Steuerfahndung bei Kryptowährungen?
Hallo geehrte Finanzfrage Gemeinschaft,
in letzter Zeit habe ich angefangen, Teile meiner Kryptoeinlagen zu Lending-Services zu geben, um damit Zinsen zu verdienen. Diese Gewinne aus dem Verleihen meiner Kryptowährungen sowie die eigentlichen Käufe der Coins, gebe ich nicht in meiner Steuererklärung an, da es für mich sehr kompliziert erscheint. (Es handelt sich nur um kleiner Summen, die größtenteils sowieso unversteuert währen und in Zukunft auch über andere Wege dem Fiskus oder Spendenorganisationen zugutekommen) Deswegen ist nun meine Frage, wie das Finanzamt überhaupt auf mich aufmerksam wird? Ich bin ansonsten in einem normalen Anstellungsverhältnis, in dem ich brav Steuern zahle. Die Exchange und Lending-Services sind in Großbritannien, Schweiz, Singapur reguliert und ich habe überall ein KYC durchgemacht. Wie ich das verstanden habe, werden diese Informationen wenn dann erst auf Nachfrage herausgegeben. Außerdem hat mir mein Bankberater erklärt, dass das Bankengeheimnis dafür sorgt, dass das Finanzamt erst bei konkreten Ermittlungen Einsichten in mein Konto erhalten darf. Mir ist bewusst, dass ich im Falle von Ermittlungen seitens des Finanzamts relativ gläsern bin und vermutlich Konsequenzen zu befürchten habe. Eigentlich kann aber das Finanzamt doch überhaupt nicht wissen, dass ich Vermögen in Kryptowährungen habe, solange sie nicht durch konkrete Verdachte genauere Ermittlungen einleiten.
Danke schonmal für euer Feedback (:
2 Antworten

Zinsen, die Du durch Deine Kryptoeinlagen verdienst, gehören natürlich zum Einkommen und müssen auch versteuert werden, wenn sie den Freibetrag übersteigen. Da Du bei Exchanges und Lending-Services ein KYC durchmachst, können diese Gewinne auch leicht zugeordnet werden. Das Finanzamt wird auf Dich aufmerksam, wenn Banken oder Börsen Verdachtsmeldungen abgeben. Solche Verdachtsmeldungen werden abgegeben, wenn die Höhe der Transaktion für Dich ungewöhnlich ist. Die Höhe unterscheidet sich natürlich von einem HartzIV-Empfänger zu einem normalen Arbeitnehmer. Bei einem HartzIV-Empfänger kann schon der Eingang von 1000,- € einen Verdachtsfall auslösen, während für einen Betriebsleiter mit einem Monatseinkommen von 30.000,- € solche Einnahmen nichts besonderes sind. Du solltest also versuchen, keine Verdachtsmeldung auszulösen und mit Deinen Einnahmen immer "unter dem Radar" zu bleiben.

So hab ich es mir auch gedacht, die Bank hat ja auch kein wirkliches Interesse ihre Kunden zu verpfeifen. Wenn der Bank ungewöhnlich hohe Geldflüsse auffallen, dann geht es bei der Überprufung ja eigentlich hauptsächlich um Geldwäsche. Danke für die Antwort!

Abgeschlossene Transaktionen (Kauf und Verkauf) und andere Erträge von Kryptowährungen sind steuerlich relevant. Wenn Du innerhalb der relevanten Freigrenzen bist, dann folgt keine Pflicht, Steuern abzuführen. Falls diese Grenzen jedoch überschritten werden, dann ist dies der Tatbestand der Steuerhinterziehung. Wer Gewinne nicht versteuert, kann auch Verluste nicht steuerlich geltend machen.
Das Argument "kann doch keiner wissen" gilt nicht wirklich nachhaltig und auf Dauer, denn die EU arbeitet gerade (ebenso wie andere Länder) an einer Regulierung von Kryptowährungen und Transaktionen damit. Im Zuge dessen werden auch Transaktionen zumindest zwischen Realwährungen und Kryptowährungen transparenter und berichtbar.
Irgendwie erinnert mich diese ganze Thematik an die Geschichte mit Fondsanteilen, die Leute früher in der Schweiz und in Luxemburg hielten, um keine Steuern auf Erträge zahlen zu müssen. Lustigerweise hatten die für deutsche Privatanleger wesentlichen Fondsgesellschaften (z.B. Union Investment, Deka, UBS, Allianz) alle ihre unabhängigen Töchter in diesen Ländern. Als das Investmentsteuergesetz 2003 als Neuregulierung der steuerlichen Aspekte von Wertpapieranlagen in Kraft trat, gab es die kleine Herausforderung für Leute, ihre Anlagegelder wieder nach Hause zu holen... der Koffer voll Geld im Auto war da keine Seltenheit. Für Bankabfragen von Finanzämtern reichen manchmal kleine Anlässe... Die berühmten "Steuer CDs" aus 2006ff haben ja auch schon einige Prominente kalt erwischt.
Wenn Du also nicht persönlich Deine Transfers mit Koffern voller Diamanten oder Goldbarren durch Trips nach Singapur, in die Schweiz und nach UK durchführst (was ja auch andere Risiken in sich birgt), dann wird es irgendwann auch im europäischen Rechtsraum Spuren geben, dass Du Kryptowährungen besitzt und damit handelst. Mit einer entsprechenden Regulierung in der EU kann es dann seitens des Finanzamts bei Dir eine harmlose Anfrage nach einer Offenlegung geben, womit sich eine Lawine der Probleme ankündigt.
Es mag daher sein, dass Du zunächst mal "sicher" bist, aber das ist in der heutigen Zeit eine Illusion. Das Risiko einer Entdeckung nimmt laufend zu und die potentiell anfallenden Nach- bzw. Strafzahlungen sind deutlich in ihrer Höhe. Überlege, ob steuerillegales Handeln wirklich das Risiko wert ist. Wenn Dir die Besteuerung in Deutschland nicht gefällt, solltest Du Deinen Wohnsitz in ein steuerfreundlicheres Land verlagern.

Also ich kann deine Argumentation nachvollziehen. Deine Vermutung ist, dass die EU in den nächsten Jahren alles transparenter machen wird, sodass auch so etwas dann auffallen wird.
Vielen dank für die Antwort!