Als Laborant ein eigenes Labor öffnen?

4 Antworten

Dienstleister ja. Forscher nein.

Als Laborant (Chemie-, Biologie-)

eigenen echten Labor zu eröffnen, um selbständig eigene Forschungen betreiben zu dürfen, ohne finanzielle Interessen dahinter?
  • Forschung, ohne finanzielle Interessen? Eher nur privat für's Hobby, ggf. unter Beachtung gesetzlicher Einschränkungen (ChemVerbotsV, GenTG, etc.).

Prinzipiell kann man sich mit einem Labor als Dienstleister selbstständig machen, z.B. für Umweltanalysen, etc. Allerdings auch das eher mit Weiterbildung, z.B. zum Techniker (Biotechnik, Chemietechnik o.ä.). Wenn du die Techniker-Fachrichtungen im Berufenet suchst, findest du unter Perspektiven kurze Erläuterungen zum Thema Existenzgründung.

Die Forschung an sich wird meist nicht von den Laboranten getrieben, sondern von Doktoren und Professoren. Die Laboranten führen dann die vorher definierten Versuche aus und geben die Ergebnisse zur Interpretation und Einbau in weitere Forschung an den "Chef" ab.

Theoretisch könntest du mit genug Eigenkapital oder Finanzgebern ein eigenes Labor eröffnen und selbst forschen, das ist jedoch nur schwer möglich, da zum einen Laborequipment extrem teuer ist, und zum anderen wäre es schwer neue Forschungsgelder einzuwerben.

Das Problem sind wohl eher Startkapital und Unterhalt. Je nachdem in welchem Bereich du forschen willst. Ich setz jetzt einfach mal vorraus, dass du das nötige Know-How hast. Auf längere Sicht brauchst du vor allem einen Weg Geld zu verdienen, das wirst du nur über Dienstleistungen machen können. Forschung verdient kein Geld, sie kostet.

Ja, das darfst du. Du darfst sogar ein Labor betreiben ohne Ausbildung, es müssen einfach alle die dort Arbeiten die nötigen Qualifikationen mitbringen und abdecken.

Es gibt nur einen Fehler in deinem Plan, ausser du bist Multimillionär.

Multimillionär muss man nicht sein um ein Labor aufzubauen... Das geht auch günstiger...

@DasChristkind

Nun ja, allein analytische Gerätschaften schlagen bereits ordentlich zu Buche... Oder man müsste z.b. schon für jedes banale NMR extra Proben wegbringen und für jede Messung einzeln zahlen, was sich auch wieder läppert.

@Rhenia

Stimmt schon, allerdings das 0815 Labor um die Ecke arbeitet nicht mit NMR-Geräten. Die Dinger sind den Forschungseinrichtungen vorbehalten - eben weil sie im Millionenbereich viel zu teuer für private Labors sind (mal abgesehen von den großen Namen der Chemie und denen die es sich leisten wollen).

Der Standard in den gewöhnlichen Analytik-Laboren sind meist GCs-, HPLCs- und IR-Geräte. Bei der GC bist du z.B. um die 100T dabei, gebraucht bzw. mit gutem Verhandlungsgeschick auch günstiger (je nach Detektor versteht sich). Das teuerste gerät in unserem Labor ist ein REM - das gab es für 350T (gebraucht). Alles andere (HPLC, IR, GC, UV-Vis, ICP, Ionenchromatogaphie und diverse Mikroskope) waren deutlich günstiger und wurden auch nicht auf einmal gekauft, sondern nach und nach als der Bedarf bzw. Auch das Geld da war (meist auch so zwischen 50T und 100T). Also durchaus machbar wenn man kein Multimillionär ist vor allem wenn man gebraucht kauft. Ein paar 100T reichen für den Anfang.

Und wird doch mal ein NMR benötigt kann man es extern machen lassen (den Preis gibst du ja an deinen Kunden weiter). Wobei NMR eigentlich mehr zur Strukturaufklärung ist und so im normalen Labor Alltag wenig Relevanz hat.

