Meine Tochter (6 Jahre) möchte nicht mehr zum Vater! Muss ich sie abgeben wenn das Umgangsrecht nicht geregelt ist?

8 Antworten

Wenn das Kind nur dessen Freundin und ihr Kind nicht um sich haben will sollte man wirklich mal versuchen sie langsam an das ganze heran zu führen. Einfach mal
Mit dem Vater reden und der kleinen auch ein paar Wochenenden wo sie mit Papa allein ist anbieten. Dann die Freundin halt langsam ranführen zusammen etwas essen und sie und ihr Sohn schlafen woanders (falls die beiden zusammen wohnen)
Die kleine muss langsam an die Situation herangeführt werden und vielleicht hilft es einfach mal wenn beide elternteile mit dem kind reden.

die freundin gehört zur familie des vaters. das kind kennt freundin und deren kind. langsam heranführen ist vorbei.

Wenn man die Geschichte jetzt noch aus der Perspektive des Vaters hören würde, könnte man einen objektiven Rat geben. Grundsätzlich hat ein 6jähriges Kind nicht zu bestimmen, wo es hin möchte oder nicht. Meine Kinder wollten in diesem Alter freitags nicht zu mir, und sonntags nicht zurück zu ihrer Mutter. Also wurden sie "gezwungen ".

Was mir auffällt, ist, dass du hier fragst, wie du es durchsetzen kannst, dass deine Tochter nicht zum Vater musst.

Eigentlich hätte ich erwartet, dass du fragst: "was kann ich machen, damit mein Kind wieder  zum Vater geht? Wie kann ich mein Kind motivieren?"
Dass du das nicht tust, ist verräterisch und läßt den Verdacht aufkommen, dass du selbst nichts dagegen hättest, wenn es den Vater nicht mehr sieht.

 Ich kann dich zwar verstehen, dass du, wo du eine neue kleine Familie hast, deinen Ex am liebsten vom Rande der Erde schubsen würdest, aus deinem Leben verbannen würdest, aber das geht nun mal nicht. Ihr seid zwar kein Paar mehr, aber ihr seid und bleibt Eltern und auf dieser Ebene müsst ihr funktionieren. Und euer Kind braucht beide Elternteile.

Ein Kind gerät sehr schnell nach der Trennung der Eltern in einen Loyalitätskonflikt, sitzt zwischen zwei Stühlen. Es möchte kein Elternteil verprellen und kränken. So kommt es oft vor, dass sich ein Kind, um aus dieser Konfliktsituation herauszukommen, für ein Elternteil entscheidet. Aber letztlich bezahlt es das mit großen seelischen Nachteilen. Es entscheidet sich für ein Elternteil, aber auch gegen ein anderes Elternteil. Und das geht sehr oft mit großen Schuldgefühlen einher.

Darum kann man die Entscheidung auch nicht den jüngeren Kindern überlassen, weil sie genau damit überfordert sind.

Es ist deine Pflicht, dein Kind zu motivieren, mit dem Vater mitzugehen. Die neue Lebensgefährtin des Vaters spielt dabei keine Rolle. Sie wird vermutlich nicht die böse Stiefmutter aus Schneewittchen sein. 

Ich werfe zudem mal die Hypothese in den Raum, dass deine Tochter sich für dich "entschieden" hat, weil sie mitbekommt, dass du mit einem neuen Kind schwanger bist. Das ist immer eine bedrohliche Situation für ein Kind, auch wenn du es vielleicht noch so sehr einbeziehst. Dein Kind wird sich  - auf einer unbewussten Ebene - fragen: "Und was wird mit mir? Bin ich dann noch erwünscht?" Und es wird sich auf einer unbewussten Ebene sagen: "Ich stelle mich jetzt in dem Paarkonflikt auf Seiten meiner Mama, weil ich das Risiko, dass sie mich sonst vielleicht verstößt, nicht eingehen kann. Sie bekommt ja ein Ersatzkind."

Es ist also wichtig für das Kind, dass du ihm die Entscheidung abnimmst. Indem du ihm sinngemäß  sagst: "Ich möchte, dass du mit dem Papa gehst. Es ist dein Papa." Du kannst und darfst dabei auch einen gewissen Druck ausüben. Damit ist nicht gemeint, dass du das Kind mit den Haaren zum Vater zerren musst. Ich kenne aber keinen Fall, wo das nötig ist, wenn die Eltern dahinter stehen. Wenn Kinder sich massiv weigern, dann reagieren sie fast immer auf den Wunsch des Elternteils, der das ja eigentlich ganz gut findet.

