Ist die Schulpflicht eine Form von Freiheitsberaubung?

4 Antworten

Wenn man sich die praktisch zugestandenen Rechte von Schülern und Häftlingen anschaut, dann haben Schüler tatsächlich weniger Rechte. Der Schulzwang ist ganz klar Freiheitsentzug und kollidiert damit mit Artikel 11 des Grundgesetzes. Damit Grundrechte nicht wahllos vom Gesetzgeber eingeschränkt werden können, sieht das Grundgesetz das Zitiergebot vor (Artikel 19). D.h. das Schulgesetz deines Landes müsste eigentlich die Einschränkung von Artikel 11 erwähnen. Die meisten Schulgesetze unterlassen dies. Der Wunsch der Eltern des Grundgesetzes war, dass der Gesetzgeber Einschränkungen der Grundrechte selbst wahrnimmt und sich überlegt, ob sie wirklich sein müssen. In diesem Falle muss man das ganz klar verneinen, denn in den anderen Ländern Europas gibt es fast nirgends den deutschen Schulanwesenheitszwang.

Woher ich das weiß:Recherche
  • Na ja, jede Pflicht schränkt die Freiheit ein. Das ist natürlich richtig und nicht wegzudiskutieren. Insofern schränkt auch die Schulpflicht die Freiheit von Eltern und Kindern ein. Als "Freiheitsberaubung" würde ich diese Einschränkung jedoch nicht bezeichnen.
  • Ohne Pflichten keine Rechte -- denn wer Rechte haben will, erwartet ja auch von anderen, sie einem zu gewähren und damit müssen diese anderen Pflichten ertragen. Dasselbe gilt umgekehrt für dich. 
  • Es gibt keine 100%ige Freiheit, es gibt keine Rechte ohne Pflichten. Damit muss man leben.

Freedom is if there is nothing left to lose.

Welche Rechte erarbeitet man sich denn damit, wenn man sich in der Schule in den Hintern platt sitzt? Wem gegenüber hat man die Schulanwesenheitspflicht und was haben diejenigen davon?

@Schnurzl42

Die Eltern haben die Pflicht, ihre Kinder am Schulunterricht teilnehmen zu lassen. Diese Pflicht ist ein Gegenpol dazu, dass die Solidargemeinschaft jeden versorgt, der es nötig hat. Eine gute Ausbildung ist die Voraussetzung dafür, in dieser Gemeinschaft bestehen zu können.

Stell dir mal vor, was los wäre, wenn 90% aller Harzt-IV und Migrationshintergründler ihre Kinder gar nicht zur Schule schicken würden. Dann hätten wir krass viele Menschen, die nichts könnten und versorgt werden müssten. Natürlich muss die Gemeinschaft Eltern dazu bringen, ihren Kinder eine gute Bildung zukommen zu lassen.

Aktuell wird ja zurecht diskutiert, wie man diese Pflicht auf Deutsch im Elternhaus, Spracherziehung im Kindergarten und so weiter ausdehnen kann.

@Kajjo

Hast du Belege dafür, dass Leute ohne Schulbesuch bevorzugt in Armut/HartzIV landen? Ich meine, einige Milliardäre sind Schul- oder Studienabbrecher.

@Schnurzl42

Wie viele Milliardäre gibt es? Mit Ausnahmen zu argumentieren, nützt der Sache nichts.

Und ja, die Beweislage ist ganz eindeutig: Unter H4-Beziehern gibt es erheblich weniger Akademiker und erheblich mehr Personen ohne Schulabschluss.

Nein, die Eltern besitzen zwar das Aufenthaltsbestimmungsrecht, welches sie dem Kind gegenüber ausüben. Diesem Recht wird mit der Schulpflicht und den damit verbundenen Bestimmungen Grenzen gesetzt. Die Pflicht gilt also den Eltern gegenüber. Das Kind ist als unmündige Person bei dieser Rechtslage aussen vor.

Im juristischen Sinne nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Und wie sieh es moralisch aus ?

@MaxLangbein

Moralisch solltest du um die Bildungsmöglichkeit froh sein

@FastReply

Sollten Menschen für Zwangsarbeit auch dankbar sein ?

@MaxLangbein

Sehr passender Vergleich und ein Argument mehr für die Schulpflicht

Freiheitsentzug wäre wohl der passendere Begriff.