"Bildung muss öffentlich finanziert werden..." - Was bedeutet das?
Ich lese mir gerade das Wahlprogramm der Linken, in dem ich folgenden Satz gefunden habe, durch:
Bildung muss als öffentliche Aufgabe auch öffentlich finanziert werden und demokratisch organisiert sein.
Was meint die Partei mit "öffentlich finanzieren"? Bedeutet das, die Steuerzahler sollen mehr zahlen?
6 Antworten
Öffentlich finanzieren bedeutet aus Steuermitteln bezahlen.
Wenn man von dem Umstand einmal absieht, dass dies ohnehin überwiegend schon der Fall ist und natürlich vollkommen demokratisch organisiert ist (wir leben schließlich nicht in einer Diktatur), bleibt nicht mehr allzuviel von dieser Forderung übrig.
Wenn man dann noch z. B. die Abschaffung der Studiengebühren oder Lehrmittelfreiheit abzieht, weil man dies ohnehin nicht auf Bundesebene entscheiden kann (ist Ländersache), dann bleibt von dieser wohlklingenden Forderung kaum noch was übrig. Dennoch klingt das sehr toll in einem Bundeswahlprogramm.
Dennoch brauchst du dir keine Gedanken über Steuererhöhung zu machen, da für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Linkspartei in eine Regierungsverantwortung kommt, diese ja nur die Reichen besteuern will, die sich z. B. auch Privatschulen leisten können (ist auch Ländersache).
... knapp daneben ist auch vorbei ;-)
Nicht "überwiegend schon", wie du fälschlich und verzerrend behauptest, sondern "überwiegend noch". Tatsächlich geht der Trend deutlich zur privaten Schule, die mittlerweile fast 12% des Gesamtanteils ausmacht. Tendenz: steigend.
Genau genommen beträgt der Anteil der Privatschulen in Deutschland 14% und nicht 12 und wenn man nur die allgemeinbildenden Schulen nimmt nur 9,2%. Die Tendenz ist gleichbleibend und keineswegs steigend, wie du behauptest.
Der Grund, weshalb Privatschulen sogar grundgesetzlich (Art. 7 Abs. 4 GG) geschützt sind, hatte mit den Erfahrungen der Nazi-Zeit zu tun, wo Bildung gleichgeschaltet wurde. Eine Erfahrung die viele Menschen in der DDR auch danach nocht machen mussten, weshalb es keinen Anlaß gibt, Privatschulen zu verteufeln.
Wo du Recht hast, ist deine Bemerkung mit der unsäglichen KMK (Kultusministerkonferenz). Diese verliert jedoch stetig an Einfluss, gerade weil jedes Bundesland einen eigenen bildungspolitischen Weg geht. Wenn du das als Experiment bezeichnen willst, bitte. Man könnte es auch Vielfalt nennen.
Immer wieder erstaunlich, nicht wahr?! Da sind zwei - mittlerweile sogar fast drei, wenn man die Grünen mitzählt - Parteien, die sich in so vielem einig sind; und dennoch haben die Spezialdemokraten kein Interesse daran, "gemeinsame Sache" zu machen.
SPD und Grüne machen in sehr vielen Dingen gemeinsame Sache, weil sie sich in vielem so einig sind. Lediglich die Linkspartei hat noch nicht begriffen, dass man mit einer fundamentalistischen Haltung keine Bündnisse schließen kann. Und wenn ich mir deine feindseelige Haltung gegenüber der SPD ansehe, die in der Linkspartei weit verbreitet ist, dann würde es mich schon sehr wundern, wenn die SPD und Grüne eine Koalition auf Bundesebene mit der Linkspartei anstreben würde.
Ist es also wirklich wahr, dass sie nur deshalb Angst vor den Linken haben, weil sie mit ihnen ihre eigenen Wahlversprechen umsetzen müssten?