Es geht also nicht um die Frage: wie kann ich das verhindern, sondern: wie kann ich das ermöglichen? Und wenn Kinder merken, dass beide Eltern das wollen, machen sie auch kein Theater. Sie sind dann aus dem Loyalitätskonflikt entlassen. Und atmen auf.

Ich habe jahrelang viel mit hochstrittigen Eltern gearbeitet. Das Widerstreben der Kinder, einen der beiden Elternteile zu besuchen, ist sehr schnell aufzulösen.  Wenn dies nicht geschieht, dann liegt das immer an dem Elternteil, der das Kind entzieht. Da gibt es mittlerweile auch ein Fachwort für: parental alienation syndrome.

Und vergiss nicht, selbst wenn du diesen Kampf "gewinnen" solltest, zum Nachteil des Kindes, irgendwann kommt dein Kind in die Pubertät...

Dazu eine Geschichte aus meiner Praxis.

Ein achtjähriges Kind wollte nicht mehr zu seiner Mutter. Diese hatte den Vater wegen einer anderen Frau (!) verlassen und lebte mir ihr in einer lesbischen Beziehung. Der deswegen extrem gekränkte Vater, selbst wieder verheiratet, wollte natürlich nicht, dass seine Tochter so eine "perverse" Frau auch nur sieht. Das Kind selbst reagierte mit der Zeit mit Panikattacken und Heulkrämpfen, wenn es die Mutter auf der Straße sah und diese ihm nur zulächelte. Es rannte panisch weg. Es wollte die Mutter nicht sehen und hat auch sämliche Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke abgelehnt.
Es wurde so schlimm, dass wirklich nichts anderes übrig blieb, als der Mutter zu raten, sich zurückzuziehen. Große Erleichterung auf Seiten des Vaters und des Kindes.
Ich habe dann Jahre später, als das Mädchen ca 14 Jahre alt war,  den Vater mit seiner neuen Frau noch einmal gesehen und sie gefragt, was denn Anna-Lena (Name geändert) so mache. Der Vater sagte: "Sie wohnt nicht mehr bei uns. Sie war so schwierig geworden. Sie ist nach Koblenz (100 km entfernt) zu ihrer Mutter gezogen. Sie lehnt den Kontakt zu uns ab!"

Denk da mal drüber nach.

Das hat es auf den Punkt gebracht. Super Kommentar!

Steht ja immer das Kundeswohl an 1. Stelle. Ich denke trotzdem dass man hinterfragen muss warum das so ist. Schließlich sollen sich Vater und Tochter auch nicht entfremden. Ist es weil es nur ne Phase ist oder (ohne dir was zu unterstellen) weil zuviel schlechtes über den Vater gesagt wird muss man sich Gedanken machen ob ein fernbleiben vom Vater wirklich dem Kinderwohl entspricht

Also nicht falsch verstehen... nen schreiendes Kind am Fuß versuchen rauszuziehen geht gar nicht. Andererseits muss man ggf. in begleiteten Umgang versuchen sie der neuen Familie nahe zu bringen. Eifersüchteleien sind ja in so einer Situation normal und da wirds ggf auch bei dir Probleme geben

@maggylein

mutti hat versäumt dem kind ganz klar an dem tag grenzen zu setzen. ein 6-jähriges kommt sonst garnicht auf solche ideen. es wird keinen begleiteten umgang geben, wozu auch?

zwingen kannst deine Tochter nicht. 

Warum gehst nicht selber zum Jungendamt und erklärst dort die Situation? Auch den Vorfall mit der Polizei erwähnen. 

der vorfall mit der polizei ist uninteressant und hat keinen einfluss auf weitere verfahren. dem jugendamt ist die situation relativ egal, sie können da nix machen und werden sie auch nicht, weil sie nur eine beratende funktion haben. sie werden der mutter aber nahe legen, wo ihre pflichten liegen, die sie versäumt hat. das ist dem kind grenzen aufzuzeigen.