Hat jemand Erfahrung mit Hund adoptieren (Tierschutz)?
Hallo,
mein Freund und ich adoptieren bald einen Welpen aus Spanien. Sie ist zurzeit 4 Monate alt und ein Schäferhund-Podenco-Mix.
Meine „Bitte“ ist, falls ihr Erfahrungen habt, sie bitte reinzuschreiben.
Es wird unser erster Hund.
Fragen wie z.B.
Wie lange hat’s bei euch gedauert, den Hund zu sozialisieren/stubenrein zu bekommen?
Den Hund an euch vertraulich zu machen?
Was für tierärztliche Untersuchungen habt ihr durchführen lassen?
Auf was müssen wir bei der Abholung achten?
und und und....
ich danke euch für die Mühe :)
8 Antworten
Ich habe einen TS-Grey aus Irland.
Es gibt die sog. 3/3/3 Regelung.https://www.rescuedogs101.com/bringing-new-dog-home-3-3-3-rule/
Der Artikel ist nicht schlecht, was ihr davon gebrauchen könnt, müüst ihr selber entscheiden.
Kommt der Hund von einer Pflegestelle, oder direkt von der Straße oder einem Shelter?
Was hat er vorher erlebt?
Ohne diese Infos ist ein Rat immer schwer, da euer Verhalten stark von dem des Hundes abhängt. Auch kommt es darauf an, ob der Schäfer oder der Podenco durchschlägt. Die beiden Rassen sind charakterlich und vom Verhalten her recht unterschiedlich.
Der Tierarzt sollte auf jeden Fall die ganzen Mittelmeerkrankheiten kontrollieren. Dazu ein normaler Check Up. Seid ihr mit den Besonderheiten, was Windhunde angeht vertraut? Also Blutwerte, "unverträglichkeit" von Barbituraten und wenn Infusionen gegeben werden sollten, nur laktaktfreie?
Am Anfang ist Ruhe und Routine wichtig. Keine großen Wilkommenspartys. Nur kleine Runden gehen und möglichst immer die gleiche. Solange, bis der Hund Sicherheit hat. Dann kann man langsam anfangen, mit dem Tier zu arbeiten.
Wie gesagt genaues kann man erst raten, wenn man weiß, wie sich der neue Hund letztendlich verhält.
Ein Pflegestellenhund ist doch schonmal gut. Er kennt Häuser, Türen, Fenster, ist vielleicht schon stubenrein. Fragt der Pflegestelle Löcher in den Bauch. Fragt nach ihrer Routine, wie der Hund gehalten und gefüttert wurde, Schlafgewohnheiten und, und, und.
Im Regelfall kann man sich bei Schwierigkeiten auch immer wieder an die Leute wenden.
Vielen Dank !:)
"Ich" habe vier Hündinnen aus Rumänien, die aber in einem kleinem privatem Tierheim gelebt haben und schon mindestens 1,5 Jahre alt waren, als sie zu uns kamen.
Die vier sind komplett unterschiedlich. Die eine hat sich sofort durchkraulen lassen und man musste aufpassen, dass sie nicht bei Fremden mitgeht, eine andere hat auch nur ein paar Stunden gebraucht, bis sie gestreichelt werden wollte, dafür hat es bei einer Hündin >2 Monate, bis man ihr nur stressfrei das Geschirr anziehen konnte. Auch jetzt, nach 7 Jahren, kann man sie nur streicheln, wenn sie selber die Aufmerksamkeit einfordert, ansonsten ist sie sofort am beschwichtigen. (Dafür ist sie dann sehr ausdauernd.)
Bis die Hunde (zuverlässig) stubenrein waren, hat es vielleicht 1,5 Wochen gedauert. Aber wie gesagt, sie waren bereits älter und haben nicht den Großteil ihres Lebens in einem Zwinger verbracht.