Ha, ha, jetzt bin ich aber baff. Ich hätte ja nie gedacht, dass ausgerechnet du und die Linkspartei von dem Programm der SPD so überzeugt seid, dass die Linkspartei die SPD dazu nötigen würde, ihr eigenes Programm umzusetzen. Aber in Wirklichkeit ist das die typische Polemik, mit der hier auch diese Plattform missbraucht wird, um Wahlwerbung für die Linkspartei zu betreiben, wie dein letzter Satz ja deutlich macht.
Ich halte solche taktischen Spielchen für albern. Jede Partei hat das Recht und die Pflicht, wenn sich die Möglichkeit bietet, soviel wie möglich von ihrem Programm umzusetzen. Daher würde ich nie eine Koalition mit demokratischen Parteien ausschließen. Und zu diesen gehört sowohl die CDU, wie auch die Linkspartei.
Hallo,
öffentlich finanziert = aus dem Steuertopf
Das bedeutet nicht zwangsläufig Steuererhöhung, Umverteilung tut's in vielen Fällen auch
Vielen Dank :-)
Das bedeutet in erster Linie, dass Bildung kein privates Geschäft werden darf und so eine Auslese nach wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit betrieben wird. Das bedeutet, das Bildung allen offen stehen muss, also auch denen, die sich Schul- und Studiengebühren nicht leisten könnten oder können.
Das beantwortet nicht die Frage nach der Finanzierung von Bildung.
dass Bildung kein privates Geschäft werden darf ...
Welche anderen Finanzierungsmöglichkeiten außer der öffentlichen, also Steuerfinanzierung blieben denn noch? Meinst du nicht auch, dass man Offensichtliches nicht ausdrücklich erwähnen muss, wenn es sich zwingend aus dem Kontext ergibt?
Was meint die Partei mit "öffentlich finanzieren"?
Es gibt zahlreiche Schulen und Hochschulen in diesem Land, die nicht nur aus der öffentlichen Hand, sondern auch aus privaten Kassen (teil-)finanziert werden.
Wenn aber jemand Geld gibt, liegt mehr als nur der Verdacht nahe, dass er sich davon auch einen "Gewinn" verspricht; schließlich leben wir nicht im Sozialismus, sondern in einem von Geld und Gewinndenken beherrschten System.
Beispielsweise zahlt Bayer erhebliche Mittel an Hochschulen, damit diese in ihrem Auftrag - aber mit erheblicher Querfinanzierung durch den Steuerzahler - forschen. Das wäre noch lustig und spannend, weil es einen unmittelbaren Praxisbezug in die Elfenbeintürme holt; aber hier ist der Steuerzahler ausschließlich der Gelackmeierte: Er zahlt nicht nur Zuschüsse zu dieser "privaten Forschung an öffentlichen Einrichtungen"; er hat auch nichts davon, was da rauskommt - alle Patente und Nutzungsrechte gehen direkt an das initiierende und/oder beteiligte Unternehmen.
Bedeutet das, die Steuerzahler sollen mehr zahlen?
Im Grunde gibt es nur drei Möglichkeiten:
- Nicht mehr bezahlen und den "privaten Nutzungsanteil" reduzieren. Dann sinkt entweder Qualität oder Quantität oder beides.
- Mehr bezahlen und den "privaten Nutzungsanteil" reduzieren. Dann kann man Qualität und/oder Quantität ändern.
- Nichts ändern. Dann wird qualitativ hochwertige Bildung, die den Weg in die eigene Zukunft ebnen hilft, zunehmend in die Hände jener gelegt, die es sich leisten können.
Darüber hinaus zielt die Linke hier auch auf die Nachhilfe und die Begabten- respektive Begabungsförderung, die (fast) ausschließlich in den privaten Händen liegt; und die es folglich der Geldbörse der Eltern überlässt, wie gut oder wie schlecht das eigene Kind in der Schule abschneidet; und folglich welche Chancen es mal hat, die Mühlen der Armut zu verlassen.
Wie auch immer: Bildungsentscheidungen sind immer mittelfristige Entscheidungen; sie sind, wie man so schön sagt: "Investitionen in die Zukunft".
