Was passiert für den Anleger im Fall die Firma pleite geht (Aktien)?

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du sprichst nur von einer Variante, was mit einer Firma bei Insolvenz passieren kann: sie wird verkauft. Es können auch Teile verkauft werden, die Firma läuft weiter, Teile werden stillgelegt, der Rest läuft weiter, es wird eine Auffanggesellschaft gegründet etc. etc.

Was passiert mit den Anlegern? Die Frage ist eher: was passiert mit den Gläubigern, die der Firma Geld gegeben haben bzw. denen die Firma Geld schuldet. Das sind Aktionäre, Kreditgeber, Lieferanten, Arbeitnehmer und ihre Gehälter, das Finanzamt, Sozialversicherungen etc.

Geht eine Firma pleite, dann werden alle aus der Masse bedient je nach Rangigkeit. Die Aktionäre sind die letzten, die ihr Geld bekommen. Wird die Firma weitergeführt, geht meist eine Einigung mit den Gläubigern voraus, auf Teile ihrer Forderungen zu verzichten.

Es ist alles ein wenig komplizierter als von dir beschrieben. Die Anteilseigner, also auch die Aktionäre, gehen meist leer aus.

Im schlimmsten Falle gehen die Anleger leer aus. Da nun zeigt sich der Fluch der modernen Zeit: Früher konnte man sich dann die Aktien von der Bank als effektive Stücke ausliefern lassen, sie in den Safe legen und darauf hoffen, dass die Enkelkinder sie als historische Wertpapiere für teuer Geld verkaufen können. Heute sind Aktien bloße Wertrechte, da gibt es diese Möglichkeit fast nirgends mehr. Was dem Anleger da nur noch verbleibt ist der wehmütige Gedanke an das velorene Geld.

Ein Unternehmen hat Eigenkapital und es hat Fremdkapital (Verbindlichkeiten, Schulden oder wie du auch dazu sagst). Pleite oder Überschuldung ist üblicherweise der Fall, dass das Eigenkapital weg ist. Das Vermögen reicht also nicht mehr oder höchstens noch, das Fremdkapital zurück zu zahlen.

Aktionäre geben der Gesellschaft Eigenkapital. Geht ihr Unternehmen Pleite, ist es weg.

Wenn nun durch die Hebung stiller Reserven oder etwas anderes, das Vermögen doch reicht, das Fremdkapital urück zu zahlen, bleibt für die Eigentümer (Aktionäre) doch minimal etwas übrig. Da die Abwicklung so eines Unternehmens dauert und kostet, ist das aber nicht der Normalfall.

Vei notierten Aktiengesellschaften wie Mc Donalds geht das sehr schnell. Schon das fundierte Gerücht bringt den Aktienkurs gegen null. Wenn sich das bestätigt, erholt sich der Kurs nicht mehr. Üblicherweise kommen dann Gerüchte über stille Reserven auf, die den Kurs von einem Penny auf zwei oder drei bringen, was aber am faktischen Totalverlust nichts ändert.

Wenn ein Unternehmen in die Insolvenz geht und liquidiert wird, dann gehen die Aktien im Wert gegen Null und erfahren irgendwann ein Delisting. Spätestens dann kannst Du sie ohne Wert aus dem Depot buchen lassen.

Ansonsten: Aktien sind Unternehmensanteile, d.h. keine Forderungen wie beispielsweise Anleihen. Damit werden alle Forderungen in der Insolvenz bedient... der Rest würde quasi unter den Aktieninhabern aufgeteilt. Das ist jedoch Null, denn sonst wäre eine Insolvenz mit Liquidierung ja nicht erforderlich gewesen.

An der Börse kannst Du tote Aktien teils noch handeln, wobei es sich dann um hoch volatile Pennystocks handelt, die typischerweise in Centbereich herumhüpfen und ab und zu der Spielball einiger Betrüger sind.

Wichtig: wenn Du die Aktien eines involventen Unternehmens über die Börse noch verkaufen kannst, ist das ein steuerlicher Verlust. Werden sie einfach aus dem Depot gebucht, ist das keiner, d.h. in diesem Fall können Verluste aus diesem Geschäft nicht mit Aktiengewinnen verrechnet werden.

Bei Insolvenzen ohne Liquidierung kann das Unternehmen weitergeführt werden, d.h. auch die Aktien behalten ihre Gültigkeit und einen Wert.

Wenn eine Aktiengesellschaft pleite geht, kannst Du Dir gegen eine Gebühr die gedruckten Aktien aushändigen lassen und zur Erinnerung an die Wand hängen.