Erfahrung mit auslandsadoption?

3 Antworten

Zuallererstmal: meine Frau und ich sind in einer ähnlichen Situation. Wir sind allerdings schon mittendrin in der Auslandsadoption von daher kenne ich deine Situation. Wir kennen auch einige Paare, die bereits adoptiert haben. Allerdings adoptieren wir nicht aus Afrika, sondern aus Haiti (also auch ein schwarzes Kind).

Erst mal die Frage, warum ihr ein Kind adoptieren wollt? Könnt ihr keine eigenen bekommen? Ich weiß, gerade früher gab es oft Paare, die Kinder aus armen Ländern adoptiert haben, weil es ihnen dort nicht gut ging. Aber die meisten Eltern adoptieren wohl, weil sie keine leiblichen Kinder bekommen können.

Diese Frage kommt im Adoptionsverfahren mit Sicherheit auch auf. Die meisten Paare, die adoptieren haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Bei meiner Frau und mir war es so: auf natürlichem Weg klappte es nicht. Wir machten dann ca. 10 künstliche Befruchtungen, die in 4 Fehlgeburten endeten. Zuerst wollten wir ein Kind aus dem Inland, aber in unserem Landkreis gibt es ca. 8 Paare, die ein Kind adoptieren wollen - aber in den letzten 3 Jahren gab es kein einziges. Erst durch eine Erbschaft konnten wir uns eine Auslandsadoption leisten ...

Und dann wollte ich noch fragen, ob ihr euch schon ein Land ausgesucht habt, immerhin ist Afrika ja kein Land sondern ein Kontinent. Je nach Land gibt es einige Unterschiede bei den Vorraussetzungen, was die Bewerber angeht, also Alter und ähnliches.
In Kenia ist es beispielsweise so: wenn man das Kind bekommt, dann muß man noch 9 MONATE im Land bleiben. Das ist natürlich gut für das Kind, es kann sich in der gewohnten Umgebung an die neuen Eltern gewöhnen. Aber einfach mal 9 Monate in einem fremden Land leben - wer kann sich das so einfach erlauben?

Was Adoptionsvermittlungen angeht: ich würde es auf keinen Fall ohne machen. Die haben wichtige Erfahrungen und können einem oft weiterhelfen. Wir bekamen beispielsweise Unterlagen, in denen genau beschrieben stand, welche Dokumente wir brauchen, in welcher Form sie sein sollen, etc. Außerdem veranstalte unsere Vermittlung (Help a Child e.V.) verschiedene Seminare. Unter anderem zu Themen wie: was erwartet die Eltern wenn das Kind kommt (die Kinder bekommen in den Kinderheimen beispielsweise nie genug zu Essen, in den ersten paar Jahren ist Essen ein wichtiges Thema), was man beachten muß, etc. Und Reiseseminare, damit man weiß, was man vor Ort beachten muß. Und ganz besonders wichtig und interessant, war ein "Black Empowerment - Schwarze Kinder stark machen"-Seminar.

Aber was die Wartezeit von 6 Jahren angeht ... das hängt scheinbar vom Land ab und ändert sich auch manchmal. Bei uns ist es so: nachdem unsere Bewerber-Unterlagen im Land sind, haben wir eine Wartezeit von etwa 2 Jahren. Dann wird die Akte bei den Behörden eingereicht. Dort dauert es dann noch mal ca. 12 Monate, bis sie bearbeitet wurde, und wir einen Kindervorschlag bekommen. Wenn wir den annehmen müssen wir ins Land reisen, um vor Ort ein paar Dokumente zu unterzeichnen und das Kind kennenzulernen. Anschließend müßen wir nochmal ohne Kind heim. Dann dauert es noch mal so ca. 6-12 Monate, dann können wir das Kind abholen. Also so ca. 3-4 Jahre.

Ach so, was ich noch nicht erwähnt habe: habt ihr euch schon Gedanken gemacht, wegen der Kosten? Eine Auslandsadoption kostet viel Geld. Alles zusammengerechnet zahlen wir ca. 30.000€.

Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen. Wenn du noch Fragen hast kannst du dich gerne melden.

Kann ich dir privat schreiben? Bin neu hier und weiß leider nicht genau wie das geht sorry :D

Du kannst mir eine Freundschaftsanfrage schicken, dann kann man auch privat schreiben.

