Ausbildungszeugnis positiv oder doch eher nicht?

2 Antworten

Die meisten Sachen klingen gut, jedoch sind 2,3 nicht so schöne Abschnitte drin. Bei den Formulierungen muss man sehr gut aufpassen, da Sie auch bei einem gefallenen Säufer schrieben dass er sich "gut einbringen kann".

Kannst du mir sagen um welche Abschnitte es sich genau handelt ?

LG

Vorab wie immer hier der Hinweis: um ein Zeugnis seriös und zweifelsfrei einschätzen zu können, müsste man es im Ganzen, also von Überschrift bis Austellungsdatum, natürlich anonymisiert, vorliegen haben. Denn der Kontext ist genauso mit entscheidend für eine Bewertung wie jedes geschriebene, aber auch weggelassene Wort. Ich kann zum Beispiel eine bestimmte Leistung sehr positiv darstellen, wenn ich sie aber im nächsten Satz durch eine einschränkende oder gar widersprüchliche Aussage herabsetze, so weiß der erfahrene Leser, dass es insgesamt in diesem bewerteten Bereich Probleme gab. Das mal als Beispiel. Auch muss ein stimmiges Verhältnis zwischen Unternehmensvorstellung, Aufgabenauflistung und Leistungsbewertung vorhanden sein.

Zu deinem Ausschnitt:

In der Gesamtnote beziehungsweise Leistungszusammenfassung hast du mit folgender Aussage:

"hat die ihm während der Ausbildung übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit erfüllt." --- eine zwei, also gute Bewertung erhalten.

Das ist auch insgesamt schlüssig und passend zu den vorherigen Einzelbewertungen:

In Teilbereichen wie Auffassungsgabe, Lern- und Leistungsbereitschaft sowie Motivation werden dir sogar sehr gute Leistungen bescheinigt. [Diese Aussagen sind übrigens bei Auszubildenden wichtiger als bei anderen Arbeitnehmern in Zeugnissen, umso besser, wenn da gute bis sehr gute Beurteilungen stehen]

Nun kommen folgende Sätze:

"Auch unter schwierigen Bedingungen und großem Zeitdruck bewältigte er alle Aufgaben in guter Weise." -- Hier fehlt mir persönlich ein stets oder jederzeit, sodass diese Aussage eher einem befriedigend gleich kommt.

"Er arbeitete jederzeit mit großer Umsicht und einem guten Verantwortungsbewusstsein. Vertrauenswürdigkeit und große Zuverlässigkeit zeichneten den Arbeitsstil von Herrn ... aus" Das sehe ich auch eher im befriedigenden Bereich, zum einen, weil die "große Umsicht" auch oft mit Langsamkeit einhergeht und zum anderen, weil Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit Selbstverständlichkeiten sind.

Fasst man also alle Einzelbewertungen zusammen, so kommt da eine gute 2 bei raus......

Dein Sozialverhalten ist ebenfalls mit gut bewertet worden.

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Der Schlussteil ist sehr verbesserungswürdig:

wenn du tatsächlich nach der Ausbildung übernommen wurdest, so sollte das auch unbedingt am Ende des Zeugnisses erwähnt werden! Sonst fragt sich der geübte Leser: Wenn der Azubi doch so gut war, wieso wurde er dann nicht übernommen????

Wenn du nicht übernommen wurdest, so passt der Schlusssatz fast, es fehlt dann noch ein Bedauern über dein Ausscheiden. Auch hier wäre ein vorangehender Satz wie: gern hätten wir Herrn X übernommen, betriebsbedingt war uns das jedoch leider nicht möglich.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung