Roll Down Effekt - Anleihen

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Der Roll-Down-Effekt ist nur in Zeiten normaler Zinsstrukturkurven zu beobachten, d.h. wenn die Zinsen am kurzen Ende niedriger sind als am langen Ende.

Schau auch mal hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Zinsstruktur

Angenommen, Du kaufst eine Anleihe auf 8 Jahre Restlaufzeit mit einem Kupon von 4%. Nach einem Jahr ist diese Anleihe eine 7-jährige Anleihe, die nominell aufgrund ihrer Laufzeit eigentlich nur noch vielleicht 3,5% liefern sollte. Also sind die 4% einer 7-jährigen Anleihe besser als die Zinsstrukturkurve angibt. Damit steigt der Kurs der Anleihe, denn der Kupon ist ja fix.

Allerdings gibt es auch den gegenläufigen Effekt, der ein Pull-to-par beschreibt. Mit zunehmender Nähe zum Laufzeitende wird sich der Kurs den 100% annähern, da die Restrisiken aufgrund der Laufzeit abnehmen.

Das zusammen ergibt für länger laufende Anleihen ein charakteristische Kurve.

Also kann man sagen, dass der Kurs einer z.B. 5 jährigem Anleihe mit Ablauf eines Jahres steigt, da sie mit dann das gleiche Risiko aufweist wie eine 4 jährige Anleihe, aber dabei im Vergleich eine höhere Rendite abwirft? Das hieße dann aber auch, dass Anleger die von vornherein den Roll Down Effekt nutzen wollen, darauf spekulieren, dass die Zinsen/Rendite für dieselbe Anleihenklasse zwischen Kauf und Verkauf einer längerfristigen Anleihe nicht steigen, richtig?

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@Leppi

Im Prinzip ja, aber effektiv kommt es auf die Absichten des Investors an. Letztendlich sind Kurse von Anleihen ja nur für jemanden interessant, der diese vor Laufzeitende veräußern will. Zum Laufzeitende sind es immer 100%, wenn die Emittentin nicht ausfällt.

Wenn die risikolosen Marktzinsen zwischen Kauf und Verkauf steigen, dann fallen die Anleihenkurse, da ja der Kupon im Vergleich zum risikolosen Zins weniger attraktiv ist.

Daher wird ein Fonds idealerweise Anleihen verschiedener Durationen nach einer gewissen Strategie kaufen, um solche Effekte zu nutzen bzw. gegeneinander zu neutralisieren. Sehr schön kann man diese Effekte derzeit in USA betrachten, wo die längerfristigen Zinsen mit der Aussicht auf eine Verlangsamung oder Beendigung der Fed-Anleihenkäufe wieder steigen. Die Zinsstrukturkurve normalisiert sich wieder.

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