Vor der Abreise wurden alle Hunde bereits komplett geimpft (nicht nur Tollwut), entwurmt und auf Mittelmeerkrankheiten getestet (Schnelltest). Deshalb haben wir sie ganz normal durchchecken lassen. Nur bei der Hündin, die, noch in Rumänien, Herzwürmer hatte, haben wir den Test wiederholen lassen, weil der Test nicht auf Larven reagiert. Wenn der Hund nicht auf Mittelmeerkrankheiten getestet wurde, würde ich das auf jeden Fall nachholen lassen.
Ansonsten sollte man verständnisvoll und geduldig sein und den Hund nicht bedrängen, damit er sich an sein neues Leben gewöhnen kann. Für ihn ist ja alles neu, die Umgebung, die Gerüche, selbst die Sprache hört sich anders an. Gleichzeitig sollte es von Anfang an klare Regeln geben, die konsequent (nicht mit Gewalt!) durchgesetzt werden. (z.B. Betteln am Tisch) Und bitte denkt nicht, der Hund wäre irgendwie "dankbar", das ist eine Empfindung, die sie nicht kennen. Einen Rückzugsort, an dem er wirklich in Ruhe gelassen wird, sollte er auch haben.
Beim Training sollte man, gerade in dem jungen Alter, nicht zu viel verlangen und mit den wichtigen Dingen (Abruf, Abbruch, Freigabe, Leinenführigkeit, etc.) anfangen. Wenn man zu viel will, überfordert man den Hund schnell. (Hier liest man z.B. fast täglich fragen zu rammelnden (Jung-)Hunden/Welpen.) Am besten wäre es, wenn ihr euch an einen gewaltfrei arbeitenden Trainer wendet (z.B. indem ihr Trainieren statt dominieren googelt.)
Wenn es um den Bindungsaufbau geht, bin ich großer Fan des Kontaktliegens. Einfach auf den Böden oder die Couch setzen (Wenn der Hund drauf darf) und "nur" Körperkontakt haben, also maximal ruhig streicheln. Aber auch gemeinsame "Erfolgserlebnisse" schweißen zusammen.
Bitte, bitte sichert den Hund in der Anfangszeit doppelt! Und/oder nutzt ein Sicherheitsgeschirr. (Ich empfehle Geschirr + Retrieverhalsband ohne oder eng eingestelltem Zugstop.) Und das lieber ein, zwei Wochen länger als nötig.
Man kann oft gar nicht so schnell gucken, wie sich ein panischer Hund aus dem Halsband/dem Geschirr gewunden hat und abhaut. Man weiß nicht, wovor ein Hund mit unbekannter Vergangenheit sich alles erschreckt. Eine "meiner" Hündinnen hatte panische Angst vor einer Statue, die ein Boot darstellt.
Man liest immer noch viel zu viele Such- und Todesmeldungen, weil Halter entweder nicht aufgeklärt werden oder sich überschätzen.
Spanien ist soweit ich weiß auch Leishmaniose-Risikogebiet. Das würde ich abklären lassen.
Sonst musst du wissen, dass Auslandshunde totale Überraschungspakete sind. Und dankbar wird er auch nicht sein, denn du hast ihm sein komplettes Leben genommen. Der Hund hat auch in seinem ganzen Leben noch kein Haus gesehen, keine Türen, war vielleicht noch nie Innen eingesperrt. Er kann das natürlich hinnehmen und ein fröhlicher Hund sein. Er kann aber auch ein Angsthund sein.
Seid auf alles vorbereitet. Seid bereit, nach Hilfe zu fragen. Und macht euch keine Vorstellungen, wie es wird, denn es wird sowieso anders.
