Kann ein Notarzt einen Notfallsanitäter ersetzen?

8 Antworten

Abgesehen davon, dass es Überschneiden von Kompetenzen, deinen ärztlichen Pflichten gegenüber dem Patienten (die du als NotSan nicht hättest), Problemen mit versicherung bei Einsatz in einem nicht derAusbiödung entsprechenden Bereich etc. geben wird gibt es da ein absolut schlagendes Argument, warum das nicht klappen kann:

Du bist kein Notfallsanitäter.

Zwar hättest du eine höherwertige Ausbildung, aber eben kein Zeugnis als Notfallsanitäter mit entsprechender staatlicher Anerkennung. Du kannst und darfst als Notarzt nicht als NotSan arbeiten. Nur als Notarzt. 

Du kannst natürlich versuchen, im Rahmen des Ehrenamtes, um das es dir hier zu gehen scheint, quasi einen Ehrenamt-NAW einzurichten. Dann bräuchtest du zwar noch ein drittes Besatzungsmitglied, aber das wäre zumindest eine Option, nicht in einer Verletztensammelstelle zu stranden (wo m.E. Ärzte im Ehrenamt allerdings hingehören...)

In der Regel wird man das ablehnen, weil es zu Kompetenzschwierigkeiten kommen kann.

Bei uns wirst du schon als Medizinstudent ab einem gewissen Ausbildungsstand gar nicht mehr im Regeldienst des Rettungsdienstes genommen, um Konflikte bezüglich der Versorgungsleitlinien zu vermeiden.

Im Ehrenamt sieht die Sache natürlich anders aus. Und auch, wenn jemand schon lange fährt und quasi dort hineingewachsen ist. Das ist aber Sache der Kommunen. Meines Wissens gibt es dazu keine gesetzliche Regelung.

Ich würde jedenfalls nicht als Arzt RTW fahren. Was machst du denn bei einem Verkehrsunfall mit mehreren Verletzten? Dann bist du in der Zwickmühle, deinen Job auf dem RTW vernünftig zu machen und gleichzeitig Triage und ggf. weitergehende Versorgung als Arzt zu übernehmen.

Meiner Meinung nach sollte jeder bei dem bleiben, das er am besten kann. Und das ist als Arzt nun mal der NA. Kannst ja NAW fahren, falls es sowas in der Umgebung gibt. Oder einen RTW als NAW auf Sandiensten einsetzen. Dann weiß zumindest jeder, woran er ist.

  • Sicherlich deckt die Ausbildung eines Notarztes alles ab, was ein RTW-Besatzungsmitglied wissen muss. Aber wozu sollte das gut sein? Würde doch wohl niemand so machen?!
  • Notärzte verdienen erheblich mehr Geld und werden gewiss auch als solche eingesetzt. Manche Fragen sind einfach zu theoretisch.

Dachte auch eher daran das ehrenamtlich zu machen, als Gegenpol zur Arbeit in der Klinik.

@Nemo84

Nein, die Ausbildung des Notarztes deckt eben nicht alles ab. Im Umgang mit dem technischen Material (Schienung, Medizintechnik) wie auch mit dem RTW an sich ist der Notarzt nicht ausgebildet.

@ozz667

Der Rettungssanitäter aber schon. Und das bin ich auch.

Ich bin ein RS, der Medizin studiert hat und auf dem Weg ist Notarzt zu werden.,

Hallo Nemo,

ob ein Notarzt einen Notfallsanitäter ersetzten kann ist schnell beantwortet - Ja das kann er.
Er darf es aber nicht.
Man ist als Notarzt nicht permanent als eben solcher eingesetzt, die Stunden als Notarzt sind geregelt und dürfen eine gewisse Zeit nicht überschreiten. 
Das schlaucht auch extrem !

Ein NfS muss aber noch andere Qualifikationen mitbringen -> Das beginnt schon beim Führerschein der Klasse C (LKW) zum Führen des RTWs.
Doch kannst du, selbst wenn du diese (und andere) Voraussetzungen erfüllst, nicht permanent als Notarzt auf dem RTW sein. 

Du wirst später als Notarzt nur zu bestimmten, kritischen und für den NfS nicht handhabbaren Fällen zugezogen. 
Den Rest der Zeit bist du auf Bereitschaft für den nächst dringlichen Fall, der unbedingt einen Notarzt erfordert. -> Bist du da die ganze Zeit auf dem RTW unterwegs so bist du nicht nur permanenten Druck ausgesetzt was sich auf dauer (vielleicht) sogar auf dein Urteilsvermögen auswirkt, du bist dann auch schlicht weg nicht mehr so "mobil".

Man befindet sich meistens in einem Zentralen Punkt der Stadt, wie z.B einem Krankenhaus, wenn du da irgendwo auf einen Einsatz bist der gar keinen NA erfordert, und genau zu dieser Zeit irgendwo anders ein NA gebraucht wird - so kannst du die Personen an deinem jetzigen Standort schlecht einfach stehen lassen und zum wichtigeren Einsatz fahren. 

