Makler und Schufa

11 Antworten

An einem Standort mit großer Nachfrage nach Wohnungen gibt es für Vermieter gar keinen Anlass, sich näher mit Kandidaten zu befassen, die eine negativer Schufaauskunft haben.

In Gebieten mit geringerer Nachfrage, würde ich als Vermieter schon etwas genauer hin sehen und mir ganz genau die Situation erläutern und ggf. belegen lassen.

Wenn ein Vermieter seine Wohnung zum Mieten zur Verfügung stellt, ist es aus meiner Sicht vollkommen richtig, wenn er vom Mieter eine Schufa-Auskunft anfordert. Denn immerhin stellt er einer fremden Person einen Vermögenswert über 100.000€ oder ein Vielfaches zur Verfügung, und zwar in der Hoffnung, dass der Mieter mit der Überlassung dieses Vermögenswertes seine eingegangenen Verpflichtungen erfüllt (Pflege der Wohnung und Zahlung der vereinbarten Beträge). Hast Du bisher Deine Verträge pflichtgemäß erfüllt, solltest Du Dich darüber freuen, dass die Schufa durch eine entsprechende Information Deine Zuverlässigkeit bestätigt. Wenn nicht, wird der Vermieter ggf. vor einem Problem geschützt.

Was hat man von einer sauberen Schufa...wenn der Mieter kein Einkommen hat, Arbeitslos ist, oder Hartz 4 bezieht????

@Spiky666666

Was hat man von dem Kfz-Angebot eines Kaufhauses, wenn man kein Geld für die Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen hat? Wenn ein Gutverdienender und Einer ohne Einkommen oder Arbeit Mieter bei dir werden möchte, wem würdest du die Wohnung geben?

Nicht automatisch. Aber wenn eine verlangt wird, und du hast einen negativen Eintrag, erhöht das deine Chancen nicht gerade.

Nicht automatisch aber immer häufiger wird eine Auskunft verlangt.

Denn zum Pech für die Vermieter sind die Gesetze sehr mieterfreundlich und wenn ein Vermieter einen Mietnomaden oder Messie in seiner Wohnung hat, dann kostet ihn das sehr viel geld den Mieter herauszubekommenundf die Wohnung zu renovieren und bei einem Mieter der kein Geld hat, ist es wohl schwierig etwas einzuklagen.

Wie wahrscheinlich ist es trotz negativer Schufa an eine privat vermietete Wohnung zu kommen (günstig, Altbau)?

Nicht gut.

MfG

Johnnymcmuff

Gerade Vermieter, die finanziell auf dem letzten Loch pfeifen, sind hier besonders eifrig bei der Datensammelei. Als Mieter würde ich trotz Wohnungsnot solche Personen meiden, da im Zweifelsfall notwendige Reparaturen nicht oder verzögert ausgeführt werden. 

Ferner übersehen Vermieter häufig, das es keine risikofreien Geschäfte gibt. Zudem sind die häufig verlangten Nachweise wie z.B. Schufa-Bonitätsauskunft, Einkommensnachweise, Arbeitsbescheinigung vergleichsweise wertarm - denn sie stellen lediglich eine Momentaufnahme dar, die keine Aussagekraft für die nähere oder fernere Zukunft besitzt.

Wer heute eine tolle Schufa hat, kann morgen schon miserable Ergebnisse haben. Wer heute noch einen Job hat, kann morgen schon ein Arbeitsloser sein. Außerdem lassen sich viele der geforderten "Nachweise" - genügend Verzweiflung und kriminelle Energie vorausgesetzt - leicht fälschen. Eine Überprüfung ist mit legalen Mitteln kaum möglich, da dem u.a. der Datenschutz entgegen steht.

Einige Vermieter verlangen sogar Arbeitsverträge und Mietschuldenfreiheitsbescheinigungen. Erstere unterliegen regelmäßig der Geheimhaltung. Eine Offenlegung durch den Mietwilligen kann erhebliche finanzielle Nachteile bis hin zum Verlust der Arbeitsstelle nach sich ziehen. Das zu verlangen ist neben der Sinnlosigkeit vor allem unredlich. Auf der anderen Seite ist kein Vermieter gesetzlich verpflichtet, eine Mietschuldenfreiheitsbescheinigung auszustellen. Häufig wird sogar der anwaltliche Rat erteilt, das ausdrücklich nicht zu tun - vor allem, wenn das bestehende Mietverhältnis wegen zu erwartender langfristiger Wohnungssuche noch nicht gekündigt wurde und folglich noch künftige Mieten ausstehen.

Die Sinnhaftigkeit eine solchen Miteschuldenfreiheitsbescheinigung ist ebenfalls zu bezweifeln, da sie keine Aussagekraft über das künftige Zahlungsverhalten besitzt.

Zum Thema Mietnomaden:

Leider wird immer noch Panik damit verbreitet - obwohl zwischenzeitlich durch seriöse Untersuchungen belegt wurde, das dies vollkommener Quatsch ist. Gemessen an der Gesamtzahl der Mietwohnungen in Deutschland (rund 40 Millionen laut Statista.de) sind die über mehrere Jahre verteilten 50 echten Fälle von Mietnomadentum nicht einmal im Promillebereich angesiedelt. Der Schaden lag in beinahe der Hälfte der Fälle unter 5.000 EUR.

Jede Versicherung würde sich bei einem solch niedrigen Risiko die Finger lecken. Jede Bank ebenfalls. 

Wer dennoch Panik hat, der soll bitte den einzig logischen und richtigen Weg gehen und mit seinem Berater über eine Mietausfallversicherung sprechen. Die Kosten können auf den Mietzins umgelegt werden - sie dürften wegen des niedrigen Risikos vergleichsweise gering ausfallen.

Messies sind eine andere Sache:

Derzeit wird von 1,8 Millionen Fällen gesprochen. Dabei gilt es aber zu berücksichtigen, das die Ausprägungen und Folgen sehr unterschiedlich sind und es zudem keine Garantie dafür gibt, das ein Mieter nicht zum Messie wird. 

Ein Messie muss aber nicht zwangsläufig seine Miete schuldig bleiben. Auch ist ein Messie nicht automatisch dreckig, unordentlich oder zerstörungswütig. Und letztlich sind nicht alle Messies auch Mieter.

Deshalb: So lange die Miete regelmäßig auf dem Konto eingeht und keine Beeinträchtigung für Dritte oder Schädigung der Mietsache eintritt, gibt es keinen objektiven Grund zur Panik.

Leider wird gerne von schmierigen Maklern und zuweilen auch von Vermietervereinen Panik verbreitet und es werden Empfehlungen gegeben, die man außenstehend nur als grotesk absurd bezeichnen kann. Fast immer geht es darum, durch Schüren von Angst den Bedarf an meist kostenpflichtigen Mitgliedschaften und Beratungsangeboten zu schüren und anzukurbeln. Objektive Gründe für die Panikmache bestehen tatsächlich nicht.

Dennoch: Risiko gehört zum Geschäft. Wer diese Risiken meiden will, der darf nicht vermieten. Wer sie minimieren will, der kann sich versichern oder alternative Modelle (z.B. Ferienwohnung, managed Appartments etc.) anbieten, die in Richtung Beherbergung gehen und folglich keine komplizierten Mietverhältnisse beinhalten. Aber das macht dann eben Arbeit.

Alternativ können sich Vermieter auch stark dafür machen, das es eben mehr Angebote wie z.B. Mietausfallversicherungen gibt und das ein zentrales Mietschuldenregister eingeführt wird. Das wäre für alle besser als die derzeitige Mischung aus Stasi und Paranoia, die wie ein Krebsgeschwür am Wohnungsmarkt wuchert.

Quellen: 
https://de.statista.com/infografik/3435/so-viele-wohnungen-gibt-es-in-deutschland/
http://www.jura.uni-bielefeld.de/forschung/institute/fir/mietnomaden

@Nymousano

"Wer heute eine tolle Schufa hat, kann morgen schon miserable Ergebnisse haben. Wer heute noch einen Job hat, kann morgen schon ein Arbeitsloser sein."

