich studiere im Moment auf Rechtspflege und werde unterrichtet von Richtern und Staatsanwälten, die teilweise auch wirklich gezielt mit organisierter Kriminalität zu tun hatten... und die leben alle auch noch.
Es gibt tatsächlich VIELE Gründe nicht Jura zu studieren (sonst würde ich es schon längst studieren) aber sowas ist garantiert KEINER davon, zumal du ja auch nicht zwangsweise in die Organisierte Kriminalität musst und gerade als Anwalt ja auch frei wählen kannst in welche Richtung du dich spezialisieren willst.
Dass der Anwalt 'grundsätzlich verteidigt' ist in meinen Augen zu kurz gedacht. Das wäre dann der Strafverteidiger, doch es gibt Anwälte ja für alles mögliche und wenn du ins Zivilrecht gehst und dich da auf irgendeinen Bereich festlegst wie z.B. Mietrecht oder Insolvenzrecht oder auch Erbrecht oder dich auf Steuerrecht spezialisierst, dann sehe ich da auch keine Gefährdung.
Wenn du deinen job gut machst, dann kommt der Mandant des anderen das nächste Mal zu dir. Hört sich dumm an. Aber so läuft das.
Na, man kann ja wirklich auch ALLES schlecht reden. Das gleiche Risiko hast du aber in JEDEM Job. Du kannst auf die Straße gehen und dir die letzte Mohnschnecke beim Bäcker schnappen und jemand, der hinter dir steht und keine gekriegt hat dreht durch und zerlegt den ganzen Laden einschließlich deiner Person.
Kurz gesagt... JA es KANN passieren... aber einem kann auch ein Meteor auf den Kopf fallen...
Das Risiko ist bei Richtern/Anwälten sicher höher als beim Bevölkerungsdurchschnitt. Statistiken darüber würden mich mal interessieren, aber ich habe keine gefunden. Über Angriffe auf Richter und Rechtsanwälte gibt es aber Artikel.
Hey, eigentlich nicht. Straatsanwälte für die so etwas relevant werden kann, da gibt es eher wenige. Und die meisten machen kein Strafrecht. Ich muss dir davon abraten. In keinem Fach sind Noten wichtig wie in Jura. Und zum allseitigen befremden werden die dann am Ende des Studiums ausgewürfelt. Das ist ein Witzverein. Die meisten "Juristen" haben nach dieser Vergewaltigung eigentlich keine Worte mehr übrig.
Meinen Wohnort würde ich schon geheim halten. Natürlich ist das Risiko, als Rechtsanwalt und vor allem als Richter angegriffen zu werden, höher als beim Bevölkerungsdurchschnitt. Praktikanten sollten aber für die potenziellen Angreifer eher uninteressant sein.
Nun, die Mandanten der Gegenseite werden den anderen Anwalt nicht gerade mögen. Man braucht Pech, um Menschen zu treffen, die das erstens persönlich nehmen und zweitens tatsächlich einen Anschlag auf einen Anwalt durchziehen würden. Also es wurden schon Anwälte und Richter ermordet... "Keine Gefährdung" stimmt nicht, eher "geringe Gefährdung".