Förderverein gründen - Zustimmung der geförderten Organisation?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Gute Gründe, warum Dein Wehrführer dagegen sein könnte:

  • er mag eure Abteilung nicht bzw,. es gibt Pläne, von denen ihr noch nichts wisst
  • er will keinen Präzedenzfall schaffen, damit die Kommune sich ggf. auch für andere Dinge aus der Finanzierung zurückziehen könnte, weil das mit dem Förderverein ja so schön funktioniert.
  • er fürchtet eine gewisse Abhängigkeit oder auch, dass er plötzlich Dinge "geschenkt" akzeptieren müsste, die er sonst nie anschaffen würde.
  • er möchte prinzipiell die Kommune nicht aus der Pflicht entlassen, für die Finanzierung zu sorgen und seine bisherigen Bemühungen dazu würden torpediert
  • ein Förderverein für eine Spezialabteilung nimmt Geld weg für die anderen Abteilungen, das wäre ein verstecktes Etat-System, das er nicht kontrollieren kann - solche Etats sind aber ein wichtiges Führungsinstrument.
  • er sieht zusätzliche Arbeit auf sich zukommen
  • ...

Weniger gute Gründe könnten sein:

  • es ist was Neues, und da sagt man erstmal "nein"
  • er weiß nicht, was er davon halten soll, und schon das Nachdenken ist ihm zu viel Arbeit
  • ...

Egal was, gegen den Wehrführer zu arbeiten, kann insgesamt nur schädlich sein. Entweder ihr versucht ihn, sanft zu überzeugen, findet eine andere Lösung oder lasst es bleiben und schreibt weiterhin regelmäßig (jährlich) sinnvolle Wunschlisten (= Etatanforderung). Drauf ankommen lassen und einfach einen Förderverein gründen würde ich nicht! Das gibt nur böses Blut.

Man muss übrigens nicht unbedingt einen Förderverein haben, um Geld zu bekommen. Spenden kann die Feuerwehr als Verein (falls ihr diese Rechtsform habt) bzw. die Kommune als Träger der Feuerwehr auch so bereits komplikationslos mit allen steuerlichen Vorteilen vereinnahmen. Hier wäre dann vielleicht etwas Öffentlichkeitsarbeit angesagt, auch "nach innen" (Wehrleitung, Bürgermeister, Gemeinderat, Kreistag).

Viel Erfolg!

Hallo baertl,

danke das du dir die Zeit für so einen hilfreichen Beitrag gemacht hast. Leider ist es bei uns in der Wehr so das neue Dinge häufig grundsätzlich nicht angenommen werden, weil sie neu sind. Wenn unsere Führungskräfte etwas nicht kennen, lassen die sich auch nicht überzeugen. Es könnte eine Sache sein die kein Geld kostet, der Mannschaft unmengen Arbeit erspart und wo Führungskräfte gar nichts mit zutuhen haben. Selbst dann würden wir es im Regelfall nicht durchgesetzt bekommen, selbst wenn die ganze Mannschaft dafür wäre. Das schlimme daran ist das wir eine Vorschlag vorlegen und sobald die merken, dass das etwas neues ist, wird uns häufig nicht mehr zugehört und alles ignoriert.

Ich gebe mich nicht mit einem einfachen "Nein" ohne einen Grund zu nennen zufrieden. Wenn der Wehrführer mir einen rechtlichen Grund nennt oder etwas was so festgelegt ist, akzeptiere ich dies, aber die Tatsache einfach weil es neu ist nein zusagen finde ich nicht inordnung. Leider kommen solche Dinge häufig bei uns in der Wehr vor.

Leider gibt es für uns kein jährlichen Etat, wir bekommen nur Ersatz wenn etwas kaputtgegangen ist oder aus Sicherheitsgründen ausgetauscht werden muss. Was dazu kommt ist, dass wir für viele Dinge selber in die Tasche greifen müssen, wie z.B. viel bei der Ausbildung.

Gruß Khaos

@Khaos112

Tja, ich kann Dir nur den guten Rat geben: beachte meine zwei letzten Absätze. Ausser Du willst mal was provozieren - das kann aber in böser Schlammschlacht enden und vielleicht mehr kaputt machen, als Du willst.

