Familienbetrieb übernehmen oder nicht?
Bin 23 Jahre alt und steh vor der bis jetzt schwierigsten Entscheidung meines Lebens. Ich habe im elterlichen Betrieb meine Lehre zum Fleischer abgeschlossen und anschliessend meine Meisterprüfung abgelegt. Jetzt arbeite ich seid gut 2,5 Jahren immer noch zu Hause, wohne aber mittlerweile seid 1,5 Jahren mit meiner Freundin zusammen. Eigentlich alles schön und gut wenn das Geld nicht wäre. Ich erhalte nur Gesellenlohn, für Sanierungsarbeiten im Betrieb sind keine Gelder für vorhanden, ich besitze selber immer weniger Rücklagen, kann mir schon lange nix mehr gönnen. Wir sind in einem 10.000 Seelen Dorf einer von 2 Metzgern, wobei der Kollege 7 km entfernt liegt. Ausserdem haben sich im Laufe der letzten Jahrehnte noch 2 Discounter und 3 Supermärkte angesiedelt. Meine Frage jetzt: Soll ich es mit der Betriebsübernahme wagen oder mir einen Job als Meister suchen bevor es zu spät ist? Die Sache ist so kniffelig weil ich meine Familie nicht im Stich lassen möchte, ich aber auch gern das verdienen möchte was mir zu steht damit ich später meiner Familie auch was bieten kann.
6 Antworten
Hallo,
Deine Bedenken sind absolut berechtigt und die Frage die Du Dir stellst ist heute schwieriger zu beantworten, als je zuvor. Grund dafür sind die sich immer schneller verändernden Marktbedingungen und die Tendenzen hin zu Egalisierung und Qualitätsverlust. Jeder Metzer weiß welche Art Fleisch und Wurst beim Discounter verkauft wird - doch der Verbrauch kauft es trotzdem. Da wo vor 30 Jahren eine elterliche Metzgerei problemlos übernommen werden konnte, - getreu nach den Mottos: Handwerk hat goldenen Boden oder Qualität setzt sich durch - ist das heute bei weitem nicht mehr der Fall. Wenn Du den Betrieb übernehmen willst brauchst du einen Businessplan, d. h. eine genaue Vorstellung davon, was Du machen willst. Womit willst Du Deine Kunden überzeugen? Mit günstigen Preisen wird es Dir kaum gelingen, denn da gibt es ja schon die Discounter. Mit Qualität? Wie soll das aussehen? Worin wird Deine Qualität sichtbar? Nur ein Schild mit der Aufschrift "Qualitäts-Metzgerei" aufzuhängen reicht nicht aus. Bei der Handwerkskammer gibt es bestimmt Ansprechpartner in diesem Zusammenhang. Frag dort nach einem Coach, bezüglich Businessplan und Betriebsübernahme. So einen Schritt kann man heute nicht mehr ohne professionelle Unterstützung gehen. Weiter ist es wichtig, dass Du die Freiheit hast Deine eigenen Ziele und Wünsche durchzusetzen, sofern sie gründlich geprüft wurden. Wenn Deine Eltern Dir im Weg stehen und Du Dich jeden Tag auf eine Grundsatzdiskussion mit Deinem Vater einlassen musst, wie nun eine richtige Fleischwurst gemacht wird, dann macht das alles keinen Sinn. Ich wünsche Dir viel Kraft und eine gute Entscheidung.
Schönen Gruß - Daniel aus Köln
es liegt ja auch an dir, wenn du die Firma übernimmst und dein Angebot der Konkurenz voraus ist, sollte es auch mit den Finanzen funktionieren
Die Entscheidung kann dir niemand abnehmen. Am besten laß die Bücher prüfen, von einem Fachmann. Dann weißt du erstmal über die Einnahmen und Ausgaben Bescheid. Verlass dich nicht darauf was die Familie sagt. Wenn du dich zur Übernahme entschließt, dann mußt du dich für Neuerungen entscheiden. Zum Beispiel Partyservice und heiße Theke. Gibt es einen Wochenmarkt in eurer Nähe? Dann lease einen Verkaufswagen und bietet eure Produkte dort auch an. Du mußt immer besser sein als die Konkurrenz.
Hallo,
ich kann das nur aus meiner Sicht als Verbraucher schildern.
Ich kaufe kein Fleisch beim Discounter. Bestenfalls Bio-Wurst.
Ich fahre oft zu Bio-Hofläden. Auch Tegut hat eine Bio-Theke.
Einen ausgewiesenen "Bio-Metzger" gibt es aber selbst in unserer Kleinstadt (50000 Einwohner) nicht.
Das wäre eine Marktlücke!
Ich denke, in weiten Teilen der Bevölkerung hat ein Umdenken eingesetzt. Ich persönlich, und meine Familie, verzichten wirklich lieber auf Fleisch, bevor wir "Viel, Schlecht und Billig" essen.
Mach Dich selbstständig, suche beste Lieferanten, erkundige Dich über "Slow-Food", kalkuliere ehrlich - es kann schon mal teuerer sein,als irgendein "Abfall".
Dann sag´mir, wo Du bist - ich werde sicher Kunde.
Wenn Du nicht eine entscheidend besseres Geschäftsmodell in der Tasche hast, würde ich es lassen. Die Tendenz nach bekanntem Muster ist ja negativ, also warum in diesen Zweig einsteigen?