Ich kann euch die Frage an sich nicht beantworten, kann euch aber nur davon abraten, so jung ein fremdes Kind anzunehmen. Ein Kind, das einen derartigen Beziehungsbruch erlebt hat, ist wirklich schwierig, oft unerträglich. Wenn noch die Sprachbarriere dazu kommt, ist es schon ein Wunder, wenn man es trotzdem schafft. Ich hatte meinen eigenen Großcousin acht Jahre lang, und von Anfang an war er aggressiv, vor allem meine leibliche Tochter musste viel einstecken. Am Ende des Pflegeverhältnisses hat er sie sogar gewürgt und versucht, sie mit einem Kissen zu ersticken. Und jeden Tag musste man ihn aufhalten, dass er sich nicht in den Tod stürzt, weil er kein Gefahrenbewusstsein hatte. Er brüllte auch oft grundlos, minutenlan. Das alles sind normale Eigenschaften bei einem angenommenen Kind. Es kann wahrscheinlich nie Liebe zu euch zeigen, oder zu sich selbst. Könnt ihr damit umgehen? Denn wenn ihr nicht Nerven wie Drahtseil habt... alles Gute!

Danke für deine Information. Natürlich tut es mir für euch leid, vor allem für die kleine. Sowas ist natürlich nie auszuschließen. Selbst bei guter Erziehung und leiblichem Kind nicht. Ich denke nicht, dass das Alter eine wichtige Rolle spielt. Wir sind schon mitten im Leben. Bin seit ich 19 bin selbstständig und denke, dass wir keinen Unterschied zu kinderlosen 30 jährigen hätten.
Für uns käme als erstes Kind nur ein Kleinkind, bzw Baby in frage.
Damit wir erst ein mal Erfahrungen sammeln, um bei er nächsten eventuellen Adoption auch etwas älteren Kindern ein gutes Elternhaus zu bieten. Da es unser erstes Kind sein soll, und wir selbst keine leiblichen Kinder haben, denken wir ist es besser wenn das Kind von klein auf eine besondere Bindung zu uns aufbaut.ich wünsche euch alles alles liebe

Das alles sind normale Eigenschaften bei einem angenommenen Kind. Es kann wahrscheinlich nie Liebe zu euch zeigen, oder zu sich selbst. Könnt ihr damit umgehen? Denn wenn ihr nicht Nerven wie Drahtseil habt... alles Gute!

Wo hast du das her? Nur durch die eigenen Erfahrungen mit deinem Großcousin? So etwas ist mit Sicherheit nicht die Norm, sondern eine extreme Ausnahmen.

Wenn sich jedes angenommene Kind in einen Psychopathen verwandeln würde, dann gäbe es keine Adoptionen auf der Welt.

@Saturnknight

Was ich noch vergessen habe: dein Großcousin kam zu dir? Dann gab es da bestimmt schon eine Vorgeschichte, bei der viel negatives passiert sein muß, sonst wäre er nicht so einfach aus der Familie genommen worden. Oder sind die Eltern verstorben?

So wie du es beschreibst, könnte es sein, daß er an FAS leidet: fetales Alkohol-Syndrom. Wenn die Mutter in der Schwangerschaft Alkohol trinkt kann das Kind davon einen schweren Schaden bekommen. Da zählen auch Verhaltensauffälligkeiten dazu.

Bei Ado-Kleinkindern gibt es in einem gewissen Alter oft auch eine Phase: Es ist unsicher, ob es wirklich geliebt wird und bleiben darf. Darum "fordert" es die Eltern heraus. So werden beispielsweise Sachen zerstört um zu sehen, ob es trotzdem geliebt wird.

Außerdem handelte es sich deiner Aussage nach um ein Pflegekind, nicht um eine Adoption? Das kann auch was ausmachen. Alleine von den Gefühlen her. Einem Pflegekind fehlt unbewußt die Sicherheit, daß es wirklich zur Familie gehört.

Hattet ihr keine Unterstützung vom Jugendamt oder Psychologen?

Es kann wahrscheinlich nie Liebe zu euch zeigen, oder zu sich selbst.

