Hilfe! Bachelorarbeit – Empirischer Teil – Experteninterviews

4 Antworten

1.) Methode: Natürlich solltest Du Deine Ergebnisse mit Experten-Interviews gewinnen.

2.) Unterschiede zum qualitativen (narrativen, problemzentrierten) Interview: Experten werden nicht befragt als Personen mit Kindheitserfahrungen und Zukunftsperspektiven, mit persönlichen Erwartungen und Befürchtungen, sondern als Repräsentanten und "Kenner" von Einrichtungen und als maßgebliche Entscheidungsträger über interne Vorgänge und Strategien der Einrichtung. Verkürzt: Es interessiert nicht der Mensch Herr Meier, sondern der Personalleiter Meier und seine Kenntnisse über die betriebliche Personalpolitik, die von ihm entwickelten Konzepte und Strategien, seine Entscheidungskriterien bei Problemen usw.

3.) Auswertung: a) Transskription (kann auszugsweise erfolgen und sich beschränken auf relevante Teile), sinnvoll ist es, rechts neben dem Text auf den Seiten genug Platz für Paraphrasen zu lassen b) Erstellung eines Auswertungs-Schemas mit Themen, in der Regel kann dies ein Extrakt des Interviewleitfadens sein, den man eventuell später noch ergänzt oder auch kürzt c) Paraphrasen: kürzen und zusammenfassen wichtiger Gesprächspassagen, Überschriften (übergreifende Themen/Positionen) erstellen d) Interview-übergreifende Text-Darstellung: Zusammenfassungen, Vergleiche zwischen unterschiedlichen Positionen, Typisierungen und/oder quantitative Auswertung

nephalym  18.09.2012, 17:07

Ohne zitierfähige Quellenangaben für diese Methodik wird der Fragesteller damit nicht viel anfangen können. Insbesondere "beschränken auf relevante Teile" und "Paraphrasen" wird ihm vermutlich um die Ohren gehauen, wenn er dies nicht methodisch und belegt begründen kann.

Ich meine die Kritik natürlich konstruktiv. Daher mein ergänzender Hinweis: Zumindest Paraphrasieren kannst du auch auf Basis von Liebold, Renate / Trinczek, Rainer 2002. Aber bevor ich das Material so stark reduziere, würde ich unbedingt mit meinem Betreuer sprechen. Da sind manche recht allergisch.

Besten Gruß

kchen555 
Fragesteller
 19.09.2012, 16:09
@nephalym

Halloo, erstmal vielen vielen Dank für die Antworten. Das hilft mir alles schon etwas weiter und ich fühle mich nicht mehr ganz so alleine mit meinem Problem. Nur; je mehr ich lese desto unklarer wird mir, ob es sich bei meiner Art zu Fragen überhaupt um ein Leitfadeninterview handelt. Denn eigentlich frage ich nur Fakten ab und möchte dann eine Einschätzung auf einer Skala. Meiner Meinung nach ist das eher eine Art Fragebogen und sowas kann man ja schlecht nur mit 4-5 Leuten durchführen?!

Ziel meiner "Befragung" ist es von den Herausforderungen, die ich in dem theoretischen Teil herausgerarbeitet habe, 3 bis 4 zu priorisieren. Damit ich anschließend zu diesen 3-4 Herausforderungen Handlungsempfehlungen geben kann. Aber langsam befürchte ich, dass das so gar nicht funktionieren kann...

Lies die folgenden beiden Artikel:

Liebold, Renate / Trinczek, Rainer 2002: Experteninterview, in: Kühl, Stefan / Strodtholz, Petra (Hg.): Methoden der Organisationsforschung – Ein Handbuch, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt

Meuser, Michael / Nagel, Ulrike 2005: ExpertInneninterviews – vielfach erprobt, wenig bedacht, in: Bogner, Alexander / Littig, Beate / Menz, Wolfgang (Hg.): Das Experteninterview – Theorie, Methode, Anwendung, 2. Aufl., Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 71-93

Beide Artikel lassen sich in ihrer Auswertungsmethodik gut kombinieren. Hilfreich ist MAXQDA bei der Auswertung (finde ich intuitiver als Atlas.ti). Man kann aber auch mit der Kommentarfunktion von Word arbeiten und die Auswertung per copy&paste von Hand machen. Ist eigentlich egal.

Die beiden Artikel reichen als methodische Grundlage eigentlich vollkommen aus (wenn du nicht gerade bei den qualitativen Methodikern selbst schreibst, aber dann hättest du mehr Ahnung ;) )

Ob es sich um Experteninterviews handelt, weißt du nach der Lektüre auch (bzw. kannst dir da eine Begründung rausziehen, warum es Experteninterviews sind :D )

Hallo kchen555, ich schreibe zur Zeit meine Bachelorarbeit ueber genau dieses Thema. Besteht die Moeglichkeit mit dir in Kontakt zu treten, ueber Facebook oder Email, damit ich dir ein paar Fragen zur Vorgehensweise stellen kann? Das waere wirklich toll. Viele liebe Gruesse, Josy

P.S.: Wenn du deduktiv auswerten willst, dann kannst du auch das Buch "Experteninterviews und Qualitative Inhaltsanalyse: als Instrumente rekonstruierender Untersuchungen" von Gläser und Laudel nehmen. Dann musst du allerdings erstmal noch die Grundlagen für ein Suchraster ermitteln, und so weiter. (Außerdem finde ich das Buch k*cke...)