Hartz IV - Vor-und Nachteile, Reformbedarf?

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Vorteil ist, es hilft Menschen in Notsituationen, über die Runden zu kommen. Nachteil ist, es wird auch gerne mal ausgenutzt von Leuten, die keine Lust zum Arbeiten haben. 

Änderungsbedarf sehe ich vor allem in dem Zuflussprinzip und die Zahlung am Monatsanfang. Das macht es Menschen sehr schwer, eine neue Arbeit aufzunehmen, da Zeiten zu überbrücken sind, wo kein Geld fliesst, während Leute im Dauerbezug einfach ihr Geld kriegen.

Ich kenne das von einem Bekannten. Immer wenn er einen befristeten oder Minijob bekommt, dann wird der Verdienst dieses Job extrem hoch angesetzt, am Monatsanfang ist der Verdienst ja nicht bekannt. Er bekommt dann nur 100 oder 200 Euro und kann seine Miete nicht zahlen. Überbrückungsdarlehen hat er beantragt, wurden aber abgelehnt, der Widerspruch dagegen auch. 

Wenn er dann endlich sein Gehalt bekommt am Ende des Monats, dann ist es ja viel weniger, als vorher angenommen, dann hat er immer noch nicht so viel Geld, als wenn er nur H4 bekommen hätte. Dann muss er den Gehaltszettel vorlegen und eine Nachzahlung beantragen. Das dauert dann wieder. Und für den kommenden Monat gibt es wieder weniger Geld, wegen der fiktiven Anrechnung.

Deshalb bedeutet Arbeiten gehen für viele erhebliche finanzielle Einbußen erst mal und Ärger mit dem Vermieter. Und bis zu dem Zeitpunkt, wo es mal besser geregelt wäre, ist der Job schon wieder hinfällig und das ganze geht von vorne los. Und durch die viele Rumrechnerei ist das ganze gar nicht mehr zu durchschauen, ob da nun alles richtig berechnet wurde und es passieren leicht Fehler. 

Und für die Sachbearbeiter ist es so viel Aufwand, dass sie gerne den Arbeitslosen raten, erst gar keinen Minijob anzufangen.

Oft gelingt es Arbeitslosen selbst mit Vollzeitjob und Mindestlohn nicht, ganz aus H4 rauszukommen. Z.B. bei den vielen Zeitarbeitsfirmen, wo nur ein gewisser Betrag aufgezahlt wird und der Rest geht auf ein Zeitkonto. 

Dieses System müßte vereinfacht werden.

Da zum Hartz IV ein haufen Betreuer gehören, die einen haufen Geld verdienen, sorgt das System auf der falschen Seite für Arbeitsplätze.

Die Bedürftigen bekommen keine Arbeitsplätze und das Geld was nötig wäre, um die Leute anständig zu versorgen, wird für die Betreuer ausgegeben.

Zudem "zechnet" Hartz IV die Leute ... wenn herauskommt, dass jemand Hartz IV bekommen hat, findet er schlechter eine Arbeitsstelle.

 

Ob das Personal in den JC das dicke Geld verdient, wage ich sehr zu bezweifeln. Der einzelne Sachbearbeiter ist eher überlastet (zu viele Kunden), schlecht ausgebildet (kurz eingearbeitet, "den Rest macht der Computer") und müssen sich oft genug auch noch mit dem berechtigten Frust der Betroffenen auseinandersetzen.

Nur die können auch nicht mehr machen, als nach einem Gesetzbuch zu arbeiten, bei dem vom ersten tag an der Wurm drin war.

@EstherNele

Die verdienen trotzdem viel Geld für eine völlig unsinnige unnütze Arbeit: Menschen die keine Arbeit finden, oder nicht fähig sind eine Arbeit zu machen, oder gar nicht arbeiten wollen, für die kann man keine Arbeit suchen...die müssen die Arbeit selbst finden. Und während sie keine Arbeit haben, brauchen sie ein minimum an Geld um zu leben und um sich weiterzbilden. Dummes Geschwätz mit Sozialarbeitern nützt da nichts. Das kostet nur sehr viel Geld.

Ähm - nee. Dazu steht genug im Internet - Du musst schon selbst die Texte lesen und interpretieren.

Und Ja ,Harz IV muss weg - es diskriminiert die Menschen. Es muss was anderes dafür eingeführt werden.

... und das muss dann auch weg, nur weil der Name nicht passt?

Seit Kohl, dem so hochgejubelten, wird daran gebastelt. Sogar seine Beamtenfamilien bekamen Stütze zum Gehalt vom örtlichen Bürgermeister.

So üppig wie heute, dem Schröder sei dank, waren die Leistungen noch nie!

@schleudermaxe

Üppig? 416 Euro im Monat (Miete und KV außer acht gelassen)?

Hartz4 ist eine Schande. Es dient einzig und allein dazu, die Schere zwischen Arm und Reich zu vergrössern. Jegliche Berufserfahrungen und Qualifikationen werden in den Schmutz gezogen und der Zwang zu Hungerlöhnen zu arbeiten bietet keine Perspektive. Hartz4 ist keine Hängematte sondern ein klebriges Spinnennetz, wo man nur sehr schwer herauskommt. Deutschland ist ein Niedriglohnland geworden, Dank Gas- Gerd und Konsorten. Dafür bekommst Du von mir eine 1.

... da kann aber etwas nicht stimmen.

Schon zu Zeiten eines Kohl habe seine Beamtenfamiliem jeden Monat vom Bürgermeister erg. Sozialhilfe bekommen, weil er die so knapp gehalten hat.

