Geld im Ausland (Hong Kong) anlegen?

1 Antwort

Hier vermischt sich einiges an emotionalen Punkten mit vielleicht wirtschaftlichen Überlegungen. Laß mich mal etwas sortieren:

  1. Wenn Du dem Euro nicht mehr traust, kannst Du auch in globale Aktien- und Rentenfonds anlegen, die eine Diversifikation über die verschiedensten Währungen anbieten. Ist Asien Dein Fokus, gibt es Fonds, die gezielt in asiatische Aktien- und Rentenmärkte investieren. Manche davon notieren nicht in EUR, sondern in USD, GBP, SGD oder HKD.

  2. Wenn Du den europäischen Banken nicht mehr traust, dann solltest Du insbesondere auch die britischen Banken meiden. Da wäre dann wohl eher eine Hausbank in der Schweiz, in Dubai oder in Singapur angebracht. Hongkong wäre nicht meine Präferenz. Letztendlich sollte es ein politisch stabiles, verläßliches Land mit einer guten, robusten Bankeninfrastruktur sein.

  3. Wenn Du der ganzen Finanzwelt nicht mehr traust, dann solltest Du alle Geldwerte in Sachwerte wandeln, denn Geldwerte würden Deiner Angst zufolge zukünftig ja schnell an Wert verlieren. Das wäre also beispielsweise Gold oder auch Baugrundstücke in guter Lage. Zu den Sachwerten gehören jedoch auch Aktien als Unternehmensbeteiligungen, d.h. Du wirst vielleicht in solide Dividendenwerte investieren wollen - aber Halt! Du traust ja den Finanzmärkten nicht. Also doch lieber physische Assets zum Anfassen.

  4. Wenn Du der ganzen Welt nicht mehr traust, dann sollest Du Dein persönliches Hab und Gut einem tibetanischen Kloster vermachen und in dieses auswandern. Das Glück, sich um die Trivialitäten des täglichen Lebens in einer von Geld geprägten Welt nicht mehr kümmern zu müssen und in einer Gemeinschaft Gleichdenkender zu verbringen, muß enorm sein.

Soviel zu den Optionen. Nun lebst Du ja wahrscheinlich im im Euro-Raum, wahrscheinlich sogar in Deutschland. Irgendwo in der Nähe eines IKEA-Marktes? Hmm...

Deutschland gehört zu den ganz wenigen Ländern auf diesem Planeten, die alle Sorten von Krisen bisher gut gemeistert haben. Welches andere Land fällt Dir ein, das die Kosten und Aufwände einer Wiedervereinigung dieser Größenordnung bewältigen könnte? Welches andere Land fällt Dir ein, daß durch Innovation und starke Exportorientierung einen hohen Lebensstandard für seine Bürger mit starken sozialen Absicherungen ermöglicht?

Sollte also der Euro untergehen, dann wird Deutschland eine andere Währung bekommen oder vielleicht auch einen Euro beibehalten. In jedem Fall wird diese Währung deutlich stärker als die der dann nicht mehr im Euro befindlichen Staaten sein. Ein Zweifel am Euro sollte Dich also eigentlich zu einer Fokussierung von Anlagen in Deutschland und außerhalb von Europa treiben.

Warum eigentlich außerhalb von Europa? Europa als Wirtschaftsraum ist größer als die USA. Der Wechselkurs zum USD lag im Mittel bei ca. 1,25. Heute liegt er bei 1,30 und knapp höher. Wenn der EUR so schlecht ist und die USA und andere Länder so gut, warum spiegelt sich das nicht im Wechselkurs wieder? Der kleine Zinsspread zwischen USA und EUR-Raum kann nicht der Grund sein.

Ich vermute also mal, daß Du aufgrund heftig negativer Berichterstattung über Crashes der Aktienmärkte, Absturz der Anleihenmärkte, Preisverfall an den Rohstoff-Terminbörsen und Auseinanderbrechen der EUR-Zone nicht mehr weißt, wo Dir der Kopf steht, und daher Dein Gefühl zwischen Punkt 2 und Punkt 3 meiner obigen Liste schwankt.

Schau Dir aber mal die langfristigen Charts seit 1900 für Aktienmärkte an. Zu jeder Krise gab es eine Erholung. Das ist ja auch logisch, da vielleicht Überbewertungen durch einen Crash abgebaut werden, aber nach der Überreaktion im Crash geht es wieder auf den Normalzustand zurück. Der Schlüssel für eine Investmentstrategie liegt also daran, Normalzustände zu erkennen und in übertrieben positiven Marktphasen vorsichtig zu sein (vielleicht Absicherungen einzubauen) bzw. in übertrieben negativen Marktphasen auf Einkaufstour zu gehen, um Schnäppchen aufzusammeln, die in der folgenden Normalphase im Wert gestiegen sein werden. Da Du nicht weißt, wo das passiert, ist eine Diversifikation sinnvoll - wie auch schon Harry Markowitz in seinen legendären Schriften festgestellt hat.

