Gesellschaft ohne Regeln und Gesetze?

11 Antworten

Hallo MomoHerz,

ich spreche hier in der Beratungspraxis ja gerne von der universalen Liebe, die sich so modelieren lässt, dass sie von nicht aus unserer Welt abhängt. Die Wirkung ist, dass eine Einheit unter allen Menschen entsteht, alle sich und sich gegenseitig gleichermaßen Fülle und größtmöglichen Freiraum schaffen.

In einer entsprechenden Gesellschaft gäbe es keine Diskriminierung mehr (Einheit) sowie keine Erwartungshaltungen und keine Habgier (Fülle, Freiheitsgrad) mehr. Alles wäre einfach da und würde so oder so geschaffen.

Es gäbe dann keinen Wert mehr, weder von Gütern, Dienstleistungen noch Menschen selbst. Alles wäre gleich bedeutend. Ein Geldkreislauf, der einen Wert für Güter und Dienstleistungen darstellt, würde entfallen. Es bliebe nur noch der Kreislauf von Gütern und Dienstleistungen, die einfach erbracht würden.

Familienmitglieder würden sich gegenseitig achten (Einheit) und Guidance (Freiheitsgrad) schenken. Sie wären sich auch im Umgang miteinander (Einheit) sehr nahe.

Die Schule hätte Interesse daran, ebenfalls Guidance (Freiheitsgrad) und Stoff (Fülle und wieder Freiheitsgrad) zu vermitteln, darin auch niemanden zu (dis)qualifizieren (Einheit).

Im persönlichen Umgang wären die Menschen sich sehr nahe und würden sich einfach leger begegnen. Das wäre in der Stadt bemerkbar. Niemand würde in den Geschäften mehr nehmen, als sie*er gerade benötigt. Dennoch würden die Geschäfte und Firmen für Güter und Dienstleistungen werben (d.h. in dem Sinne darüber informieren).

Jetzt stellt sich die Frage, ob das eine Gesellschaft sein kann, die ohne Regeln und Gesetze auskommt.

Es wird sicherlich das eine oder andere normativ geregelt werden müssen (denken wir an Industrienormen), damit viele Prozesse wiederholbar und darin auch zuverlässig ablaufen, vieles an Gütern und Dienstleistungen auch immer brauchbar bereitgestellt wird.

Da es keine Werte gibt, fallen viele Gesetze, die sich nur damit befassen weg. Auch fallen Gesetze weg, die den Umgang miteinander regeln. Der erfolgt ja in aller Einheit und mit für alle gleichermaßen größtmöglichen Freiheitsgraden, wo niemand benachteiligt wäre.

Es mag für fremde Personen, die diese Gesellschaft besuchen, eine Guidance zum Verhalten geben. Denkbar sind aber auch Strafgesetze, die sich dann eher an Menschen, die von außen der Gesellschaft schaden wollen, richten.

Betrachten wir jetzt ein ganz andere Gesellschaft, in der die universale Liebe keine Bedeutung hat, würde ein Wegfall von Regeln und Gesetzen zu einer Monarchie einzelner Individuuen oder von entsprechenden Gruppen führen. Diese würden sich ggf. bekämpfen, auch selbst für sich wieder Regeln aufstellen, die deren Attitude definieren.

Das würde sich auch in der Familie sowie in Schule und Arbeit in einer Hierarchisierung, die dann, wo möglich, willkürlich ist, niederschlagen.

In den Städten bestünde die Gefahr, behelligt wenn nicht sogar gefährdet zu werden. Jede(r) würde sich entsprechend auch mit Gewalt verteidigen.

Und doch ist ein gewisses Gleichgewicht auch in dieser Gesellschaft denkbar.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das würde der Zivilisation nicht gut tun.

Wären wir erheblich weniger, würde das vielleicht noch funktionieren, aber wir brauchen diese Strukturen um alle miteinander zu leben. Selbst in kleineren Gruppen werden zum Wohl der Dynamik Regeln aufgestellt. Eine ganze Gesellschaft braucht für ein gutes Zusammenleben nun einmal Richtlinien um ein friedliches Leben zu ermöglichen.

Gesetze schützen nicht nur andere sondern auch dich, vielleicht nicht immer ausreichend und wir haben noch lange kein Optimum erreicht, aber würden wir einfach alle Regeln ablegen endet es innerhalb weniger Stunden im Chaos.

Ich persönlich hätte Angst ohne diese Vorkehrungen. Die Welt ist nun einmal gefährlich und allem voran ist der Mensch sich selbst die größte Gefahr. Es gibt Menschen, die sollten nicht auf freien Fuß sein, aber ohne Gesetze existiert auch kein Strafrecht und damit würde jeder Mörder, Schänder etc. nicht weggesperrt werden können.

Auch das Arbeitsleben würde nicht länger ordentlich funktionieren. Als Angestellter kann es passieren, wenn dein Chef keine Vorgaben mehr hat wie und wofür und wie lange er einen einsetzt, kommt es wahrscheinlich in vielen Gebieten ganz schnell zur Ausbeute.

Es gibt unzählige Beispiele die ich hier nennen könnte, weil es überall Probleme geben würde, aber eigentlich muss man sich nur die Geschichte vergangener Zivilisationen ansehen und wie es Menschen dort ergangen ist (gutes Beispiel hier wäre das alte Rom mit seinen Menschenrechten (Gladiatoren und so) also natürlich hatten auch sie Regeln, aber mehr als unzureichend und nicht auf die Bürger zugeschnitten).

Bedenke einfach, dass dann auch die Grundrechte sowie selbst die Menschenrechte wegfallen würden und das endet in einer schrecklichen Dystopie.

Warum Schule? Wer unterrichtet und wieso?

Stadt? ich bin kein Purge Fan, aber zumindest in manchen Städten kann man sich das, etwas weniger theatralisch allerdings, vorstellen.

Größere Gebiete mit absoluter Unterdrückung, keine Rechte und keine Würde durch die "Oberen" wer auch immer das sein wird, mit ständigen Auseinandersetzungen über Ressourcen und Macht - wie im frühen Mittelalter halt.

Ich sehe aus dem Fenster (Nur aus dem Fenster, der Rest vom Haus wurde mir schon gestohlen).

Sehe wie mein Nachbar bei meinem anderen Nachbar einbricht, auf der Nebenstraße wird im gleichen Moment jemand erschossen.

Der Notarzt kommt im Rettungswagen, schlägt dem angeschossenen ins Gesicht und klaut ihm danach den Geldbeutel.

Gleichzeitig wird der Rettungswagen vom Schützen gestohlen.

Der Notarzt stiehlt jetzt das Auto vom Nachbarn, der gerade beim anderen Nachbar ins Haus einbricht, da er sonst nicht mehr nach Hause kommt.

Würde nicht funktionieren bzw. existieren. Ohne Regeln gibt es keinen geregelten Ablauf welcher für Struktur benötigt wird. Eine Stadt bspw. ist sehr strukturiert.