Schon vergessen oder wirklich nicht gewußt?

Ja, wenn du mal ein klein wenig darüber nachdenken würdest, dann wären längst einige Punkte zusammengekommen (und das ganz ohne Internet). Ich gehe davon aus, dass deine Eltern ein geregeltes Einkommen haben und es euch finanziell daher gut bis sehr gut geht? Stell dir vor, deine Eltern arbeiten nicht mehr und ihr würdet im Monat, jetzt mal ganz krass gesagt, nur noch knapp 400 Euro zum Leben haben. Wie stark würde das Einfluss auf dein jetziges Leben haben? Auf was müsstet ihr verzichten, welche Einschränkungen kommen auf euch zu. (Essen, schulische Laufbahn evt. Studiumfinanzierung, Miete, Gesundheit, gesellschaftliche Probleme)  Positiver Aspekt: nicht mehr arbeiten müssen, ansonsten fallen mir keine ein.

Positiver Aspekt: nicht mehr arbeiten müssen, ansonsten fallen mir keine ein

wie wärs mit nicht frieren, nicht verhungern, nicht auf der Straße leben, zum Arzt gehen zu dürfen usw.

@MAB82

Richtig, all die Aspekte die ich aufgezählt und sich negativ auf das Leben eines Empfängers äußern könnte, ins positive umschreiben. Und dann müsste das passen. Der  ''positive Aspekt'' wirkt sich wiederum auf die Leistungsfähigkeit eines Menschen aus. Ein Mensch hat etwas gelernt und kann aus physischen Gründen vielleicht nicht mehr arbeiten, inwieweit wirkt sich das auf die Psyche auf und wie kann man diesen Zustand verändern? Möglicherweise durch das schaffen von Arbeitsplätzen und das wertschätzen jedes einzelnen Menschen. Also wenn ich ein Empfänger wäre und auf Grund dieser Tatsache stets erniedrigt werde, dann würde ich auch keine Motivation aufbringen können, irgendwas an einer Situation zu verändern. Wie man etwas an der Situation verändern kann, natürlich will nicht jeder diese Hilfe annehmen, aber Familienhilfen.. Menschen die einem Rückhalt geben, wären ein Anfang.

@Annsox

Ich war mal Empfänger von ALG 2 und es war weder erniedrigend noch demotivierend. Ich war froh über das Geld und es hat locker gereicht um mir bis zu einem neuen Job, einen ertragbaren Lebensstandard zu ermöglichen. Mehr würde ich von unserer Solidargemeinschaft nie verlangen wollen.

@MAB82

Ich habe hier zu einem anderen Beitrag kommentiert:

Ich denke, man lebt nicht sofort, wenn man erstmals Hartz IV bezieht, auf dem Niveau, welches die meisten Leute in Deutschland sich darunter vorstellen. Denn man hat sich ja einen bestimmten Standard geschaffen in der Zeit vor ALG II.

Schlimmer wird es, wenn man eine gewisse Zeit im Leistungsbezug verbleibt und es darum geht, verschlissenen oder alte kaputte Dinge zu ersetzen. Oder wenn jemand vorher nicht so viel verdient hat, dass er zum Beispiel im Alter von 40 Jahren dann 6.000 € Erspartes als Schonvermögen hat.

Wenn du jung bist, eine vernünftige Ausbildung hast, gute Chancen hast auf einen zeitnahem neuen Job, mobil bist, dann magst du recht haben.

Mit Familie bzw. Kindern zum Beispiel ist man nur sehr begrenzt oder nicht mobil, zumindest nicht kurzfristig genug für einen neuen Job am anderen Ende von DE.

ALG II ist eine Mindestsicherung, allerdings auf einem Niveau, welches die ( sicherlich gut verdienenden) Entscheider von Hartz IV  beschämen müsste ...

Schau dir mal an, was der Regelsatz für ein Kind anteilig für Schulsachen, Kultur und Bildung vorsieht ... aber alle plärren rum, dass Deutschland bei PISA so weit hinten liegt.

Das vor etwa 5 Jahren verabschiedete "Bildungs-und Teilhabe"- Paket ermöglicht die Kostenübernahme von Nachhilfekosten, wenn ein Kind einer ALG II-Familie in der Schule 5 oder 6 steht. Wenn das Kind eine 4 erreicht hat, dann gibt es sofort keine Kosten mehr vom Amt dafür ...

Statt in relativ wirkungslose Verschlimmbesserungen im SGB II Geld zu investieren und dann noch mehr Geld rauszuschmeißen, weil diese Neuregelungen derart kompliziert oder umständlich sind, dass man ganz viel Personal bindet, um diesen Quatsch zu bearbeiten bzw. zu kontrollieren ... sollte man zusehen, dass man nicht einen Großteil der nächsten Generation regelrecht abhängt.

Denn das passiert gerade, nämlich bei ganz vielen Kindern, deren Eltern im Bezug von ALG II sind. Und das sind längst nicht bloß ohnehin arbeitsscheue und bildungsferne Leute, wie uns ja die Klatschpresse so gerne vermittelt. 

Woher ich das weiß?

Ich arbeite seit 13 Jahren im Bereich Sozialarbeit / Sozialberatung. Und habe seit 2005 hauptsächlich mit Klientel "aus dem Geltungsbereich des SGB II"  (wie es so schön im Amtsdeutsch heißt) zu tun. Und da erfährst du mehr, als mancher der Macher des neuen SGB II sich in seinen schlimmsten Träumen vorstellen konnte.