Kompliziere Frage: Entspricht eine Erhöhung der Marktkapitalisierung dem Mittelzufluss?

4 Antworten

Es ist in Wahrheit viel komplizierter.

In der Theorie sollte man mal meinen, dass z. B. eine börsennotierte AG ja zur Kapitalerhöhung einfach neue "junge" Aktien begibt, die dann wieder mit einem am Kurswert orientierten Ausgabepreis plus vielleicht etwas Ausgabeaufschlag versehen werden. Diese können dann von interessierten Anlegern gezeichnet werden, das Geld fließt in die Kasse des Unternehmens, und dann gibt es tatsächlich auch eine dem Volumen der Aktienemission entsprechenden Mittelzufluss.

Hier hört die Theorie dann aber auch schon auf.

In der Praxis wird in so einem "einfachen" Szenario ohnehin schon mal folgendes passieren: Altaktionäre werden sehen, dass ihr Stammkapital verwässert wird, entsprechend wird der Börsenkurs möglicherweise(!) erstmal ein Stück nach unten rauschen, was dann den Iststands-Unternehmenswert reduziert und damit auch den realisierbaren Ausgabepreis der jungen Aktien limitiert.

Das hat für sich betrachtet zwar erstmal auf die Finanzmittel des Unternehmens keinen direkten Einfluss. Indirekt kann es aber dazu kommen, dass das Unternehmen dadurch bilanziell schlechter dasteht, was z. B. zu höheren Zinsforderungen für laufende Verbindlichkeiten führen kann.

Noch komplizierter wird es, wenn Aktiendeals gar nicht in bar laufen, sondern z. B. ein Unternehmensanteil per Aktientausch erworben wird. Das ist gerade in den USA gar nicht so unüblich.

In diesem Falle bekommt das Unternehmen, was neue Aktien emittiert, erstmal gar keine Barmittel rein, sondern - sinnbildlich gesprochen - nur einen Haufen bedrucktes Papier, von dem es sich in der Zukunft einen Wert entspricht. Ob dieses "bunt bedruckte Papier" (also die Aktien, die es als "Währung" bekommen hat) dann in einigen Jahren im Wert steigen, sinken oder überhaupt noch werthaltig ist, weiß es erstmal nicht. Hinzu kommt in dieser Konestallation, dass meist Verträge gemacht werden, die eine Sperrfrist vorsehen, vor der ein Verkauf am freien Markt nicht zulässig ist.

Du siehst also: man kann keine pauschale Aussage machen. Man muss sich immer die konkreten Modalitäten einer Stammkapitalerhöhung einzeln anschauen.

Da gibt es keinen Zusammenhang. Wenn eine Aktie steigt, erhöht sich die Marktkapitalisierung, einen Zufluss hat das Unternehmen jedoch nicht.

Danke für eure Beiträge schonmal, ich möchte mal ein einfachereres Beispiel nennen: den Kryptomarkt: Da sind jetzt etwa 500 Mrd "Marktkapitalisierung" im gesamten Markt. Ein Freund von mir meinte, dass gerade mal etwa 10-15 Mrd insgesamt in Kryptowährungen investiert wurde.

Nun frage ich mich wie man das ungefähr berechnen kann, also wie sich eine Investition in eine Kryptowährung (bzw. eine Aktie) auf die Marktkapitalisierung auswirkt.

Nicht wirklich komplizierte Frage - mir scheint vielmehr, Du vermischt da einiges ...

(Echtes) Geld/Kapital fliesst in das Unternehmen hinein

  • bei der Erstemission (Börsengang / IPO)
  • sowie bei jeder Kapitalerhöhungen sei es zB durch neu ausgegebene (zusätzliche) Aktien (mit/ohne Bezugsrecht - Problematik Kapitalverwässerung) oder auch eine Wandelanleihe https://de.wikipedia.org/wiki/Kapitalerh%C3%B6hung

(Echtes) Geld/Kapital der Unternehmung fliesst hinaus resp. an den Aktionär zurück durch

Beim Aktienhandel (Kauf/Verkauf der Aktie) fliesst (zwar echtes) Geld zwischen den Marktteilnehmern - d.h. Du erwirbst beim Kauf zwar einen verbrieften Anteil an der AG, entschädigst aber den Verkäufer für dieses Recht (das Geld tangiert Unternehmung nicht).

  • Die Verbriefung macht die Aktie zu einem standardisierten Handelsobjekt und ermöglicht so den Handel zwischen zwei Dritten, ohne dass Unternehmung selbst involviert ist - lies mal diesen Artikel aufmerksam durch https://de.wikipedia.org/wiki/Aktie

Die Marktkapitalisierung hingegen

spiegelt den aktuellen Marktkonsens zu dem Wert des Eigenkapitals (Equity Value) eines börsennotierten Unternehmens wider. Sie ergibt sich aus Angebot und Nachfrage nach den Aktien des Unternehmens. Die Marktkapitalisierung wird teils wesentlich von den Erwartungen der Anleger in die zukünftige Ertragskraft des Unternehmens beeinflusst und kann starken Schwankungen unterliegen.

Die Marktkapitalisierung ist sozusagen ein theoretischer Wert - indem der aktuelle Kurs mit der Anzahl Aktien multipliziert wird (=alle Aktien ausser diejenigen, die das Unternehmen selber hält) - also wieviel man zahlen müsste um im Zeitpunkt des Aktienkurses alle Aktien auf einen Schlag zu kaufen ... https://de.bergfuerst.com/ratgeber/marktkapitalisierung

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist der Streubesitz / Free Float

Anteil der Aktien einer AG, der für den Handel an der Börse zugänglich ist, weil er sich nicht als größeres Paket in festen Händen befindet. Der Freefloat hat in wichtigen Aktienindizes das Aufnahmekriterium Marktkapitalisierung abgelöst oder ergänzt, weil er eine realere Aussage über die Handelbarkeit der Aktie beinhaltet.

http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/freefloat.html

mehr dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Streubesitz