Ansonsten: auch Feuerwehrführungskräfte sind in der Regel gewählt - irgendwann endet die Wahlperiode und wenn Du bis dahin genug Unterstützung hast, nur Mut!

In Deutschland gehört das Recht, Vereine zu gründen, zu den Grundrechten. Dazu aus dem Grundgesetz:

Art 9 (1) Alle Deutschen haben das Recht, Vereine und Gesellschaften zu bilden.
(2) Vereinigungen, deren Zwecke oder deren Tätigkeit den Strafgesetzen zuwiderlaufen oder die sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder gegen den Gedanken der Völkerverständigung richten, sind verboten.

Man braucht also aus rechtlicher Sicht niemanden zu fragen, ob man einen Verein gründen "darf" - man gründet ihn einfach, wenn man das für sinnvoll hält und hinreichend Mitgründer vorhanden sind.
Das gilt natürlich auch für Fördervereine. Der Wehrführer kann also rechtlich gesehen die Gründung eines Fördervereines nicht verhindern.
Andererseits ist die Feuerwehr natürlich auch nicht verpflichtet, Spenden anzunehmen.
Und ob ein entgegen dem Willen der Wehrführung gegründeter Föderverein evtl. zu "bösem Blut" innerhalb der Feuerwehr führen kann, das müsst ihr selbst beurteilen.

Hallo JotEs,

viele dank für deine Antwort. Genau so habe ich mir das auch schon gedacht. Ich werde einfach mal ein Konzept ausarbeiten und dem Wehrführer vorstellen. Vielleicht bekomme Ich und meine Kameraden unseren Wehrführer noch umgestimmt.

Als Alternative haben wir uns überlegt einen Verein zu gründen der gar nichts mit der Feuerwehr zutun hat, diese aber dennoch als Vereinszweck unterstützt. Meinetwegen ein Tauchverein der Spenden an die Feuerwehr gibt bzw. an unseren Löschzug oder Ausrüstung zu Verfügung stellt.

Was ich gerade erfahren habe, aber leider nicht verstehe ist, dass es andere Abteilungen gibt die sowas wie einen Förderverein haben. Also würde meine Theorie für dein Grund des ablehnen wegfallen. Mal gucken was daraus wird. Manchmal glaube ich, dass nichts ohne Vitamin B geht :(

Gruß Khaos

Jeder darf einen Verein gründen...

Feuewehr ist Sache der Gemeinde, also Sache des Bürgermeisters. Wie es um einen Förderverein genau bestellt ist, müsste ich selber erst mal nachgucken. Natürlich sollte man vorher fragen. Eine Feuerwehr darf halt nicht einfach so Spenden annehmen, deswegen muss man sich da schlau machen.

Wir sind eine Sonderabteilung der Feuerwehr und nicht nur für die Stadt zuständig, sondern theoretisch sogar über die Kreisgrenze weg.

Was seid ihr denn für eine Sondereinheit? Das wäre aus meiner Sicht maßgeblich um dir/euch helfen zu können.

Wir sind Feuerwehrtaucher und für den Kreis und teilweise angrenzende Kreise bzw. Städte zuständig.

@Khaos112

Aaaah. Naja jetzt ergibt das ein etwas deutlicheres Bild. Ich muss trotzdem den Spekulatius auspacken:

Möglichkeit 1: Wenn ihr eine Einheit des Kreises seid, ist es ganz klar, dass eure Stadt das nicht bezahlen möchte. ^^ Das ist dann Sache des Kreises. Denen müsst ihr auf die Füße treten, wenn ihr Probleme habt.

Möglichkeit 2: Ihr hab eure Einheit auf eigene Faust gegründet und die Stadt sieht keinen Bedarf dafür. Auch dann ist es nachvollziehbar, dass man nicht dafür aufkommen will.