@DasChristkind

Aber sobald es in die chemische Forschung geht, braucht man Methoden zur Strukturaufklärung und das NMR ist da eine der am vielseitigsten einsetzbaren Methoden. Und der FS wollte doch schließlich forschen ;)

@Rhenia

Für mich beschränkt sich die chemische Forschung nicht nur auf die Strukturaufklärung. Das ist nur ein sehr geringer Teil. Man kann in der Chemie an allerhand forschen, völlig ohne NMR. Ich habe meine gesamte chemische Forschung bisher ohne NMR betrieben (mit Ausnahme irgendwelcher Arbeitskreis-Pflichtpraktika - aber da würde ich auch nicht von eigener Forschung sprechen). Ich weiß, dass die Uni-Leute da völlig drauf abgehen, aber ehrlich gesagt macht das in der freien Wirtschaft kaum jemand. Weil eben schlichtweg zu teuer (sowohl in der Anschaffung als auch im Unterhalt).

Und selbst wenn doch... Man muss das Gerät ja auch nicht selber kaufen. Es gibt genügend andere Möglichkeiten. In dem Labor in dem ich arbeite betreiben wir durchaus auch Forschung, allerdings mit finanzieller Förderung (https://www.zim.de/ZIM/Navigation/DE/Foerderangebote/Kooperationsprojekte/kooperationsprojekte.html) - erstens hat man das Geld ja nicht einfach so rum liegen und zweitens kannst du dir in so einem Rahmen auch eine Forschungseinrichtung angeln, die ein NMR besitzt - solltest du es aus irgendeinem Grund doch brauchen (haben wir bei unserer Forschung bisher nicht).

Falls es dich interessiert - dieses Jahr ist die Analytica virtuell und zudem noch umsonst. Schau dir mal an wieviele Hersteller da mit einem NMR aufwarten. Spoiler: im Vergleich zu all den GCs und HPLCs ist der Anteil verschwindend gering.

Ich würde mich über den Fragesteller daher nicht lustig machen. Die Frage mag zwar sehr naiv klingen, aber im Prinzip ist das durchaus möglich, was er bzw. Sie sich da vorstellt. Man muss nur wissen wie man es anstellt. Er muss eben eine gefragte Nische finden in der er sein Labor platziert. Das ist sicherlich die erste Hürde. Und dann muss er noch Kunden anziehen, das wäre die Zweite. Und das mit dem finanziellen... ich habe ja nicht behauptet, dass man nicht ein wenig Kleingeld braucht, aber Multimillionär ist übertrieben. Mit etwas Eigenkapital und einem Kredit durchaus machbar - vielleicht gründet man sowas auch mit mehreren Leuten zusammen.

Ist das alles geschafft und läuft der Laden halbwegs, kann man sich durchaus z.B. im Rahmen eines ZiM- Projektes auch der Forschung widmen. Ganz ohne finanzielles Interesse würde ich das aber nicht betreiben, außer man hat am Wochenende noch Lust sich für umme ins Labor für zu stellen. Aber das muss der Fragesteller für sich selbst beantworten, sofern er die anderen Hürden nehmen sollte.

Ob das dann alles funktioniert steht auf einem anderen Blatt - aber so geht es vielen Unternehmen - es ist ein kommen und gehen.

@DasChristkind

Qualität kostet viel Geld und analytische Apparaturen, Geräte und die gesamte Infrastruktur eines gut funktionierenden Labors verschlingt Unsummen

@verreisterNutzer

Ich weiß, ich kenne die Preise - ich leite selbst ein Labor ;)

Allerdings erwartet keiner vom Fragesteller, dass er/sie von jetzt auf gleich ein Labor mit 50 Mitarbeitern aus dem Boden stampft. Es ging ja nur um die Frage des „ob“. Und da bleibe ich bei meiner Position, dass man dafür kein Multimillionär sein muss! Ich kenne etliche Laboratorien, die als Ein-Mann-Betriebe gestartet sind. Man braucht eben nur die richtige Nische in der man wachsen kann - das ist viel mehr die Herausforderung.