Ist es "unfair", wenn privatversicherte in die gesetzliche Krankenkasse gehen?
Ich habe die Diskussion mit meiner Mutter geführt, ob es nicht "unfair" sei, wenn privatversicherte Menschen (Arbeitnehmer & -geber) von der privatversicherten in die gesetzliche Krankenkasse gehen.
Meine Mutter ist der Meinung, dass es aus dem Grund unfair ist, weil die Leute, die schon immer in der gesetzlichen waren und eingezahlt haben, auf einmal für die aufkommen müssen, die nie in sie eingezahlt haben.
Meiner Meinung nach stimmt das nicht, weil man ja ab dem Punkt, ab dem man in die gesetzliche zurück geht, genau die gleichen Beiträge zahlt.
Was ist eure Meinung? Am besten mit Argumenten, danke!
9 Antworten
Ich geb deiner Mutter Recht. Menschen die in einer privaten Krankenversicherung sind, haben in jungen Jahren den Vorteil, dass sie niedrige Beiträge zahlen und mehr Leistungen bekommen.. Im Alter wird es dann teurer und wenn sie die Beiträge nicht mehr zahlen können, wollen sie wieder in die Gesetzliche.
Ich fände das dann schon etwas ungerecht denen gegenüber, die immer schon in der Gesetzlichen waren und keine Möglichkeit hatten, sich Privat zu versichern.
Erst sich gegen die Solidargemeinschaft entscheiden und später dann wieder wechseln, wenn die Nachteile, die Vorteile der Privaten überwiegen. Find ich nicht okay, wenn Menschen sich immer die Rosinen aus dem Kuchen picken wollen.
Es ist nicht unfair, sondern entspricht - soweit es denn überhaupt möglich ist - den gesetzlichen Regelungen.
Es gibt viele legale Möglichkeiten, die man eher als "unfair" bezeichnen könnte.
Wer lange Zeit privat versichert war kann i.d.R. nicht ( so einfach ) zurück in die GKV.
http://www.finanztip.de/pkv-rueckkehr-gkv/
Ansonsten die GKV sowie auch die PKV leben von den Beträgen der gesunden Versicherungsnehmer. Und mit dem Alter steigt auch die Krankheitsanfälligkeit der Versicherten.
Unterschied der beiden Versicherungsarten - die Beiträge für die GKV werden einkommenabhängig erhoben. Dei der PKV steigen die Beiträge mit dem Alter deutlich an, wobei i.d.R. das Einkommen, sprich speziell Rente/Pension geringer ist als das Arbeitseinkommen.
Das Problem ist, dass man solange man jung ist, in der Privatversicherung geringe Beiträge bezahlt (weil das Risiko einer Erkrankung gering ist). Die Beiträge erhöhen sich mit dem Lebensalter.
Der Privatversicherte hat also als junger Mensch von den geringen Beiträgen profitiert (und nicht in eine solidarische Kasse wie die gesetzliche eingezahlt). Im Alter will er dann von den nunmehr geringeren Beiträgen der gesetzlichen profitieren und sich auf die Solidarität aller Versicherten verlassen.
Deine Mutter hat recht - unfair, und ja auch nur in den seltensten Fällen möglich.
Ich halte nichts von diesen "unsolidarisch"-Argumentationen o. ä. Gerade die sogenannte "gesetzliche Krankenversicherung" ist nämlich voll von Quersubventionierungen, die einige Personengruppen fast zwangsläufig in die Flucht treiben bzw. getrieben haben.
Beispiel: ein lediger Mittelgut-Verdiener zahlt ein Vielfaches an Beitrag ggü. einem Teilzeit-Billiglöhner mit 3köpfiger Familie hintenan (die womöglich zusätzlich dann noch aufstockt, Wohngeld bekommt o. ä.).
Kein Wunder, dass gerade ledige Besserverdiener oder Selbstständige aus der GKV geflohen sind, wenn's möglich war. Und auch kein Wunder, wenn Leute irgendwann wieder aus ökonomischen Gründen zurückkehren zur GKV, wenn's denn überhaupt möglich ist (5-Jahres-Frist, bzw. andersrum Wiederaufnahme Angestelltentätigkeit).
Wenn man wirklich Gerechtigkeit bei der Krankenversicherung will, dann sollte man auf ein echtes Kopfpauschalensystem ähnlich der Schweiz setzen. Und das dann auch mit fixen Tarifen, und nicht irgendwelcher Sozialschwurbelei/Quersubventionierei.
Wenn sich dadurch dann soziale Härten ergeben, kann der Staat das gern auf der Ebene der Sozialhilfe (oder Hartz IV, oder was auch immer gerade greift) ausgleichen/querfinanzieren. Aber diese Umverteilerei auf allen Ebenen nervt. Die Krankenversicherung sollte eine Versicherung sein, und ihre Tarife dementsprechend kalkulieren. Alles andere ist Sache der Sozialpolitik, wo meines Erachtens die Krankenkassen eben NICHT dazugehören.