Zumal der NA-Wagen oft kleiner und wendiger ist um so noch schneller bei diesen Situationen zuzustoßen. 

Du wirst es aber später sehen, dass du nicht mehr als 2-3 Tage im Monat als Notarzt arbeiten willst/kannst, es ist eben schon was anderes, viel Adrenalin und hohe Verantwortung (in welche Klinik am besten ?, Was braucht der Patient?, Wie kann ich mit den begrenzten Mitteln im RTW jetzt hier am besten helfen?) 

Aber das ist eine Erfahrung die du selber machen musst ;) 

Gruß,
DrIoannis

"Man ist als Notarzt nicht permanent als eben solcher eingesetzt, die
Stunden als Notarzt sind geregelt und dürfen eine gewisse Zeit nicht
überschreiten. "

Ich will ja auch im genannten Beispiel nicht als Notarzt arbeiten, sondern als Notfallsanitäter, im Rahmen von dessen Kompetenzen! Ehrenamtlich.
Damit erledigt sich wohl auch der Rest deines Beitrags. Trotzdem danke!

"Ein NfS muss aber noch andere Qualifikationen mitbringen -> Das
beginnt schon beim Führerschein der Klasse C (LKW) zum Führen des RTWs."

Das ist keine Voraussetzung, zumal der NotSan auf dem RTW der Beifahrer ist. Es genügt einen Rettungssanitäter mit C1 dabei zu haben; sofern man denn auf einem RTW mit mehr als 3,5 Tonnen fährt. Viele Organisationen setzen auch noch welche ein, die man mit dem normalen B-Führerschein fahren darf.

Bist du da die ganze Zeit auf dem RTW unterwegs so bist du nicht nur permanenten Druck ausgesetzt was sich auf dauer (vielleicht) sogar auf dein Urteilsvermögen auswirkt.

Wir sind in 24 Stunden 12 - 18 NEF-Einsätze gefahren. Unter 8 Einsätzen kommt hier in 12 Stunden auch keiner weg.

@Maxxismo

Hallo zusammen,

ehrenamtlich hin oder her, es geht nicht und wird auch nicht gemacht. 
Du bist als NA für NfS nicht qualifiziert.
Eben so mit dem RTW, die RTWs kannst du allein schon wegen der überbreite und dem bloßen Gewicht nicht mit dem B-Führerschein fahren. - Der Beifahrer muss auch in der Lage sein den RTW im Falle eines Falles führen zu können. 

@Maxxismo, 
Genau davon spreche ich ja. Das ist kein Job dem man jemanden Vollzeit zumuten kann. (Da rede ich jetzt nicht nur vom NA, generell alle Personen im Rettungsdienst haben da erhöhte Belastung).

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Um es auf den Punkt zu bringen:

Der Rettungsdienst ist klar strukturiert und durch einige Gesetze fest geregelt.
Es ist geregelt wie die Besatzung eines RTWs (mindestens) auszusehen hat.
Jetzt würde ein unwissender denken, dass ein NA durch seine Kenntnisse in Medizin einem NfS haus hoch überlegen ist und natürlich vorzuziehen ist, sofern er in einem RTW arbeiten will (Ehrenamtlich oder nicht). 

Doch erlernt ein Rettungssanitäter / NfS im Rahmen seiner Ausbildung nicht nur fachliche Kompetenzen und entsprechendes Wissen, dort gibt es Komponenten die ich als Arzt nie gelernt habe.
Lerninhalte wie : Taktik, Personen und Unfallsicherung und und und.
Sowas lernst du nicht so ausführlich als (Not-)Arzt, da hier der Schwerpunkt auf der fachlichen Kenntnis liegt und die RTW Besatzung sorgt dafür das du deinen Job als NA so gut wie möglich ausführen kannst ohne dir über die anderen Gegebenheiten Gedanken machen zu müssen. 

Als NA (kann) fehlt einem nun mal die Kenntnis über Inhalte des RD die du nicht auf einfachen RD-Fortbildungen erlernen kannst, diese Mechanismen, Taktiken und einige andere Sachen lernen NfS in mehr Zeit als nur 30 Stunden pro Jahr. 

Ebenso kann man die sog. OP-Schwestern/Gehilfen nicht einfach durch einen Arzt ersetzten, auch diese lernen Fähigkeiten und Abläufe die dem "normalen" Arzt (in dem Fall nicht Chirurg) fremd sind. 

Du kannst ja dann natürlich trotzdem noch die Ausbildung zum NfS machen, dann sollte es keine Probleme dabei geben.

Ich bin da aber auch kein Richter. 

