Warum wird man als Leiharbeiter so furchtbar abgezockt?

14 Antworten

Auf den Punkt gebracht: Weil die Leiharbeitsfirma auch viel Geld an dem Arbeitnehmer verdienen will.

Der Begriff "Moderner Sklavenhandel" trifft hier voll und ganz zu. Ich habe bisher noch keine solche Firma kennengelernt, die soziales Verhalten zeigte. Ich lasse mich aber auch gerne davon überzeugen, das es das gibt, WENN es das geben sollte.

Gibt es, denn ich arbeite in einem solchen Unternehmen. Allerdings muß ich auch zugeben, dass es in dieser Branche (leider) sehr viele schwarze Schafe gibt. Dann heißts mal wieder die böse Zeitarbeit. Schade, denn nicht alle sind so! Wir haben Leute beschäftigt, die teilweise seit 20 Jahren für uns arbeiten - dass würden sie nicht tun, wenn sie nicht zufrieden wären.

@Blackshep

Oft bewerben sich auch Leute bei uns, die vorher in einem anderen Unternehmen 2,- € unter Tarif verdient haben - Ohne Fahrgeld (wird bei uns gezahlt) und ohne steuerfreie Verpflegung. Mich wundert es immer wieder, dass solche Firmen die Mitarbeiter solange halten können. Leider nutzen aber die dubiosen Geschäftemacher Schlupflöcher in unseren Gesetzen. Traurig, aber wahr!

@Blackshep

Jetzt bin ich positiv überrascht und gratuliere Dir, das Du bei einer so positiven Zeitarbeitsfirma arbeitest.

Wenn man sieht, das es doch auch für beide Seiten positiv zu machen ist, dann fragt man sich wirklich, warum es soviele "Schwarze Schafe" bei den Zeitarbeitsfirmen gibt und warum die nicht schon längst mal Ärger von staatlicher Seite bekommen.

@RolfHoegemann

@RolfHoegemann Danke! Es gibt viele schwarze Schafe, weil es in vielen Fällen oft zu große Gesetzeslücken gibt. Manche Firmen betrügen sogar mit staatlicher Unterstützung. Ein legaler Betrug, sozusagen. Macht in unserer Stadt ein Einziger Zeitarbeitsunternehmer, der bietet das Personal auch zu Dumpingpreisen an, die andere Firmen unmöglich mithalten können - und bei vielen Entleihern gilt nunmal: Geiz ist ge!l! Bin froh, dass wir so viele Stammkunden haben, sonst könnten wir uns auch nicht so gut über Wasser halten!

@Blackshep

Vielleicht sollte ich auch anmerken, dass diese Stammkunden eher Wert legen auf geschultes Personal, als auf Dumpingpreise. (deshalb haben wir auch mind. 1x im Quartal Sicherheitsseminar)

@Blackshep

Klasse - hier sagt endlich mal jemand, woran es wirklich mangelt:

An der Moral und dem sozialen Gewissen so mancher Kundenfirma (Entleiher), auch mal einen ordentlichen Verrechnungssatz zu zahlen - s. Geiz ist...

und

an so manchem Personaldienstleister, der der Abwärtsdumpingspirale folgt oder sie sogar noch befeuert!

Ja, es gibt auch Personaldienstleister, die ihrer sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen und sich "ein Bein ausreißen", um ihre Mitarbeiter nicht zu kündigen...

In anderen Ländern geht es - in vereint BRD ist es der Industrie bereits zu Teuer . Da müssen viele Vollzeitarbeitnehmer noch zusätzlich Staatshilfe zum Überleben beantragen. Als Leiharbeiter ist man mehr oder minder Versklavt - mit Staatlichem segen ! Noch nicht mal eine Ausbildung braucht es dafür - nur einen Gewerbeschein und ein par Kontakte. Ja als Heimarbeit wurden solche Jobs auch schon Angeboten (abzocke pur).

Also ich kenne in meiner Region genügend Firmen, wo die Leiharbeiter in der Überlassung aufgrund der zugrunde liegenden Tarifverträge mehr verdienen als Festangestellte Mitarbeiter. Das Problem ist doch nicht die Leiharbeiter bzw. Arbeitnehmerüberlassung an sich. Dtschl.liegt im internationalen Vergleich meilenweit zurück, was dieses Medium anbelangt. Viele Firmenchefs müssten niemals auf Leiharbeiter zurückgreifen, wenn wir in Dtschl.nicht so "Hinterwäldlerische" Kündigungsschutzbestimmungen hätten. Auch da liegen wir, wenn wir unsere europäischen Nachbarn anschauen, meilenweit zurück. Dtschl. befindet sich im internationalen Wettbewerb u. Firmen können, auch aufgrund von bspw.weltpolitischen Einflüssen, ihre Produktion nicht 5Jahre im voraus planen und damit auch nicht ihren Personalbedarf. Und Leiharbeiter bekommt man nun mal schneller und kostengünstiger los, als Festangestellte. Das klingt zwar hart, aber das ist die Realität. Außerdem liegt in Veränderung des Kündigungsschutzes auch eine riesige Chance. Firmen wûrden es sich nicht erst 3x überlegen, ob sie jemanden fest anstellen. In Nordeuropa sorgt das dafür, das die Leute immer nur sehr kurz arbeitslos sind.

