Findet ihr auch, dass Azubis stark ausgebeutet werden?

12 Antworten

Teilweise ja, es ist Ausbeutung. Der Sohn meines Bekannte machte eine Ausbildung zum Kfz Mechatroniker. Bekam im ersten Jahr 400 Euro BRUTTO! Es war keine kleine Werkstatt, sondern ein Vertragshändler. Ich frage mal andere Azubis, was die so verdienen, die verdienten selbst im 1. Jahr mehr als der Sohn im 4. Jahr.

Das Betriebsklima war kälter als der Nordpol im Winter und gelernt hat er auch nichts, merkte in der Berufsschule wie schnell er im praktischen Bereich bereits den anderen hinterherhink. Brach die Ausbildung ab und machte nun eine andere Ausbildung, verdient nicht nur deutlich mehr, sondern fühlt sich da sehr wohl.

Manche AG müssen sich nicht wundern, wenn sie keine Azubis bekommen und nicht immer die Schuld bei anderen suchen. Ach ja, lieber AG: Ein Azubis ist da um was zu lernen, er ist keine bereits voll ausgelernte Kraft für kleines kleines Geld.

Nun werden Friseure auch nach der Ausbildung nicht gut bezahlt. Du solltest auch bedenken, dass Azubis ja noch gar nicht alle Arbeiten können (anfangs sogar keine). Auch in der Zeit, in der sie unproduktiv vielleicht gerade Haare auffegen und Lockenwickler anreichen, bekommen sie ein Gehalt. Wer sich ausgebeutet fühlt, sucht sich halt eine andere Arbeitsstelle.

Ein Azubi ist aber auch kein vollwertiger Arbeitnehmer, sondern eben jemand, der den Beruf lernt - gerade im ersten Lehrjahr bedeutet ein Azubi fast ausschließlich Mehrarbeit.

Abgesehen davon arbeiten sie keine 40 Stunden in der Woche, sondern besuchen auch die Berufsschule.

Du kannst ja stattdessen studieren und dir mal ausrechnen, wie viel Geld du da so verdienst.

mit nem normalen Nebenjob, der bei einem Studium wesentlich besser reinpasst mehr. (hatte damals knapp 1000 € netto ab dem 3. Semester.)

@MisterParkinson

Im Regelfall wird ein Studium ebenfalls mit 40 Stunden in der Woche gerechnet - und was hindert denn den Azubi daran, nebenher arbeiten zu gehen?

@DieKatzeMitHut

Dass bei einem Azubi der AG sein Ok dazu geben muss, wenn dies eine gewisse Stundenanzahl überschreitet.
Außerdem erlauben oftmals die Arbeitszeiten und die sehr regelmäßigen Leistungsabfragen, keinen Nebenjob.

@MisterParkinson

Ich kenne keinen Arbeitgeber, der dem widersprechen würde, solange die Leistung im Betrieb und in der Schule stimmen. Und solange man nicht nachfragt, bleibt das ja ohnehin sehr theoretisch ;)

Na gut dass Studenten nichts zu tun haben und den ganzen Tag nur feiern.

Wenn bei dir im Unternehmen das erste Lehrjahr tatsächlich "fast ausschließlich Mehrarbeit" bedeutet, Hut ab vor so viel Engagement in der Ausbildung! Schön, dass bei euch anscheinend Azubis keine einfachen, monotonen, wiederkehrenden Aufgaben wie Aufräumarbeiten oder Kopieren erledigen müssen oder alle paar Wochen mal 20, 30 Minuten lang eine Tätigkeit kurz gezeigt bekommen und die dann für die nächsten Wochen selbstständig erledigen, sondern wirklich jeden Tag pro Woche, den sie im Betrieb verbringen, neue Dinge beigebracht bekommen!

Bleibt nur die Frage, inwiefern es dann drei Jahre Ausbildungszeit braucht, bis der Azubi einen Job wirklich komplett gelernt hat, denn bei so einer verdichteten, konzentrierten Ausbildung müsse das doch eigentlich innerhalb eines Jahres durch sein, oder ;)?

Ein Unternehmen kann nur das an seine Angestellten weitergeben, was er selbst als "Gewinn" erwirtschaftet.

Es gibt nun leider einige Berufsfelder, die nicht auf Rosen gebettet sind, wie zum Beispiel die Friseur-Branche.

Wenn ich überlege, dass ich für einen Friseurbesuch ca. 20 € bezahle und hierfür aber schon mal 30-45 Minuten dort sitze, kann man sich vorstellen, was dort nach allen Abzügen (Lohn, Miete, Strom, Wasser, Heizung) am Ende auf der Haben-Seite steht.  

Es werden schon die ausgelernten Friseure schlecht bezahlt, so dass die Bezahlung eines ungelernten Azubis (der im ersten Jahr keinerlei Umsätze bringt) nochmals deutlich geringer ist.

Es ist keine Ausbeutung, wenn man für das, was man lernt auch noch Geld bekommt. Früher musste man für eine handwerkliche Ausbildung sogar Geld mitbringen - genauso, wie man auch heute noch Geld ausgibt, wenn man studiert.

Du darfst nicht vergessen, dass eine Ausbildung den Betrieb sehr viel Geld kostet, welches er oft nie wiedersieht, weil die Azubis nach der Ausbildung abwandern und ihr erworbenes Wissen somit nicht mehr gewinnbringend in den Ausbildungsbetrieb einbringen.

Eigentlich ist eine Ausbildung für viel Kleinbetriebe meistens eine Fehlinvestition. Investiert wird da nur noch in den Fortbestand des jeweiligen Gewerbes und Berufszweiges.

Die Ausbildungsvergütung ist ein ausgehandeltes "Geschenk", um den Azubi bei Laune zu halten.