Ex Soldat - Psychische Belastung. Wie helfen?
allo liebe Community,
Ich habe eine Frage zu einem, naja etwas privaterem Thema das mir sehr nah geht. Mein Freund (27) war mehrere Jahre beim Bund. Er hatte mehrere Einsätze in Afghanistan und co., und hat in dieser Zeit natürlich viel gesehen und mitgemacht. Im Zeitraum unserer Beziehung hat er mir zwischendurch davon erzählt. Ich merke wie schlimm es für Ihn war, oft kommen Ihm dabei die Tränen. Die Geschichten sind wirklich schockierend.. manchmal hat er Nachts Alpträume diesbezüglich. Ein Kamerad ist in seinen Armen verblutet weil er Ihn gerettet hat. An seinem Todestag im Juli hat er kein einziges Wort gesprochen und sich den ganzen Tag abgeschottet, was Ich verstehen kann, aber nicht weiß ob es das richtige ist um es zu verarbeiten...
Es tut mir so leid was er durchgemacht hat. Ich höre ihm immer zu, nehm in in den Arm. Aber ich kann einfach nichts sagen, nichts was es besser macht, oder den Schmerz nimmt. Wenn man so etwas nicht selbst erlebt hat kann man es nicht nachvollziehen. Es ist ja nicht wie ein gebrochenes Bein, bei dem man sagen kann " Wird schon wieder!" oder so... Ich fühle mich so hilflos und mir kommen selber die Tränen wenn er sich gegenüber mir öffnet (was ihm sehr schwer fiel und immer noch fällt) und mir von dieser Zeit erzählt. Oft hat er gesagt: " Ich erzähle dir nichts mehr darüber, du hälst mich für ein Monster!" Was Unsinn ist. Er ist der liebevollste, warmherzigste und fürsorglichste Mensch den Ich je in meinem Leben haben durfte. Ich, sein bester Freund und seine Familie sind die einzigen die davon wissen.
Vielleicht hat jemand einen guten Rat für mich: Kann Ich irgendetwas für Ihn tun? Außer ihm zuhören? Ich weiß manchmal nicht wie Ich damit umgehen soll, wie ich Ihm helfen kann.
Eventuell hat jemand auch einen Buchtipp für mich? Wenn es so etwas in der Richtung gibt..
Bitte bitte spart euch Äußerungen wie " Selber Schuld, er hätte nicht zum Bund gehen sollen" und weiteres.
Das Thema geht mir sehr nah und ich wäre euch sehr sehr dankbar für nicht so verurteilende Antworten..
Lieben Gruß GreyFox
9 Antworten
Das gute ist, dass er sich nicht komplett abgenzt, das ist Teil der Traumabewältigung, falls er ein solches überhaupt davongetragen hat? Genau kann ich das nicht sagen, dazu bräuchte ich nähere Informationen.
Wie verhält er sich denn generell so im Alltag?
Wie ich das so vom Text her einschätze, hat er kein PTBS, leidet aber möglicherweise an Schuldgefühlen und dem Gesehenen.
Dass er sich zurückzieht, ist normal, er möchte halt nicht immer bei dir sein, wenn es ihm so miserabel geht/ er will nicht, dass du ihn so siehtst.
Das einzige, was du machen kannst, ist dich eventuell mit der Bundeswehr, speziell Auslandseinsätzen, zu beschäftigen, um alles etwas besser zu verstehen. Zeig außerdem Interesse an seinen Geschichten. Versuch ihm klar zu machen, dass er nicht schuld am Tod eines Kameraden ist, solange er nicht abgedrückt hat! Er ist durch eine kriegerische Auseinandersetzung ums Leben gekommen, da trifft keinen die Schuld!
Ich wünsche dir und dem Kameraden alles erdenklich Gute!
Das klingt eigentlich ganz normal, besonders, wenn man viel gesehen hat im Einsatz. Manchmal passiert es eben, dass Geräusche, Gerüche, o. Ä. einem Situationen des Einsatzes ins Gedächtnis ruft. Oft sind das keine Guten. So hab ich mich zum Vegetarier entwickelt, weil ich den Geruch und das Aussehen vom Fleisch nicht mehr ertragen kann. ----> So einfach kann im Alltag das Erlebte nochmal durchlebt werden, daher sei nicht besorgt, das passiert.
Anzeichen wären, dass er zum Beispiel wenig Kontakt zu Freunden pflegt, nicht einkaufen geht, generell Menschen(vor allem in Massen) meidet, sollte er mal doch unter Menschen sein, sind Schweißausbrüche, Herzrasen oder Schwindel. Übermäßige Wachsamkeit, er wäre leicht reizbar, Wutausbrüche, ihm fehlt Sicherheit (jeder Mensch ist böse, alle wollen ihm was tun), "leblose Augen", heißt die Blicke des Menschen durchdringen einen.
Ich glaube echt nicht, dass er PTBS hat, so wie du es schilderst. Aber seine Schlaflosigkeit beunruhigt mich, ist es denn jede Nacht so?
Sollte er oft unter Schlafstörungen leiden, solltet ihr euch doch vllt mit dem Psychologen un Verbindung setzen! In den Träume werden die schlimmsten Ereignisse durchlebt, was er tat, was er sah und wie er sich dabei fühlte. Dort passiert nichts gutes und man sieht auch nicht nur das schöne Afghanistan dort, man fügt anderen Menschen (auch wenn sie der Feind sind) Schaden zu.