Daher stimme ich Dir zu, daß in jedem Fall einen 100%ige Anlage im Euro-Raum (wie auch in jedem anderen Währungsraum) ein Risiko darstellt. Da Du im Euro-Raum lebst, wären Anlagen mit 50% in EUR, 25% in USD und 25% in anderen Währungen vielleicht sinnvoll. Das muß jedoch nicht passieren, indem Du physisch Geld außer Landes schaffst und bei Banken in Hongkong anlegst (wie gesagt - da gibt es bessere Länder), sondern durch Investments in den jeweiligen Währungen. Bedenke dabei, daß Geldwerte nicht das Mittel der Wahl sind, da sie durch Inflation und Zinssteigerungen schnell Wert verlieren können, sondern Aktien solider, globaler Unternehmen mit robustem Geschäft.

So, und jetzt besorgst Du Dir bei Amazon ein gutes Buch über die Kapitalmärkte: http://www.amazon.de/Odysseus-die-Wiesel-Einf%C3%BChrung-Finanzm%C3%A4rkte/dp/3937834486

Oha - gute Abhandlung - sauber und verständlich.

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Ich würde ja Euro und USD meiden, aber speziell USD lässt sich ja wohl nirgendwo auf der Welt meiden. (Ich denke mal selbst die Taliban würden USD akzeptieren.)

Ich würde versuchen 50% im Ausland anzulegen. Hong Kong gefiel mir halt und es ist ja immerhin bis 2047 noch unabhängig (Wobei ob sich China daran hält...) SIngapur wird ja zu teuer sein. Mit 50% im Ausland fühle ich mich vielleicht sicherer bei dem ganzen.

Nun, das die Wiedervereinigung ist vielleicht auch nicht so ganz geglückt, immerhin gibt es da auch noch große Unterschiede zwischen den Ländern und auch finanzielle folgen.

Sachwerte zu investieren steht für mich aktuell noch nicht so zur Auswahl, später vielleicht, aber aktuell würde ich das lieber mal bei Seite lassen. Ich vertraue dem ganzen zwar schon noch, aber auf Dauer würde ich lieber auf Nummer sicher gehen.

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@Hillybillyregal

Keine Sachwerte, aber lieber auf Nummer Sicher? Das ist ein Widerspruch. Sachwerte sind die Nummer Sicher. Geldwerte wie Anleihen etc. werden im Rahmen einer Zinserhöhung ab 2014 noch weiter unter die Räder kommen. Anlagezinsen in Hongkong sind übrigens nicht so üppig wie Du Dir das vielleicht vorstellst, wenn Du eine "sichere" Anlage suchst.

Geld in Ausland zu schaffen bedeutet auch Risiken. Was passiert denn, wenn China in Hongkong einmarschiert? Was, wenn Nordkorea doch ein paar Raketen in der Region herumschickt? Du solltest unterscheiden zwischen Investitionen in Währungen und Investitionen physisch in diesen Ländern. Du kannst auch hier einen Fonds in HKD-Aktien oder -Bonds kaufen und damit komplett vom EUR unabhängig sein. Schaffst Du Dein Geld zu einer Bank in einem anderen Land, dann sollte diese für Dich erreichbar sein. Die Schweiz hängt zu 70% am EUR, d.h. die nächste Gelegenheit wäre wohl Dubai :-)

Daher würde ich vorschlagen: lies mal das Buch. Dann liest Du meine Antwort nochmals ;-)

Und was die Wiedervereinigung anbelangt: es ging mir um den finanziellen Aspekt. Glaubst Du, Frankreich oder die USA hätten eine Wiedervereinigung proportional dieser Größe einfach so geschultert?

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@gandalf94305

Naja Der Dirham hängt doch direkt am Dollar :) Ich meine auch nicht unbedingt das es sich jetzt wahnsinnig lohnen muss, es würde ja schon ein einfaches Girokonto reichen....

Schweiz, nicht wenn es sein muss, ich kenn Schweizer und denen wollte ich nicht unbedingt eingestehen das ich da Geld angelegt habe :D

Nordkorea würde doch eher Japan oder USA angreifen. Für die sind Chinesen doch Freunde. Ich glaube kaum das sich das kleine Nordkorea mit 1.x Chinesen anlegen :D

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Was würdest du denn empfehlen wenn ich jetzt im Asiatischen Raum bleiben wollte. Ich lebe natürlich in Deutschland, die Konten liegen zum Teil bei der ING Diba und Sparkassen.

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