Natürlich kann ein Adoptivkind auch Liebe zu den Adoptiv-Eltern zeigen. Ich kenne genug Fälle, bei denen die Bindung zwischen Kind und Adoptiv-Eltern sehr innig ist.

Natürlich ist eine Adoption nicht leicht. Aber es ist keines Falls so schwarz, wie du es hier schreibst.

@Saturnknight

Nein, nicht allein deshalb, sondern weil ich aufgrund der Umstände natürlich versucht habe, mich schlau zu machen, nach langer Recherche habe ich endlich Literatur über Pflege- und Adoptivkinder gefunden, in denen diese 'psychopathischen' Verhaltensweisen mit ihren Ursachen erklärt werden, und zusammengefasst kann man sagen, dass die hauptsächliche Ursache der Beziehungsbruch ist, den die Kinder erleben, also egal, welche Geschichte. Übrigens hat meine Cousine in der Schwangerschaft nicht getrunken, sie mag keinen Alkohol, sie ist selbst psychisch krank und deshalb nicht in der Lage, Kinder zu erziehen.

@Saturnknight

Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet, als ich mit 18 der Pflegschaft zustimmte, freitags kam die Info, Samstags holten wir ihn ab. Die anderen Kinder kamen zu ihrer Oma. Weil er keine Kleidung oder Spielzeug hatte, räumten wir erstmal den Secondhand aus. Mir hat z.B. niemand gesagt, wie schwer das Thema Essen sein würde, was es zu beachten gilt. Ich war nur heilfroh, dass das abgemagerte Kerlchen so gut gegessen hat. Dass ich ihn zügeln muss, weil er völlig maßlos ist, da er ja nur den Mangel kennt, musste ich auf die harte Tour lernen. Nein, auch, als ich nach Jahren immer wieder um eine Familienhilfe gebeten habe, wurde immer nur geantwortet ja,ja, wir kümmern uns ja, und irgendwann kamen dann die Absagen. Und Psychologen werden erst tätig, wenn alles körperliche abgeklärt ist, was sich mitunter sehr schwierig gestaltete, da es nur wenige Spezialisten gibt (wir sind regelmäßig 2 Stunden zum Arzt gefahren) und der Arzt hat sich mit dem Kind nicht beschäftigt, wollte nur Psychopharmaka verschreiben, die ihn so sediert haben, dass er kaum als Lebewesen zu erkennen war. Mag sein, dass es nicht bei jedem so krass ist wie bei uns, aber nicht umsonst geben viele ihr adoptiertes Kind weiter, und man sollte einfach wissen, was auf einen zukommen kann.

also das viele ihr adoptiertes Kind einfach weitergeben halte ich für ein Gerücht. Die Paare, die adoptieren haben sich in der Regel lange vorbereitet. Und für die ist ein Kind dann auch die Erfüllung eines Wunschtraums. Man weiß das es schwierig werden kann und man Geduld braucht. Ich kenne keinen Fall bei dem adoptierte Kinder wieder weggegeben wurden. Deinen eigenen Fall überrascht mich allerdings mehrfach. Es waren mehrere Geschwister, die dann getrennt wurden? Und das Jugendamt gibt eines der Kinder zu einer 18 jährigen? Wann war den das alles, und wie alt war das Kind damals?

@Saturnknight

Das war vor 9 Jahren, er war zwei. Die anderen kamen zu meiner Tante, seiner Oma, die hat aber gesagt, sie schafft nicht alle, den Kleinen sollen meine Mutter und ich nehmen, meine Mutter war voll berufstätig, also war ich die Mutter. Ja, ich weiß heute, dass es damals nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann.

Verboten sind Privatadoptionen - egal ob mit oder ohne Haager Abkommen. Ohne korrekte Adoptionsunterlagen ist die Einreise eines Kindes nach Deutschland nicht möglich.

Was ich persönlich an Auslandsadoptionen schwierig finde ist, dass das Kind kaum Chancen hat, seine leiblichen Eltern kennenzulernen. Damit nimmt man ihm eine wesentliche Möglichkeit seiner Identitätsfindung.

In einem (Auslands-) Adoptionsforum wärt ihr sicher besser aufgehoben. Dort gibt es jede Menge Erfahrungen, die euch weiterhelfen können.