Warum werden Rückstellungen abgezinst?
Laut § 253 Abs. 2 S.1 HGB sind Rückstellungen mit einer Laufzeit > 1 Jahr abzuzinsen. Wieso muss man das machen, welchem Zweck dient das?
1 Antwort
Es handelt sich um Beträge, welche erst in der Zukunft fällig sind. Das abzinsen hat den Zweck, diesen Betrag auf einen Betrag herunterzurechen wie er derzeit wäre, also im Prinzip eine "umgekehrte Barwertrechnung".
Der Sinn dahinter ist, dass zum aktuellen Zeitpunkt kein überhöhter steuerlicher Ansatz für diese erst künftig in voller Höhe vorhandenen Beträge erfolgen soll.
Der anzusetzende Zinssatz ist dabei von der Laufzeit bis zur Fälligkeit abhängig und wird von der Bundesbank monatlich veröffentlicht.
Der handelsrechtliche Sinn ist so wie Du es darstellst korrekt. Habe ich mit steuerlichem Ansatz verwechselt, bei dem ja wie richtig angemerkt ein fixer und kein von der Laufzeit abhängiger Zinssatz anzusetzen ist.
Das ist gerade nicht Sinn der handelsrechtlichen Vorschrift. Für das Steuerrecht gibt es eine eigene Vorschrift in § 6 (1) Nr. 3a Bu e) EStG mit einem festen Zinssatz von 5,5 % p.a.
Der handelsrechtliche Gedanke ist, dass sich der Kaufmann nicht reicher rechnen darf als er ist.
Und derjenige, der sich das mit dem handelsrechtlichen variablen Zinssatz ausgedacht hat, gehört geohrfeigt.