Das mag ja sein, dafür muss ein Vermieter aber niemanden in seine Wohnung lassen, dem bereits heute Das Wasser bis zum Hals steht.

@DerHans

Sie sehen anhand der Schufa nicht, ob einem Mietinteressenten das Wasser bis zum Hals steht. Sie sehen nicht einmal den Grund oder den Zeitpunkt eines sog. "Negativmerkmals". Das sehen Sie auch nicht anhand einer Arbeitsbescheinigung. 

Selbstverständlich ist es derzeit dennoch Ihr Recht so zu handeln, wie Sie es mutmaßlich anhand Ihrer Äußerungen tun.

Böswillig könnte man nun einwenden, das der Anschein entsteht, das Ihnen selbst das Wasser bis zum Hals steht und sie mit der Vermietung überfordert sind und Sie deshalb zur eigenen Beruhigung möglichst hohe Hürden aufbauen und möglichst viele vermeintliche Nachweise abfordern, um sich die Illusion von Sicherheit aufzubauen.

Ferner erwecken Sie den Eindruck, das Sie ein bedenkliches Menschenbild haben und sich für einen besseren Menschen halten. Positiv ist dieser Eindruck ebensowenig wie eine negative Schufa-Bonitätsauskunft.

Tatsächlich befinden Sie sich damit außerdem auf dem Holzweg. Schauen Sie sich die Leute an, sprechen sie mit ihnen, fragen Sie nach. So viel Zeit sollten Sie sich bei der Vermietung nehmen. Eine Schufa-Bonitätsauskunft kann ein zusätzliches Kriterium sein. Sie ist aber tatsächlich eines der schwächsten Kriterien. Insbesondere für Vermieter - denn über Mietschulden wird bei der Schufa in > 99,9% nichts vermerkt. Selbst bei lupenreiner Schufa kann es sich deshalb um einen der 50 Mietnomaden handeln, die es jährlich in Deutschland gibt.

Aber was schreibe ich... Sie haben Ihre Meinung und werden daran festhalten... Eine schöne Zeit wünsche ich Ihnen...

@Nymousano

Achja... Selbstverständlich war meine Wertung oben anmaßend und oberflächlich... Aber so ist es eben, wenn man ein Urteil abgibt, ohne sich mit dem Menschen auseinanderzusetzen. Man landet selbst oder steckt Menschen in Schubladen - weil es bequem ist. Und damit fügt man nur zu oft Unrecht zu.

Viele Vermieter wollen sich die Erfahrung, den Stress und die Kosten mit / durch Mietnomaden sparen und sichern sich über eine Selbstauskunft und immer öfter auch eine Bonitätsauskunft (von Schufa oder Creditreform o.ä.) ab.

Die Bonitätsauskunft darf rein rechtlich allerdings erst verlangt bzw. eingeholt werden, wenn du konkretes Interesse an der Wohnung hast. Direkt zur Besichtigung oder bis du gesagt hast, "ich will die Wohnung mieten" darf das noch kein Thema sein.

Es gibt hierzulande etwa 50 Fälle pro Jahr, die auf Mietnomaden rückführbar sind. In Deutschland gibt es 40 Millionen Mietwohnungen. Das Risiko einem solchen Menschen aufzusitzen ist homöopathisch gering - deshalb ist das keine Rechtfertigung für das, was mancher Vermieter treibt.

Vermieter sollten weniger Unterschichtenfernsehen und/oder Zeitungen mit rot-weissem Logo konsumieren und nicht so sehr auf die Stimmen aus bestimmten Vereinen hören, die alle nur sein Bestes - nämlich sein Geld - wollen.

Schließen Sie eine Mietausfallversicherung ab, wenn Sie so knapp bei Kasse sind, das Sie sich selbst dieses kaum vorhandene Risiko nicht leisten können/wollen.

Hier gibt es Fakten:
http://www.jura.uni-bielefeld.de/forschung/institute/fir/mietnomaden