Es gibt eine Reihe von Gründen gegen einen Förderverein:

  • Um ein spendenfähiger Verein zu sein, muss man das in einer ordentlichen Form darstellen. Das bedeutet, man muss den Verein geordnet organisieren und hat einen Haufen Papierkram.
  • Die getroffenen Maßnahmen müssen mit dem Willen der Feuerwehr/Abteilung abgestimmt sein. Egal ob Geld- oder Sachspenden, aber ganz besonders bei letzteren. Das bedeutet einen nicht unerheblichen Zeitaufwand für Gespräche.
  • Einmal beschaffte Utensilien müssen auch unterhalten, gewartet, ersetzt werden. Das lassen nicht alle Gemeinden so gerne mit sich machen. Entsprechend muss hierüber im Voraus Klarheit herrschen.
  • So ein Verein braucht einen varantwortungsvollen Kopf, der sich im Klaren sein muss, dass er im dümmsten Falle selbigen auch hinhält.
  • Wenn Geld vorhanden ist, muss das auch einigermaßen zeitnah ausgegeben werden, und zwar für den gemeinnützigen Zweck. Sonst verliert ihr den Status "gemeinnützig" und könnt dann keine Spendenquittungen mehr ausstellen.
  • Über solche Details muss jemand Bescheid wissen und sie regelmäßig überprüfen.
  • So ein Verein ist keine Sache für 1-2 Jahre, sondern für Jahrzehnte. Wenn du schreibst, dass du gerade dein Fachabi machst, hat der Wehrführer womöglich (und ja durchaus auch berechtigterweise) Bedenken, dass du jetzt etwas anfängst, das dann in 1-2 Jahren einschläft, weil du und/oder andere studieren gehen, umziehen, keine Zeit mehr dafür haben o.ä.
  • Möglicherweise gerät die Gemeinde/Feuerwehr in eine gewisse Abhängigkeit vom Verein. Das möchte man natürlich vermeiden.
  • Möglicherweise kommen Leute in eine (scheinbare) Machtposition, die ihnen nicht zusteht.
  • Ggf. steht ein "Abteilungsförderverein" im Konkurrenz zu einem "Gesamtförderverein".

Solche Punkte muss man im Vornherein abklären, wenn man einen Förderverein gründen möchte. Deswegen empfehle ich dir/euch, jetzt erst mal zu prüfen, ob überhaupt jemand, und wenn ja wer für den Unterhalt eurer Einheit zuständig ist. Wenn sich jemand findet, solltet ihr versuchen zu klären, waum dieser Unterhalt momentan nicht stattfindet. Wenn sich keiner findet, könnt ihr natürlich versuchen, euren Wehrleiter zu überzeugen, mit einem eventuellen Förderverein zu kooperieren. Darauf solltet ihr euch aber gut vorbereiten und euch im Klaren sein, dass das Arbeit macht.

@hellomynameis

Wir haben nur mal angefragt ob das möglich ist, dass die Abteilung einen Förderverein gründen darf. Wir haben sofort ein "Nein" bekommen aber keinen Grund. Die Abteilung ist vor einigen Jahren vom Kreis zur Stadt übergegangen. Aber die Stadt macht keine Neuanschaffungen. Wir bekommen nur ein Ersatz, bei Defekt.

Das die Aufgabe "Vereinsgründung" mit vielen Aufgaben und Dingen die man beachten muss verbunden ist, ist mir klar. Ich bin eigentlich auch nur der, der sich mit dem Thema Fördervereinsgründung auseinander setzen soll. Die Gespräche und die Ausfürhung macht unser Lehrtaucher und Tauchgruppenführer, der schon seit vielen Jahren dabei ist.

Als nächsten Schritt werde ich ein festes Konzept ausarbeiten und dem Wehrführer vorstellen. Wenn das alles nichts Hilft werden wir vielleicht einfach nur ein Tauchverein gründen. Mal gucken was da noch so alles möglich ist.

Gruß Khaos

@Khaos112

Um die Frage konkret zu beantworten: Gründen dürft ihr als Privatleute einen Verein jederzeit, mit fast jedem beliebigen Vereinszweck, den ihr selbst bestimmen dürft (solange es sich Grundgesetzkonform verhält).

