Auslandsadoption schneller/unkomplizierter als Inlandsadoption?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Wir haben im inland adoptiert. Langwierig kann es sein, muss aber nicht.
Kompliziert isses sicher nicht. Da ist eine aulandsado schon ein anderes kaliber. Aufenthalt im herkunftsland usw.
In jedem fall ist eine zusammenarbeit mit dem jugendamt erforderlich.

wir würden sowieso gerne ein Kind aus einer Bevölkerungsgruppe unserer Spezies adoptieren

Also der Satz stört mich etwas. Was ist eure Spezies? Ich kenne nur die Spezies "Mensch". Oder meinst du Rasse? Der Ausdruck ist aber auch falsch. Aber naja ...

Was die Dauer einer Adoption angeht - das kann man schlecht sagen, das hängt von vielen Faktoren ab.

Ich fang mal vorne an: auf normalem Weg können meine Frau und ich keine Kinder bekommen. Ein bekanntes Ehepaar hatte das gleiche Problem und hat sich für eine Inlandsadoption beworben. Die hatten riesiges Glück, die waren kaum durchs Bewerberverfahren durch und zufällig wurde da gerade in deren Landkreis ein Baby ausgesetzt.

Aber so was ist die Ausnahme, nicht die Regel. Wir haben uns dann auch als Adoptiveltern beworben, und die beim Jugendamt haben gleich gesagt, daß man Geduld braucht. In unserem Landkreis wurde in den letzten 2 Jahren (mittlerweile sind es sogar 4) kein einziges Kind zur Adoption freigegeben. Und selbst wenn: es sind oft mehrere Paare, die sich bewerben. Darum guckt das Jugendamt in der Regel auch, ob ein Härtefall (z. B. Unfruchtbarkeit) vorliegt oder nicht. Ich meine, bei GF hab ich schon Aussagen gehört wie "Ich hab Angst vor den Schmerzen bei der Geburt, ich will kein eigenes Kind". Wenn man mit so einer Aussage zum Jugendamt kommt wird man wieder heimgeschickt.

Also du siehst, man kann Glück haben und schnell ein Kind bekommen, oder man kann 4 Jahre warten (und dann immer noch ohne Kind dastehen). Da gibt es keine Regel.

Was die Auslandsadoption angeht: da kommt es erstmal drauf an, welches Herkunftsland man wählt. Ist ja in jedem Land unterschiedlich.

Nur mal als Beispiel unser Fall: wir wollen aus Haiti adoptieren. Nachdem wir alle Unterlagen zusammen haben (dazu später mehr) wurden die an die
Vermittlungsstelle geschickt, zur Übersetzung. Dauer etwa 1 Monat. Danach wird sie ans Konsulat in Berlin geschickt, und von da aus nach Haiti, zur Repräsentantin der Vermittlungsstelle. Dauert nochmal 1 Monat. Dann kommt man dort auf die Warteliste, da ja noch andere Bewerber vor uns sind. Zur Zeit dauert das etwa 2 Jahre. Danach werden die Unterlagen bei der dortigen Behörde eingereicht und bearbeitet. Dauert etwa 1 Jahr. Dann bekommt man einen Kindervorschlag. Wenn man den annimmt, muß man ins Land reisen, um das Kind kennenzulernen und mit den Behörden vor Ort zu reden und ein paar Dokumente unterschreiben. Danach reist man wieder heim (ohne Kind). Dann dauert es nochmal etwa 6-12 Monate, bis man das Kind abholen darf. (ich kenne aber einen aktuellen Fall, bei dem es nichtmal 6 Monate dauerte, bis zur Kindsabholung, scheinbar arbeiten die Behörden jetzt etwas schneller).

Insgesamt also auch etwa so 3,5 Jahre.

Aber zum Thema kompliziert oder nicht: da ist die Inlandsadoption DEFINITIV einfacher.

Wir hatten uns ja erst für eine Inlandsadoption beworben. Da hatten wir eigentlich nur Kontakt mit unserem Jugendamt. Viele Unterlagen, die benötigt werden, holt sich das Jugendamt selbst von den anderen deutschen Behörden, da muß man gar nix machen (maximal ein Formular unterschreiben). Klar, man braucht Paßbilder, ein Arztattest (das man gesund ist) und das Jugendamt macht einen Hausbesuch, aber sonst ...

Dadurch sind die Kosten auch sehr überschaubar: ca. 50€.

Dagegen die Auslandsadoption: grundsätzlich sollte man immer über eine
Vermittlungsstelle gehen. Ohne hat man kaum eine Chance, vor allem da die ja auch viel mehr Erfahrungen haben.

Wir bekamen erst mal ne lange Liste, mit benötigten Dokumenten, die wir SELBST besorgen mußten. So was wie beispielsweise Geburtsurkunde, Eheurkunde, polizeiliches Führungszeugnis, psychologisches Gutachten, medizinisches Gutachten, Gehaltsbescheinigung, 2 Referenzschreiben von Freunden (also die sollen dich kurz beschreiben), etc.

Und dann geht der Spaß noch weiter. Mal als Beispiel das Referenzschreiben: der Freund, der das schreibt muß damit dann zum Notar und in dessen Anwesenheit unterschreiben. Der Notar beglaubigt das dann mit Siegel, als Beweis, daß es die Person auch wirklich gibt. Anschließend muß man mit diesem Dokument dann zum Landgericht. Die müßen dann beglaubigen (mit Stempel), daß der Notar auch wirklich Notar ist, und das seine Beglaubigung rechtmäßig ist. Also erst beglaubigen dann überbeglaubigen ... Und das muß man mit den meisten Unterlagen machen.

Wenn man dann alle Unterlagen zusammenhat (man hat dafür maximal 6 Monate Zeit) muß man die in die jeweilige Landessprache übersetzen lassen. Und das muß von einem anerkannten Übersetzter gemacht werden, selbst wenn man die andere Sprache perfekt beherrscht.

Danach werden die Unterlagen ins Land geschickt und man kann nur noch warten.

Die Kosten für eine Auslandsadoption betragen deshalb auch ca. 30.000€.

Je nach Land muß man auch verschiedene Sachen beachten. Wenn man beispielsweise aus Rußland adoptiert muß man unterschreiben, daß man über das Risiko von FAS informiert wurde (also die Gefahr, daß das Kind eine geistige Einschränkung hat, durch Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft). In Kenia muß zusammen mit dem Kind noch 9 MONATE im Land bleiben. Das ist für viele Paare natürlich nicht so einfach machbar.

Also zusammenfaßend: Ausland ist kosten- und aufwandsintensiver. Was die Zeit angeht kann man da nicht verallgemeinern.

Holy... Oo

Ja, SO kompliziert und aufwendig hatte ich mir das tatsächlich nicht vorgestellt.^^
Danke für die tolle, umfangreiche Antwort! :)

@Narktor

Danke für die tolle, umfangreiche Antwort! :)

Aber die hilfreichste war es wohl nicht?

  "wir würden sowieso gerne ein Kind
aus einer Bevölkerungsgruppe unserer Spezies adoptieren :

Affenkind nennt man auch "Spezies" oder meinst du Mensch ?

https://de.wikipedia.org/wiki/Spezies Spezies

(lat. species „Anblick“, „Gestalt“, „Erscheinung“) steht für: ein

Synonym für die Art eines Lebewesens, siehe Art (Biologie); eine

biologische Unterart von

 ...

Richtig, das war allerdings Ironie gegenüber der gesamten Menschheit, nicht gegenüber dem Kind...

@Narktor

gut die Richtigstellung...könnte sonst falsch verstanden werden--

Alles Gute