Wenn man dem aktuellen Trend nicht entgegen steuert, wird man über kurz oder lang vor dem gleichen Problem stehen, vor dem wir heute mit den Kitas stehen. Wir werden dann wieder einmal sagen müssen: "Hatten wir alles schon. Hätten wir nur damals, als es noch halbwegs kostengünstig zu bekommen war, ausbauen müssen. Stattdessen haben wir abgebaut und zugesehen, wie es verfällt. Und nun müssen wir - wieder einmal - nach dem teuren Abbau einen teuren Aufbau bezahlen..."
(Zur Erinnerung: Deutschland ist das Land mit der größten Hochschuldichte weltweit. Nur in sehr wenigen Ländern dieses Planeten wird mit derart guten Voraussetzungen - auch in der Schule und in der Berufsausbildung - ausgebildet. Und genau das werfen wir seit Jahrzehnten sukzessive weg...)
Das bedeutet, dass beispielsweise Privatschulen und Studiengebühren abgelehnt werden, um allen Kindern eine Chance zu geben.
Tatsächlich hat unser Bildungssystem aber viel größere Probleme...
Nicht "überwiegend schon", wie du fälschlich und verzerrend behauptest, sondern "überwiegend noch". Tatsächlich geht der Trend deutlich zur privaten Schule, die mittlerweile fast 12% des Gesamtanteils ausmacht. Tendenz: steigend.
(Zur Abwechslung wäre es bestimmt mal lustig, nicht erst sehenden Auges bis zum bitteren Ende abzuwarten, um dann in blinden - und den Steuerzahler zusätzliche Millionen und Milliarden kostenden - Aktionismus zu verfallen, auch, wenn sich das in der SPD mittlerweile eingebürgert hat, denkst du nicht?! Und der Trend ist so eindeutig und unzweifelhaft, dass man es sogar in Teilen der SPD erkennt.)
Einmal abgesehen von der unsäglichen KMK, die nun wahrlich alles andere als demokratisch entscheidet, sieht man davon ab, dass sie unvermeidliche Absprachen "im kleinen Kreis" trifft, gibt es zahllose Entscheidungen und Regelungen, die alles andere als demokratisch sind.
Die unzähligen Experimente an den Schülern in den letzten Jahrzehnten geben ein mehr als beredetes Zeugnis ab.
Immer wieder erstaunlich, nicht wahr?! Da sind zwei - mittlerweile sogar fast drei, wenn man die Grünen mitzählt - Parteien, die sich in so vielem einig sind; und dennoch haben die Spezialdemokraten kein Interesse daran, "gemeinsame Sache" zu machen.
Ob die Tatsache, dass sie sich lieber als Juniorpartner der CDU verdingen, wohl daran liegt, dass die SPD gar kein Interesse daran hat, ihre eigenen Wahlversprechen umzusetzen? Oder warum, glaubst du, entdecken sie ihre "sozialen Themen" immer erst dann, wenn sie garantiert nichts mehr umsetzen können - vorzugsweise kurz vor dem nächsten Wahltermin oder in großen Koalitionen?
Ist es also wirklich wahr, dass sie nur deshalb Angst vor den Linken haben, weil sie mit ihnen ihre eigenen Wahlversprechen umsetzen müssten?
So wie jetzt vor der aktuellen Wahl (nur Spitzenwerte, nur ab 11.9.2013):
Nicht, dass es derzeit für irgendwas anderes als eine GroKo reichen würde, aber allein deshalb 8% - 10% wegzuwerfen, weil man Angst hat, als hauptsächlich diktierender Seniorpartner sein eigenes Wahlprogramm umsetzen zu müssen, ist schon ... bezeichnend. Oder glauben die Spezialdemokraten wirklich, in den kommenden Tagen noch runde 12% an Boden gut machen zu können? Ist es ihnen wirklich so egal, wenn Schwarz weiterregiert?
Wie auch immer: Nach derzeitiger Sachlage ist jede Stimme für die Spezialdemokraten eine Stimme für die CDU.