Kann man als freiberuflicher Übersetzer über die Runden kommen?
Ich überlege Anglistik oder das Übersetzen an sich (insofern das möglich ist) zu studieren und danach als freiberuflicher Übersetzer zu arbeiten.
Kann man sich so seinen Lebensunterhalt (vielleicht auch gut) verdienen oder steht es, wie teils dargestellt, tatsächlich schlecht um die Branche?
Im Internet kursieren Preise von meist über 0,07 Cent pro Wort bei 2000-4000 Wörtern die man pro Tag schafft. Ist das so realistisch?
(Hinweis: Ich würde dann Englisch-Deutsch übersetzen)
6 Antworten
Ich rate davon ab. Der Markt ist hart umkämpft und 7 Cent pro Wort sind mittlerweile schon als sehr gut anzusehen. Meist wird nur noch sogenanntes Postediting (besonders bei englisch) gemacht., sprich Korrektur von maschinenübersetzten Texten und da ist sehr viel zu korrigieren, da wird dann teils pro Wort sehr! viel weniger angesetzt.Bei schlechter Maschinenübersetzung hast Du dadurch sogar noch mehr Arbeit, weil du den ganzen Maschinentext, der teils absoluter Schrott ist, zusätzlich noch erstmal löschen mußt.
Wieviele Worte man pro Zeiteinheit schafft, hängt sehr vom Schwierigkeitsgrad ab und wieviele weitere Vorgaben man obendrein bekommt. Und selten bekommst Du überhaupt mal einen schönen zusammenhängenden Text sondern ein Stückelwerk, wo es echt erstmal Zeit braucht, die Zusammenhänge zu erkennen , z.B. Webseiten, technische Anleitungen..... Und es gehört obendrein weitere Einarbeitung in verschiedene Spezialgebiete dazu. Da kannst Du dann erstmal die deutschen Worte dafür lernen.
Ein gutes Auskommen haben mit dem Beruf nur wenige.
Ich habe viele Bekannte, die Sprachen studiert haben, weil es eine grosse Fakultät an meiner Uni war. Keiner davon macht irgendwas mit Sprachen und alle arbeiten in Jobs, wo man gar keine Ausbildung braucht. Dementsprechend werden sie bezahlt.
Auch mit solchen Sprachen wie Spanisch kommt man kaum auf Aufträge.
Es gibt Gerichtdolmetscher. Ich habe so eine bestellt, als ich und meine Freundin wegen Ehe in Deutschland interviewt wurden (sie kommt nicht aus EU). Ich habe dem Dolmetscher 50-60€ pro Stunde bezahlt. Aber d.h. nicht, dass sie 400€ am Tag schwarz verdient. Solche Kunden wie mich kann sie am Tag zwei haben, weil Behörden nicht immer aufhaben und weil man Kunden nicht aneinander reihen kann.
Also reicht wirst du nicht, frustriert schon. Studier echt lieber was Anderes. Du wirst dich noch an meine Worte erinnern.
2 solche Kunden am Tag wären echt extrem ungewöhnlich viel.
Normalübersetzer/Dolmetscher hangelt sich von Auftrag zu Auftrag und ist froh, wenn er/sie nicht verhungert.
Kann man als freiberuflicher Übersetzer über die Runden kommen?
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Dass Du Kunden brauchst: - Weißt Du
Wo die sie herbekommst: - solltest Du wissen
Ob Du davon leben kannst: - das hängt von Deinen Aufträgen ab
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Wenn Du keinen - großen/festen - Kunden hast sondern auf "Laufkundschaft" angewiesen bist, wird es sehr schwer werden.
Die Preise für Massensprachen sind tatsächlich ziemlich im Keller, wenn man nicht etwas besonderes anbieten kann.
Etwas besonderes wäre z.B. eine Zusatzqualifikation, um spezielle Fachtexte übersetzen zu können. Das könnte z.B. ein Literaturstudium sein, um Belletristik zu übersetzen, ein Jurastudium, um juristische Texte zu übersetzen oder ein technisches Studium, um technische Fachtexte übersetzen zu könnnen. Da gibts dann auch bessere Preise.
Damit ist dann aber immer noch nicht die Frage geklärt, wie man an die Kunden für solche Fachtexte rankommt. Am besten geht das immer noch über entsprechend spezialisierte Übersetzungsbüros.
Ansonsten solltest du dir nicht allzuviele Hoffnungen machen, als Wald- und Wiesenübersetzer Englisch-Deutsch ordentlich Geld zu verdienen.
Das könnte ausreichen. Es geht halt darum die Prinzipien und vor allem das Vokabular und deren Inhalte zu verstehen. Ohne Verständnis des Inhaltes greift man zum Wörterbuch, übersetzt "wörtlich", kann dabei aber eventuell sinnverfälschend werden.
Das Problem ist, dass du als Freiberufler Kunden brauchst. Und das wird in dem Markt nicht leicht.
Man bedenke auch die Krankenversicherung, die man selbst zahlen muss.
Würde es auch ausreichen, so etwas im Nebenfach zu studieren?