Mit meinem Kleingewerbe als Freelancer mehr verdienen als im Hauptjob?

Hallo Carlo,

um deine Frage seriös beantworten zu können, wäre es wichtig zunächst einmal ein paar Dinge zu klären.

Du schreibst:

Ich bin seit kurzem als Freelancer tätig mit einem Kleingewerbe.

Nachgefragt: Bist du Kleinunternehmer nach § 19 UStG?

Selbständige, die einen Umsatz von bis zu maximal 22.000 Euro (bis Ende 2019: 17.500 Euro) erzielen, können die Einstufung als Kleinunternehmer nach § 19 UStG beim Finanzamt beantragen. Gründer müssen hierzu ihren Umsatz prognostizieren.

Gut zu wissen:

Solltest du von der Zahlung der Umsatzsteuer an das Finanzamt befreit sein, werden deine Einnahmen Brutto wie Netto berechnet.

Bist du umsatzsteuerpflichtig, musst du die Umsatzsteuer monatlich in Form einer Umsatzsteuervoranmeldung an das Finanzamt abführen.

Du schreibst:

Mit meiner Selbstständigkeit kann ich im Schnitt 1152€ Brutto monatlich dazu verdienen.

Nachgefragt: Vor 2 Wochen hast du deinen Jahresumsatz mit 6.000,- EUR Brutto angegeben. Dies entspricht einem Monatsumsatz von 500,- EUR Brutto.

Wie kommt es zu dieser großen Differenz von 7.824,- EUR/Jahresumsatz?

Die Einkommensteuerklärung

Neben dem Einkommen als Arbeitnehmer musst du hier auch deine Umsätze aus der Selbständigkeit angeben.

Du schreibst:

Oft schwankt mein Gehalt in meiner Haupttätigkeit aber, und ich komme nur auf 750 - 850€ Netto anstatt die Vertraglich festgehaltenen 940€ Netto.

Nachgefragt: Warum bestehst du nicht auf die vertraglich festgelegt Lohnzahlung?

Warum gibt es auch hier diese enormen Unterschiede?

Fazit: Ohne zu wissen, was tatsächlich Sache ist und Differenzen bei den zu erwartenden Einnahmen von mehr als 100 % ist eine optimale Bewertung nicht möglich.

Steuerlich ist das im Grunde kein Problem.

Einkommensteuer: Alle Einkünfte werden zusammen und dann gemeinsam besteuert. Der Gewinn aus der selbständigen Tätigkeit unterliegt natürlich nicht dem Lohnsteuerabzug. Dafür werden also noch keine Vorauszahlungen geleistet (außer diese wurde per Bescheid von Finanzamt festgesetzt). Es wird also zu einer deutlichen Einkommensteuer nachzahlen kommen. Wie hoch kann man anhand der Angaben nicht wirklich einschätzen. Kommt drauf an wie hoch dein zu versteuerndes Einkommen am Ende (im Jahr) tatsächlich insgesamt ist und wie viel Lohnsteuer (die schwankt aufgrund des schwankenden Gehalts ja auch stark) bereits gezahlt wurde. Gehe mal ganz grob von ca 20- 25% deiner Einkünfte als DJ aus.

Umsatzsteuer: Für die Kleinunternehmer Regelung sind nur deine Einnahmen aus der selbständigen Tätigkeit relevant. Diese dürfen einfach nur nicht die Grenzen in §19 UStG überschreiten. Wenn du überwiegend für andere Unternehmer Tätigkeit bist wäre es aber eine Überlegung wert auf die Kleinunternehmer Regelung zu verzichten um das Recht zum Vorsteuerabzug zu bekommen. Dem Club Betreiber ist es egal ob er die 100€ als Kleinunternehmer zahlt oder 119€ (aktuell 116€) und eine Rechnung mit ausgewiesener Umsatzsteuer erhält. Denn die gezahlte Umsatzsteuer bekommt er vom Finanzamt erstattet.

problematisch ist im Grunde nur Krankenversicherung! Nur solange die gewerbliche Tätigkeit als nebenberuflich angesehen wird werden hier nicht zusätzliche Beiträge fällig. Da du bei der gewerblichen Tätigkeit mehr verdienst werden die für diese Einkünfte voraussichtlich ebenfalls Beiträge haben wollen

Ich habe gelesen das meine Einnahmen aus der Selbstständigkeit nicht meine Einnahmen aus dem Hauptberuf übersteigen dürfen um Kleinunternehmer zu bleiben

Falsch. Die Kleinunternehmerregelung stammt aus dem Umsatzsteuerrecht und bedeutet nichts weiter, als dass bei Unternehmern, deren Jahresumsatz unter 22.000 € liegt, die Umsatzsteuer nicht erhoben wird.

Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit, also aus deinem Hauptjob, gehören nicht zum Umsatz.