Die Leiharbeit ist eigentlich dafür da, damit Firmen z. B. Produktionsspitzen mit geliehenem Personal ausgleichen können. Doch viele Unternehmen nutzen es aus oder besser gesagt missbrauchen es. Jetzt hat das Bundesarbeitsgericht entschieden, dass Leiharbeiter nicht unbefristet in einem Betrieb eingesetzt werden dürfen. Durch das Urteil steht nun fest, dass Unternehmen, die Leiharbeiter zeitlich unbefristet beschäftigen möchten, gesetzwidrig handeln. Obwohl das BAG den entscheidenden Begriff „vorübergehend“ nicht genauer definiert hat, steht zumindest fest, dass eine unbefristete Beschäftigung von Leiharbeitern künftig verboten ist. (Quelle: http://www.marktundmittelstand.de/nachrichten/strategie-personal/unbefristete-leiharbeit-ist-verboten/ ) Also zukünftig sollen diese Abzockerverträge nicht mehr entstehen, meiner Meinung nach war das schon immer eine Selbstverständlichkeit. Unverständlich, dass hier erst eine Gerichtliche Entscheidung her musste.

Gruß, W.

Pauschal kann man nicht sagen, dass Zeitarbeitsfirmen sehr viel an Zeitarbeitern verdienen. Die großen Zeitarbeitsfirmen (Randstad, Adecco) verdienen in Deutschland zur Zeit fast nichts, die liegen irgendwo zwischen 1% und 2% Gewinn bzw. machen in einigen Quartalen sogar Verlust.

Grundsätzlich:

Wenn der Arbeitnehmer 10 Euro Bruttostundenlohn erhält, dann gibt es an direkten zusätzlichen Kosten für diesen Arbeitnehmer für die Zeitarbeitfirma ersteinmal folgendes (je Arbeitsstunde):

  • ca. 2 Euro Arbeitgeberanteil Sozialversicherung + Krankenkasse
  • ca. 1 Euro Rückstellung für Urlaub des Arbeitnehmers (der vom Kunden nicht bezahlt wird)
  • ca. 0,50 Euro Rückstellung für Krankheit des Arbeitnehmers
  • Berufsgenossenschaftsbeitrag ca. 0,50 Euro
  • Reisekosten des Mitarbeiters 0 - 5 Euro (abhängig vom Einsatzort)

Das heisst: In Summe muss die Zeitarbeitsfirma schon mal zwischen 14 Euro und 19 Euro pro Stunde an den Mitarbeiter bzw. an direkt mit ihm verbundenen Kosten bezahlen. Auch wenn der Mitarbeiter nur ca. 10 Euro pro Arbeitsstunde brutto bekommt.

Damit wären aber noch weder Lohnbuchhaltung noch Disponent bezahlt... Die Allgemeinkosten umfassen:

  • Lohnbuchhaltung
  • Anteil am Gehalt des Disponenten / Niederlassungsleiters
  • Büro / Miete / Strom / Telefon
  • Rücklage für Wartezeiten, einsatzfreie Zeiten
  • Werbung / Akquisitionskosten
  • Umlage Forderungsausfall (z.B. durch Insolvenzen der Kunden)
  • Versicherungen, sonstige Kosten

Bei 10 Euro Stundenlohn würde in der Tat der Verrechnungssatz dem Kunden gegenüber zwischen 18 und 25 Euro betragen. Je nachdem, ob das ein langlaufender oder ein kurzlaufender Kundenauftrag ist, ob Reisekosten anfallen, wie dringend der Bedarf beim Kunden ist. Der wirkliche Gewinn ist dabei gering - je nach Auftrag vielleicht zwischen 0 und 2 Euro...

Ich kann wirklich verstehen, dass einem die 10 Euro (gerade bei Helfertätigkeiten sind es oft noch weniger!) recht wenig vorkommen. Vor allem, da davon ja noch 30% Steuern + Sozialabgaben abgehen... Aber trotzdem muss man sich veranschaulichen, dass der Kunde dafür schon ca. 20 Euro pro Stunde zahlen muss, damit alleine die Kosten wieder drin sind...

...diese Kosten hat der Kunde übrigens auch, wenn er den Mitarbeiter selber einstellt (er muss ja auch Lohnfortzahlung leisten und eine Lohnbuchhaltung unterhalten...) - das einzige, was der Kunde im Prinzip zusätzlich bezahlt, ist die Marge des Unternehmens und Kosten für Disposition / Akquise. Der Trend wird deshalb in Zukunft immer mehr in Richtung Zeitarbeit gehen - und falls dieser Weg verbaut wird (z.B. durch Reglementierung), dann wird eben "outgesourct" was geht und es werden Werkverträge vergeben und die Scheinselbständigkeit blüht wieder...

Na dann frage ich mich schon, wieso es unzählige dieser Firmen überhaupt gibt, wenn sie doch nur 1 - 2 % Gewinn erwirtschaften? Da darf doch wohl gelacht werden.

@mehrDemokratie

Hinzu kommen noch 19% Umsatzsteuer, die vom Entleiher auf  den Verrechnungssatz zu entrichten sind.

@ mehrDemokratie:

Wenn man der richtigen und einfach dargelegten Argumentation von @mitterer nicht folgen kann, ist das ganz sicher nicht zum Lachen.