Kennt ihr Hartzer und wieso sind die Harzer geworden?

12 Antworten

Mein Vater war einer (Mitlerweile Rentner).
Die Autowerkstadt in der er arbeitete ging pleite und als sie übernommen wurde, hat ihn der neue Chef nicht übernommen und er wurde Arbeitslos.

Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens und können ihren Beruf nicht mehr ausüben.
Für eine Umschulung fehlen aber die Vorraussetzungen.

Beispiel:
Ein Mann (57 jahre) ist gelernter Dachdecker. Gesundheitlich muss er seinen Beruf aufgeben und könnte nur noch leichte Tätigkeiten ausüben.
Er darf nur noch abwechselnd im Sitzen , Stehen  und Gehen arbeiten.

Seine Rechtschreibkenntnisse und EDV Kenntnisse reichen aber für eine Umschulung im Bürobereich nicht aus.

Er bewirbt sich also weiter als Fahrer, etc. bekommt aber da keinen Einstieg mehr angeboten.

Anderes Beispiel:

Ein Jugendlicher konsumiert diverse Drogen.
Eine Ausbildung bricht er ab.
Möchte sich eine andere Ausbildung suchen.
Bekommt eine Psychose.
Nimmt starke Medikamente. Wenn er sie absetzt bekommt er direkt die nächste Psychose.
Die Medikamente führen zu starkem Übergewicht.
Er ist insgesamt nicht mehr gut belastbar.
Bewerbungen führen ins Leere.

Noch ein Beispiel:

Eine Frau wird schwanger. Ohne Beziehung.
Sie verliert ihre Arbeit. Bekommt das Kind.
Nach einem Jahr Arbeitslosengeld I bekommt sie Hartz 4.







Bin gelernter Industriemechaniker und seit 2015 Epilepsie erkrankt und somit arbeitsunfähig.

Jeder kennt Menschen, die von Hartz IV leben, außer er lebt komplett in einer Parallelgesellschaft.

Der Grund, warum Leute von Hartz IV leben ist natürlich von Person zu Person unterschiedlich.

Manche verlieren ihren Job, weil ihr Arbeitgeber pleite geht oder sie entlässt.

Andere sind zu krank, um ihre Arbeit fort zu führen.

Viele sind Alleinerziehend (Der Staat versagt gnadenlos darin, Alleinerziehende auch nur ansatzweise gerecht zu unterstützen oder auch nur zu besteuern.)

Manche haben persönliche Schicksale, die ihnen das Arbeiten unmöglich macht, weil sie zum Beispiel kranke Angehörige haben.

Dann gibt es Menschen, die keine Arbeit finden, weil sie zu schlecht ausgebildet sind oder weil sie eine kriminelle Vergangenheit haben.

Und selbst wenn all das nicht der Fall ist, kann ein Mensch trotzdem in der Sozialhilfe landen. Der Arbeitsmarkt ist wie das Spiel "Die Reise nach Jerusalem". Es gibt nicht genug Arbeit für alle und selbst wenn jeder in Deutschland gesund wäre und ein abgeschlossenes Studium hätte, würde die Zahl der Arbeitslosen nicht sinken, weil es einfach nicht genügend Arbeitsplätze gibt.

Die Lösung sollte aber nicht sein, dass man künstlich Arbeitsplätze schafft Es bringt nichts, Menschen sinnlose Arbeit verrichten zu lassen, nur damit sie arbeiten. Die moderne Gesellschaft braucht einfach weniger menschliche Arbeitskraft. Wir könnten vermutlich die gesamte menschliche Arbeitskraft in Deutschland halbieren und das ohne an Wohlstand zu verlieren.

Die Aufgabe des Staates ist es also, die Arbeitslosen, die absolut unvermeidbar sind, würdevoll zu unterstützen. Wir können ein bedingungsloses Grundeinkommen aufschieben, aber über kurz oder lang wird es ohnehin kommen, weil die Wirtschaft anders gar nicht mehr funktioniert.

Und zwar eben NICHT, weil sie zusammenbricht, sondern ganz im Gegenteil, weil sie so effizient ist, dass wir nur noch sehr wenige Menschen brauchen, um alle Anderen zu versorgen. In 200 Jahren haben wir vermutlich 10% Reiche mit Jobs und 90% Arbeitslose, die ein gutes Leben in der Mittelschicht führen.

Die Hartzer, die ich kenne, sind in etwas problematischen Familien aufgewachsen, haben rel. schlechte Schulbildung und haben auch noch nie "richtig" gearbeitet.

Allerdings sind einige von denen völlig sinnlos vom Arbeitsamt hin- und hergeschult worden. Persönliche Stärken wurden nie berücksichtigt. Und wenn es mal eine Chance für eine Ausbildung gab, dann hat sich das AA sehr unkooperativ gezeigt und Steine in den Weg gelegt.

Ich kenne 2 Personen, bei einer hat die Firma nach 23 Jahren pleite gemacht und danach klappte es nicht mehr so mit Jobs, nur kurzzeitig. Aus H4 kam er auch mit Job nicht mehr raus, weil selbst bei Vollzeitjob das Einkommen zu gering war. Als der Mindestlohn eingeführt wurde, wurde er dann erneut entlassen, weil der Firma das zu viel Geld war. 

Bei mehreren Zeitarbeitsfirmen klappte es nicht, entweder brauchten die ihn nur für einen kurzen Einsatz und nach Ende gab es die Kündigung in der Probezeit. Oder er war ewig nur auf Abruf, weil sie keinen Job hatten und der Monatslohn fiel dadurch auch sehr bescheiden aus (H4 Aufstockung), die Einsatzorte waren auch ohne Auto kaum zu erreichen, da die Arbeitszeiten meist früh oder spät. Und leider ist er weder handwerklich besonders begabt, noch körperlich besonders kräftig. 

Von daher klappte das ganze nie sehr lange, jetzt arbeitet er beim Auffüllen im Laden, stundenweise, je nachdem, wie oft er gebraucht wird (weiterhin H4). Und hat langsam auch das Alter erreicht, wo er öfter mal krank wird und da wird es noch schwieriger, denn wer krank wird, der fliegt in solchen Jobs. 

Eine andere Person war wegen eines behinderten Kindes und dessen Betreuung länger zu Hause, danach gab es nur noch Leihfirmenjobs trotz guter Ausbildung. Sie wurde älter und musste auch öfter mal ins Krankenhaus, danach war der Job meist weg. Sie machte Weiterbildungen ohne Ende, trotzdem gab es nur Absagen.