Neuer Arbeitgeber hat den unterschriebenen Arbeitsvertrag nicht ausgehändigt. Was könnte der Grund sein?
Hallo Zusammen,
mein Partner hat vor ein paar Tagen einen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben. Er wird als LKW-Fahrer bei einer Spedition arbeiten.
Ich war schockiert als er erzählte, dass er den Arbeitsvertrag vor Ort beim neuen Arbeitgeber zwar unterschrieben habe, den Arbeitsvertrag aber nicht mitnehmen durfte. Er würde ihm nach Hause zugeschickt werden. Der Vertrag müsste angeblich erst vom Anwalt geprüft werden. Von anderen Angestellten des Unternehmens hat mein Freund erfahren, dass der Arbeitgeber immer so vorgeht bei Arbeitsvertragsabschlüssen.
Was würdet ihr Juristen dazu sagen?
Mein erster Gedanke ist natürlich, dass der Arbeitgeber den Arbeitsvertrag nachträglich ändern will, ohne dass es der neue Mitarbeiter mitbekommt.
LG Carina
4 Antworten
Ja das sind so die üblichen Trixereien. Wenn mir sowas passieren würde, hätte ich mein Smartphone aus der Tasche geholt und das unterschreibenen Dokument fotografiert, jede Seite.
Gut man unterschreibt auf der letzten Seite. Hat denn der Unternehmensvertreter unterschrieben? Wenn nicht, dann kommt der Vertrag ja erst mit Unterschrift des Unternehmensbevollmächtigten zustande. Heist, wenn der nun nicht Unterschreibt, aus welchen Gründen auch immer, ist der Vertrag nicht zustande gekommen.
Der Arbeitgeber hat auch auf derselben Seite unterschrieben. Aber wer weiß was der Arbeitgeber nachträglich im Vertrag ändert....
Vielleicht bist Du überängstlich. In der Speditions- und Logistikbranche arbeiten manche Mitarbeiter viele Jahre beim selben Arbeitgeber, ohne dass jemals ein schriftlicher Arbeitsvertrag geschlossen wurde. Ich vermute mal, der Chef versucht sich ein Hintertürchen aufzuhalten, um Deinen Partner kostenoptimal vom Hof jagen zu können, wenn er unzuverlässig ist oder zu viele Schäden verursacht. In so einer inhabergeführten Bude hat man meistens auch besseres zu tun, als eingehende Lohnpfändungen zu bearbeiten.
Klingt plausibel dass der Arbeitgeber handlungsfähig sein will im Falle eines Falles...Genau das habe ich mir auch gedacht. Dass er den Arbeitnehmer leichter rausschmeißen können will wenn es notwendig sein sollte.
Mein erster Gedanke ist natürlich, dass der Arbeitgeber den Arbeitsvertrag nachträglich ändern will, ohne dass es der neue Mitarbeiter mitbekommt.
Die Konditionen des Vertrags sollte der Mitarbeiter schon wissen, wenn er unterschrieben hat. Ansonsten tritt er das Arbeitsverhältnis ohne gegengezeichneten Vertrag eben nicht an. Als LKW-Fahrer findet man wirklich an jeder Ecke eine Arbeit.
Der Vertrag wurde schon von Arbeitgeber und meinem Partner unterschrieben und mein Partner bestätigt, dass er den Vertrag vorher durchgelesen hat und mit den Konditionen einverstanden war.
Meine Befürchtung ist, dass der Arbeitgeber etwas am Vertrag nachträglich ändert, bevor er die neue Version an meinen Freund per Post verschickt.
Ich arbeite selbst im Büro und kenne es nur aus meiner Branche, dass man doppelte Ausführung des Arbeitsvertragen per Post zugeschickt bekommt (beide Ausführungen sind schon vom Arbeitgeber unterschrieben), damit man sich ihn in Ruhe durchlesen kann, danach unterschreibt man beide Ausführungen, schickt eine zurück an den Arbeitgeber und behält gleich eine Ausführung selbst, die dann nicht mehr geändert werden kann.
Wenn dein Partner so großes Misstrauen seinem AG gegenüber hegt, sollte er sich wohl besser ein anderes Unternehmen suchen.
Haha, mein Partner hat gar kein Bedenken, das ist es ja. Er hat sich nicht mal gewundert, als er den Vertrag nicht mitnehmen durfte. Er fährt nur LKW und ist mehr so der Macher was man mit Händen machen kann. Intellektuelles, logisches und alles was mit Dokumenten zu haben sind nicht seine Stärke.
Nur ich bin skeptisch. Das liegt wohl in meiner Natur, da das Prüfen von Dokumenten zu meinem Beruf gehört.
Ich habe ordentlich mit ihm geschimpft. Aber vielleicht hat er ja mehr Glück als Verstand und der Arbeitgeber hat keinen wichtigen Punkt im Vertrag geändert.
Nicht ganz richtig. Üblicherweise erhält der Arbeitnehmer 2 Blanco-Exemplare die er beide unterschreibt und an den AG schickt. Erst dann unterzeichnet der AG und schickt ein Exemplar an den Arbeitnehmer.
Der Vertrag müsste angeblich erst vom Anwalt geprüft werden.
Das macht man doch wenn, bevor man den Vertrag fertigstellt, und nicht erst wenn eine Partei schon unterschrieben hat...?
Klingt in der Tat sehr dubios. Ich würde den Vertrag nach Erhalt jedenfalls sehr genau auf nachträgliche Änderungen prüfen.
auf nachträgliche Änderungen prüfen
und im Erfolgsfall Anzeige wegen Urkundenfälschung erstatten.
Vielen Dank für deine sehr gute Antwort.
Ja überängstlich bin ich:).
Ja ich habe auch viele Unterschiede zwischen seiner und meiner Branche mitbekommen. Alleine der schroffe Umgangston der in seiner Branche herrscht wäre bei uns undenkbar. Auch dass LKW Fahrer sich nicht schriftlich bewerben müssen ist anders. Oder dass sie so unglaublich wenig verdienen im Vergleich zu was sie leisten.