Schäferhund-Podenco ist natürlich auch eine Mischung, die viel Beschäftigung braucht.
wir haben auch 3 Hunde aus Spanien und einen aus Rumänien. Alles prima Hunde. Die Hunde aus Spanien durften ohne mmk Test gar nicht ausreisen bzw nach Deutschland einreisen. Und unser Rüde musste vor der Ausreise kastriert werden, leider viel zu früh. Er war damals als wir ihn bei der Tierschutzorganisation abgeholt haben total erschöpft. Und hat viel Ruhe gebraucht, er hat sich aber schnell eingelebt. Er hat in Spanien die Hölle erlebt und ist noch immer etwas ängstlich. Es wird aber immer besser. Wir lassen ihm viel Zeit und haben viel Geduld und bei jedem kleinen Erfolgserlebnis kommen mir die Tränen, so glücklich bin ich darüber. Ich kann euch auch nur bitten Geduld zu haben und dem Hund Zeit zu geben. Da er aber schon seit Anfang an auf einer pflegestelle ( waren unsre anderen 3 auch) ist, hat er bestimmt schon viel gelernt und auch ein gewisses Maß an vertrauen zu Menschen, da er schon seine Erfahrungen im Haus sammeln konnte. Alles gute für euch
ich muß sagen, ich bin nicht so der Freund davon, einen Hund direkt aus dem Ausland zu holen. Es wäre besser, wenn der Hund bereits in Deutschland wäre. Die Beschreibung eines Hundes klingt immer gut, aber besser ist, wenn man ihn vorher kennenlernt, bevor man sich entscheiden muß. Die Beschreibung kann ganz schön abweichen, es ist wie eine Wundertüte.
Hier mal ein eigenes Erlebnis: meine Frau und ich hatten bereits einen Hund und wollten noch einen zweiten dazu. Es mußte aber ein Mädchen sein, da unser Rüde nicht mit jedem anderen Rüden klarkam. Wir haben dann bei einer Tierschutzseite eine Hündin gefunden, die uns gefallen hat, aus Rumänien. Sie hieß Clyde. Das ist zwar ein Männername, aber es hieß, sie habe den Namen bekommen, weil ihr Bruder, der so hieß vor kurzem verstorben sei.
In Rumänien wurde alles vorbereitet. Die vom Tierschutzverein empfahlen uns, gleich ein passendes Panikgeschirr machen zu lassen (die kannten da jemanden, der maßgeschneiderte Geschirre für kleines Geld machten). Der Tierschutzverein schrieb dann nach Rumänien, wegen den Maßen des Hundes.
Als Antwort kamen dann die Maße. Dabei stand dann noch "Dog Clyde, male" (also "Hund Clyde, männlich". Auf einmal war es also doch ein Rüde ... zum Glück stellte sich das heraus, bevor der Hund hierherkam.
Wir erfuhren dann von einem anderen Tierschutzverein, der auch Straßenhunde aus Rumänien vermittelt - allerdings waren diese Hunde bereits in einer Pflegestelle, nur 30 km weit weg von uns. Dort saß auch eine kleine Hündin (1 1/2 Jahre alt), die uns auf den Fotos gefiel. Wir haben einen Termin ausgemacht und sind dann mit unserem Rüden zusammen hin, zum kennenlernen. Es paßte gut, und nach 2 weiteren Besuchen, durfte die Hündin dann bei uns einziehen.
Allerdings muß man auch erwähnen, daß die Hündin ein Panikhund ist. Sie muß scheinbar schlimmes erlebt haben in Rumänien. Sie braucht eine ganze Weile um Vertrauen zu fassen. Wenn wir auf der Straße unterwegs sind, zum Gassi gehen, dann bekommt sie Panik, wenn sie fremde Menschen sieht. Sie will überhaupt nicht Gassi gehen, man muß sie richtig dazu zwingen. Sie hat auch schon mal eine Leine durchgebissen, nur um wieder nach Hause zu kommen. (zum Glück haben wir einen Garten, in dem sie ihr Geschäft verrichten kann).
Da unser Rüde mittlerweile leider verstorben ist, wollten wir unserer Panikhündin wieder einen neuen Partner holen. Wieder ein Straßenhund aus Rumänien. Dieser ist aber so ziemlich das Gegenteil. Der geht auf jeden offen und freundlich zu.
Der Hund kommt aus einer Pflegestelle, wo sie seit ihrer Geburt an schon lebt.
Ich danke ihnen für die Tipps, von den Mittelmeerkrankheiten habe ich auch schon gehört. Was die Ruhe betrifft, stimme ich ihnen auf jeden Fall zu.