Gruß,
DrIoannis

@DrIoannis

"Eben so mit dem RTW, die RTWs kannst du allein schon wegen der überbreite und dem bloßen Gewicht nicht mit dem B-Führerschein fahren. -
Der Beifahrer muss auch in der Lage sein den RTW im Falle eines Falles führen zu können. "

Interessant, da ich schon oft mit dem B-Führerschein RTW gefahren bin. Bis 3,5 Tonnen ist das vollkommen zulässig. Ebenso ist es bei uns beim ASB vollkommen ausreichend wenn auf den schweren Autos der RS als Fahrer den C1-Führerschein besitzt. In welcher Situation sollte es denn unbedingt erforderlich sein, dass der NotSan das Auto fährt und der RS das nicht tun kann?

Auf dem KTW haben wir sogar öfter mal, auf dem RTW selten, Beifahrer die überhaupt keinen Führerschein haben, nichtmal den B!

"Doch erlernt ein Rettungssanitäter / NfS im Rahmen seiner Ausbildung nicht nur fachliche Kompetenzen und entsprechendes Wissen, dort gibt es Komponenten die ich als Arzt nie gelernt habe.
Lerninhalte wie: Taktik, Personen und Unfallsicherung und und und.
Sowas lernst du nicht so ausführlich als (Not-)Arzt, da hier der Schwerpunkt auf der fachlichen Kenntnis liegt und die RTW Besatzung sorgt dafür das du deinen Job als NA so gut wie möglich ausführen kannst ohne dir über die anderen Gegebenheiten Gedanken machen zu müssen. "

Nun, da ich Rettungssanitäter bin, und im Laufe der Jahre meiner Berufstätigkeit im Rettungsdienst viele Fortbildungen absolviert habe, habe ich diese taktische und technische Ausbildung und Erfahrung!
Es geht nur darum, ob die zusätzlichen Kenntnisse meines Medizinstudiums und der geplanten Notarztweiterbildung mich dazu qualifizieren würden nicht nur als RS sondern als NotSan eingesetzt zu werden; ggf. mit einer entsprechenden Äquivalenzbescheinigung.

Nein. Denn alle Rettungsdienstgesetze, die ich kenne, formulieren die geforderten Qualifikationen für die Fahrzeugbesetzung nicht beispielhaft oder ungefähr, sondern eindeutig.

Meist steht da wohl noch Rettungsassistent. Und in Zukunft wird das durch den Notsan ersetzt werden.

Es gibt aber viele, die beide Ausbildungen vorweisen können, weil sie vor oder während des Studiums im Rettungsdienst aktiv waren. ;-)

@Maxxismo

Rettass ist ja auch wohl so ziemlich der beste beruf, den man z.B. für NC-Wartezeiten ergreifen kann.

Dennoch zählt hier ALLEIN der Notsan-Abschluss.

Es ist aber eine Äquivalenzbescheinigung vom Regierungspräsidium denkbar. Sowas gab es schon früher für manche Konstellationen.

@Nemo84

Regierungspräsidium wäre dann wohl NRW.

Dass ein Beruf als gleichwertig bescheinigt wird, ist grds. möglich. Muss aber eben erst mal auf Antrag festgestellt werden. Und zwar von der jeweils zuständigen Behörde.

Ohnedem ist ein Arzt keine zulässige Besetzung für einen RTW, wenn im RDG der RettAss oder NotSan vorgeschrieben ist.

@NetzBeratung

Hmm, wenn der Arzt auch NotSan oder RettAss ist, dann ist er doch formal qualifiziert. Die höhere Ausbildung ersetzt doch nicht die vorherige, oder etwa doch?

@Maxxismo

Nein, natürlich wird die nicht ersetzt. Aber ist nur deswegen qualifziert, weil er Notsan ist. Nicht, weil er auch noch irgendwas anderes ist. Ist dochganz einfach.

@NetzBeratung

In meinem Fall war es BW.

Es ging z.B. um folgendes: Während der einjährigen RA-Ausbildung haben wir keinen expliziten RS Kurs mit Prüfung gemacht. Jedoch haben wir nach 6 Monaten an der Berufsfachschule, inkl. der Absolvierung von genug Praktika, die für den RS ausreichen, eine Äquivalenzbescheinigung erhalten, wonach wir als RS auf KTWs oder RTWs eingesetzt werden durften, weil unser Ausbildungsstand dem eines RS entsprach, auch wenn wir offiziell keine Rettungssanitäter waren (sondern nur Rettungsassistenten in Ausbildung).

Deshalb dachte ich, wenn man als RS + Notarzt die gesamten Kenntnisse eines NotSans abdeckt, dann müsste man doch auch so eine Bescheinigung bekommen können um als NotSan auf einem RTW zu arbeiten. Nicht unbedingt als Beruf, sondern eher als Hobby, ehrenamtlich neben dem Dienst als Anästhesist im Krankenhaus.