Ich litt oft unter Schlafstörungen, weil ich Sachen machen musste um zu überleben die ich keinem Pazifisten zutrauen würde! Das alles erlebte ich ab und an im Traum wieder... irgendwann war ich so platt das ich KzH war, aber in Behandlung.
Ich weiß nicht wieso, aber der gute Mann im Stuhl gegenüber hat mir sehr gut geholfen, ich war seit dem ersten Einsatz wo dies anfing nochmals mehr als 4 mal dort und seit dem habe ich keine Probleme mehr. Auch ein Kamerad von mir starb vor meinen Augen als sich jemand in die Luft sprengte.... das allerdings macht mir bis heute noch zu schaffen.
DH für die Information! Selbstverständlich nicht für die geschilderten Probleme.
Die Schlafstörungen sind schon häufig. Sie äußern sich aber jedes mal anders! Auf jeden Fall wird er jede Nacht mindestens einmal wach. Manchmal ganz normal, er sitzt dann nur an der Bettkante und wenn Ich vorsichtig anspreche sagt er "Ich habe schlecht geträumt.." Ich frage dann nicht nach weil Ich es mir denken kann. In anderen Nächten schreckt er richtig hoch, ist klatschnass geschwitzt. Ich denke, er durchlebt im Traum, wie warexperience schon schreibt, das erlebte wieder.
Ich danke euch wirklich sehr für eure ausfürlichen Antworten und eure Erklärungen. Es hilft mir ungemein was Ich von euch lese!
Grüße GreyFox
Und ich hoffe mein Ratschlag hilft auch deinem Freund, nicht nur dir.
Geh mit ihm bitte zum Psychologen! Er soll nicht behaupten es gehe im gut oder so.. er soll sich eingestehen das er ein Problem hat. Ich möchte dir keine Angst machen, sondern nur darauf hinweisen wie gefährlich ein "Veteranentrauma" ist. 2 Meiner guten Freunde, meiner Kameraden... haben sich jeweils ein halbes Jahr nach dem Einsatz das Leben genommen ebenso auch in anderen Kompanien.
Gute Besserung für ihn, und viel glück!
In einem solchen Fall ist professionelle Hilfe gefragt. Mit Büchern usw. kann man da wenig ausrichten. Eigentlich bietet die Bundeswehr den Soldaten, die solche Einsätze hinter sich haben eine Psychologische Betreuung an. Dein Freund braucht unbedingt eine Traumatherapie, sonst kann das Erlebte irgendwann schlimme Folgen haben, wie Depressionen.
Ich würde mich nur gern ein bisschen "einlesen" zum Thema, aber du hast selbstverständlich Recht. Ich hoffe er fasst es nicht falsch auf wenn Ich ihm vorschlage professionelle Hilfe zu holen. Liebe Dank für deine Antwort!
Bitte keine Ursache. Natürlich ist einlesen nicht verkehrt, aber eine wirklich Hilfe wird nur diese Traumatherapie sein.
Hallo,
du machst bereits einiges richtig. Du hörst ihm zu und bist für ihn da. Es ist nicht wichtig was du sagst, manchmal ist eine Umarmung tröstlicher als hundert Worte.
Versuch ihn sanft zu überreden zu einem Psychiater zu gehen. Die Bundeswehr hat speziell ausgebildete Fachleute. Ansonsten kannst du vielleicht mal Prostraumatische Belastungsstörung googeln... Aber das ersetzt nicht den Besuch beim Fachmann!!
Alles Gute
geht am besten zu einem psychologen oder arzt die stellen dann fest was er genau hat ein trauma oder PTBS und er kann sich auch an die bundeswehr wenden wenn er durch den einsatz ein Postraumatisches Belastungs syndrom hat (PTBS) dort wird ihm auch geholfen aber sucht euch hilfe bei einer beratungsstelle das ist am besten
Ich denke nicht, dass du ihn dazu drängen solltest, zum Psychologen o.ä. zu gehen, weil er sich dann von dir - wenn auch nur unterbewusst - allein gelassen fühlen könnte. Es klingt zwar bescheuert, aber du soltest ihn warten lassen, bis er bereit ist, sich helfen zu lassen. Du könntest ihm erst einmal sagen, dass du ihn für kein Monster hälst, dass er nicht allein ist, Dinge mit ihm unternehmen, ihm zeigen, dass er nicht allein ist und ihn versuchen, na ja, ein bisschen abzulenken und aufzuheitern, wenn er traurig usw wird.
Hallo Cholo1234, vielen Dank für deine Antwort! Im Alltag ist er wenn man es so beschreiben darf ganz normal. Er ist sehr sehr hilfsbereit und fürsorglich, einfach eine Seele von einem Menschen, offen, für jeden Spaß zu haben. Zwischendurch hat er aber auch sehr stille und nachdenkliche Momente. ich bin mir dann nicht sicher ob ich Ihn in Ruhe lassen oder Ihn ablenken soll. Was wären denn Anzeichen für ein Trauma?
Ich überlege schon länger ob ein Besuch bei einer entsprechendem Beratungsstelle nicht das beste wäre, habe aber Angst das, wie Piepmatz05 schreibt, er das falsch auffassen könnte, bzw Ich ihn als "geschädigt" sehe.
Ich danke dir für deine Wünsche und deine Worte! Grüße GreyFox