Als gleichzeitige Angehörige der Feuerwehr solltet ihr hier aber Fingerspitzengefühl walten lassen, denn das kann schnell innere Probleme geben, wenn eure Führung da jetzt schon dagegen ist - auch wenn sie euch den Verein an sich letztendlich nicht verbieten kann sind zahlreiche Stolpersteine möglich und unschöner Ärger vorprogrammiert.

Die Gründung des Vereines ist rechtlich kein Problem.

Probleme gibt es erst, wenn ihr auf die Idee kommt, den Verein als gemeinnützig anerkennen zu lassen und/oder Spendenbescheinigungen ausstellen zu wollen. Dort könnte es dann einen längeren Marathon geben.

Wieso? Satzung passend entwerfen, e.V. eintragen lassen (optional, aber üblich) und beim Finanzamt entsprechend befreien lassen. Geht in wenigen Tagen, je nach Geschicktheit der Satzungsformulierung und der Bearbeitungszeit bei den Behörden.

Das Problem geht dann erst mit der Buchhaltung und den Steuererklärungen los, darum muss man sich nämlich kümmern (Haftung des Vorstandes beachten!).

@baertl

Satzung und e.V. ist kein Problem. Gemeinnützigkeit schon (bin Finanzbeamter, mein Spezialgebiet). Klar kann man sich "Förderung der Rettung aus Lebensgefahr" oder "Förderung des Feuerschutzes" in die Satzung schreiben, und das Finanzamt erteilt die Bescheinigung und zwar für drei Jahre unter dem Vorbehalt der Nachprüfung.

Nach drei Jahren will man dann die Mittelverwendung sehen.

Gehen wir mal davon aus, die wären nicht nur für Getränke und Verpflegung drauf gegangen, sondern es wäre Material für die Wehr eingekauft worden, z.B. eine Leiter. Falls die Leiter zum TÜV muss und die Rechnung dafür wird an die Gemeinde geschickt, dürfte das in Richtung Unterschlagung gehen, denn die Leiter ist und bleibt eine private Leiter, da sie nicht vom Träger der Feuerwehr beschafft wurde.

Nimm das Extrembeispiel. Die schaffen sich einen MTW an. Wenn sie ihn der Gemeinde schenken, ist alles okay. Wenn die Gemeinde das NICHT will, ist das kein MTW sondern ein roter Bus. Er unterliegt dem normalen TÜV und darf nicht mit blauen Lichtern ausgestattet werden. Wenn doch, liegt bei jeder Benutzung eine Ordnungswidrigkeit vor.

Wenn die Gemeinde die Schenkung annimmt, kann es sein, dass sie Ärger mit der Gemeindeprüfungsanstalt bekommt, denn für Unterhalt und Aufstellung der Wehr ist die Gemeinde zuständig, und diese finanziert sich (laut Gesetz) aus Abgaben, Gebühren und Steuereinnahmen und nicht aus Fördervereinen und deren Zuwendungen.

Ich finde die Idee durchaus lobenswert. Aber letztlich glaub ich, dass das Ganze mehr Ärger bringen wird, als es wert ist.

Weiter kommt letztlich der Beamte in mir durch. Es gibt Gesetze und Grundlagen für Feuerwehren. Die Feuerwehr ist eine Einrichtung der Gemeinde und wird von dieser eingerichtet und ausgestattet. Eine Feuerwehr ist kein Selbstzweck. Für Einsätze die eine Gemeindewehr nicht alleine schultern kann, gibt es die Überlandhilfe. Es gibt einen Wehrführer und vermutlich einen Feuerwehrausschuss der die Gemeinde in Feuerwehrfragen berät und einen Feuerwehrbedarfsplan aufstellt. Es gibt Aufsichtsbeamte für die Feuerwehr auf Ebene des Landkreises, der Regierungsbezirks und des Bundeslandes. Das sind alles Ansprechpartner die die Situation und den Bedarf feststellen können.

Das System das wir haben mag nicht perfekt sein, aber es ist das Beste das wir bisher ausprobiert haben. (Angeblich Winston Churchill).